Kapitel 5

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Kapitel5

Miga davon zu erzählen, war einfacher, als ich gedacht hatte. Sie reagierte nicht so, wie ich es erwartet hatte. Sie verhielt sich gefasst und hörte sich das, was wir besprochen hatten, vorerst schweigend an. Dann umarmte sie mich und strich mir über den Kopf, so wie es nur eine Mutter tat. Auch sie hielt ihren Zorn auf meinen Vater in Grenzen und erwähnte nur, dass er einfach Hilfe brauchte.

„Und natürlich wirst du hierbleiben! Du bist wie mein eigen Fleisch und Blut. Familie kümmert sich um einander!", sagte sie schließlich, während sie mich noch immer in einer festen Umarmung hielt.

„Ich danke dir", flüsterte ich und erwiderte die Umarmung vorsichtig. Taemin musterte uns derweil schweigend und warf mir einen aufmunternden Blick zu. Zwar blieben die Nervosität und die Sorge, aber sie fühlten sich nicht mehr erdrückend an.

„Ich werde dich nach Hause fahren, dem Arzt Bescheid geben und dann sollte ein Krankenwagen kommen und ihn abholen", erklärte Taemin erneut, als er sich seine rote Jacke, die einen auffallenden Kontrast zu seiner weißen Hose bot, anzog.

„Aber wir werden nicht alleine reingehen?"

„Wir warten vor dem Haus. Die Notärzte werden schon wissen, was zu tun ist."

Ich nickte langsam und zog mir auch meine dunkle Jacke über. Meine Hände zitterten und ich wusste nicht so recht, wie ich mich fühlen sollte.

Die Fahrt verlief schweigend und immer wieder fragte ich mich, ob das wirklich die beste Entscheidung gewesen war. Doch Taemin hatte Recht. Es war das Beste für ihn und auch für mich, wenn er sich von einem Arzt helfen ließ. Auch, wenn mein Vater das nicht sofort einsehen würde. Der Wagen hielt vor dem Haus. Ich warf Tae einen kurzen Seitenblick zu, der äußerst gefasst wirkte. Schweigend stieg er aus dem Wagen, holte sein Handy aus der Tasche und noch bevor ich etwas hätte einwenden können, hielt er das Gerät bereits am Ohr. Ich sah, wie er den Mund bewegte, doch verstand nicht was er sagte. Er klang meilenweit entfernt.

Erneut überkam mich die Panik.

War das wirklich die richtige Entscheidung gewesen?

Ich rieb mir über das Gesicht und seufzte leise. Noch immer wusste ich nicht, welche Emotion mich im Moment am stärksten im Griff hatte.

Angst?

Trauer?

Erleichterung?

„Ist alles okay?", hörte ich Taemin nun deutlicher und nahm die Hände vom Gesicht. Er hatte seinen Kopf wieder in den Wagen gesteckt und musterte mich besorgt. Offensichtlich hatte er den Anruf schon beendet. Jetzt gab es offiziell kein Zurück mehr.

Ich nickte langsam und stieg nun auch aus dem Gefährt. Mit schnellen Schritten hatte er das Auto umrundet und legte mir nun die Hände auf die Schultern.

„Es war die richtige Entscheidung, in Ordnung?", versuchte er mich etwas zu beruhigen und massierte mir vorsichtig die Schultern.

„Ja", seufzte ich, noch nicht ganz überzeugt.

Seine Arme wanderten von meinen Schultern und er zog mich in eine sanfte Umarmung, wobei er den Kopf auf meine Schulter legte. Ich spürte, wie sich mein Körper ein wenig entspannte und lehnte mich in die Umarmung.

„Danke, dass du da bist", flüsterte ich, bevor ich mich wieder von ihm löste.

Es gab Momente im Leben, in denen alles so surreal schien. Alles passierte so schnell. Aus Minuten schienen Sekunden zu werden. Erinnerungen, die sofort zu verblassen drohten. Oder die man einfach sofort verdrängen wollte. Genau so ein Moment, war es, nachdem der Krankenwagen eingetroffen war. Ich hatte das Gefühl, dass ich das Geschehen von weit entfernt beobachtet hatte. Kein Teil von dem Szenario gewesen war. Doch genau das war ich gewesen.

Feels like home - Eric und KaiWhere stories live. Discover now