Epilog

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Epilog

Am Neujahrsmorgen waren Eric und ich bereits früh aufgestanden. Obwohl wir erst weit nach Mitternacht schlafen gegangen waren, hatten wir uns für heute fest vorgenommen, den ersten Morgen des Jahres mit einem Spaziergang zu beginnen. Und das in aller Frühe.

Taemin und Marc waren in der Nacht heimgefahren. Wir hatten den Abend mit vielen Snacks, Musik und sämtlichen Partyspielen über die Bühne gebracht. Einfach und schlicht und doch wundervoll. Während des Feuerwerkes hatte ich mit Goliath auf dem Sofa gekuschelt, obwohl ihm der Krach nichts auszumachen schien. Letztendlich war er irgendwann sogar seelenruhig auf meinem Schoß eingeschlafen, während draußen noch immer bunte Farben den Himmel erleuchteten.

Traurigerweise fanden wir auf dem Weg zu dem Wald, in dem wir spazieren gehen wollten, mehr als genug Abfälle des gestrigen Abends. Ein weiterer Grund, weshalb ich kein Fan von dem Zeug war.

Auf dem sandigen Parkplatz hielt Eric den Wagen an. Wir hatten die Fahrt schweigend genossen, hatten unseren Gedanken nachgehangen und nur hin und wieder kurze Blicke ausgetauscht. Als der Ältere aus dem Wagen stieg, tat ich es ihm gleich und war sogleich wieder an seiner Seite. Wir waren mittlerweile schon einige Male in dem Wald spazieren gegangen und doch verzauberte er mich immer wieder. Hier waren so viele Erinnerungen entstanden. Eric ergriff meine Hand, als ich neben ihm her ging und strich mit dem Daumen über meinen Handrücken.

„Weißt du was mich wirklich glücklich macht?", fragte er plötzlich. Ich wandte meinen Blick von den Bäumen zu ihm und hob fragend eine Braue.

„Dass ich dieses Silvester mit dir verbringen durfte. Dass du die erste Person warst, die in diesem Jahr bei mir war. Die erste Person, neben der ich im neuen Jahr aufgewacht bin. Es hätte keinen besseren Start für ein neues Jahr geben können", meinte Eric und sah mich mit einem schüchternen Lächeln an. Das war neu. Ich musterte ihn amüsiert.

„Bist du seit diesem Jahr schüchtern?", fragte ich neckend und kassierte dafür ein gespielt, genervtes Augenrollen.

„Das klang kitschiger als gedacht", gestand er dann und musste nun selbst ein Grinsen zurückhalten.

„Durchaus", fuhr ich neckend fort, doch wurde dann wieder ernster, „aber das macht deine Worte nicht weniger wertvoll. Weißt du, heute Morgen neben dir aufzuwachen, am ersten Morgen in diesem Jahr, hat mir Hoffnung gegeben. Du gibst mir jeden Tag Hoffnung und zu wissen, dass ein neues Jahr begonnen hat und du noch immer an meiner Seite bist, gibt mir die Hoffnung, dass du bleiben wirst. Dass du die Person bist, die ich nie mehr verlieren und der ich nicht von der Seite weichen möchte. Nie mehr. Zu wissen, dass man im neuen Jahr neben jemandem aufwacht, der einen liebt... Da kann das Jahr nur wundervoll werden."

Für einen Moment war Eric still und ich befürchtete bereits, dass ich irgendetwas gesagt hatte, dass er nicht hören wollte. Doch als Eric stehen blieb und sanft meine zweite Hand ergriff, verbannte ich diesen Gedanken sofort wieder aus meinem Kopf.

„Zu hören, dass ich dir Hoffnung gebe, gibt mir unfassbar viel. Ich muss oft daran denken, wo ich dich das erste Mal gesehen habe. Du saßt da, wirktest verloren und einsam und ich wollte nur noch eins: Dich lächeln sehen. Ich wusste nicht, was dir passiert war. Ich wusste nicht mal, ob du mir überhaupt antworten würdest, wenn ich dich ansprechen würde, aber ich musste es tun. Ich habe lange nicht verstanden, warum. Es lag nicht an deinem Aussehen, dass ich mit dir gesprochen habe. Es lag an deiner Aura. Diese Trauer, die ich gespürt hatte, sobald ich dich nur angesehen hatte... ich hätte dich niemals dort einfach sitzen lassen können."

Ich sah ihm an, wie schwer es ihm fiel die richtigen Worte zu finden. Aber ich verstand ihn.

„Ich bin unfassbar froh, dass du mich angesprochen hast. Ich... hatte gar nicht gewusst, wie sehr ich dich gebraucht hatte. Jemanden, der mir Hoffnung gibt. Mir das Gefühl gibt, dass das alles nicht sinnlos ist. Mir Mut und mir das Gefühl gibt, wertvoll zu sein. Ich habe diese Liebe gebraucht... ich brauche sie immer noch", antwortete ich ebenso ernst. Er musterte mich, als wollte er herausfinden, ob ich wirklich meinte was ich gesagt hatte und offenbar fand er seine Antwort, denn kurz darauf entspannten sich seine Gesichtszüge und er schenkte mir ein zufriedenes Lächeln. Leise raschelten die Blätter im Wind, während wir einfach schweigend dastanden. Wir sahen uns an, keiner sagte ein Wort. Ich wusste nicht was er dachte, doch meine Gedanken überschlugen sich. Mir kamen all die Situationen, all die Stunden in den Kopf, die wir zusammen erlebt hatten.

„Hier hatten wir unseren ersten Kuss", kam es plötzlich von Eric. Sein zufriedenes Lächeln wich nicht. Ich brachte nicht mehr, als ein Nicken zustande. Jedes Mal, wenn wir hier waren, war das mein erster Gedanke. Hier hatten wir uns das erste Mal geküsst.

„Darf ich?", fragte er und legte eine Hand unter mein Kinn. Dieses Mal wartete er eine Antwort von mir ab. Ich wusste, dass ihm bewusst war, dass er nicht um Erlaubnis fragen musste und doch löste es in mir ein warmes Gefühl aus, als er es tat. Ein Zeichen seiner Rücksicht. Ein Zeichen seines Respektes.

„Ja, ich bitte darum", antwortete ich, ruhig und ernst, wobei mein Blick zu seinen Lippen wanderten. Seinen zarten, weichen Lippen. Mit einer ruhigen Bewegung hob er mein Kinn noch weiter an und platzierte einen liebevollen Kuss auf meine Lippen. Seine andere Hand ließ meine los und er legte einen Arm um mich. Ich trat einen weiteren Schritt zu ihm, legte meine Hände an seine Seiten. Im Gegensatz zu sonst, wenn wir in der Öffentlichkeit waren löste er den Kuss nicht sofort. Er hielt mich eine ganze Weile nur schweigend in seinen Armen, gab mir die Nähe, die ich so sehr wollte. Dann ließ er von meinen Lippen ab.

„Ich liebe dich, Kai."

Seine Stimme hatte noch immer einen ernsten Unterton.

„Ich liebe dich auch", gab ich ebenso ernst zurück. Meine Hände ruhten weiterhin an seinen Seiten, doch er machte keinerlei Anstalten, dass ihm das missfiel.

„Ich freue mich schon so sehr mit dir in das neue Haus zu ziehen, auf einen gemeinsamen Start", murmelte der Ältere und musterte mich, wobei es mir vorkam, als würde das Blau seiner Augen heute noch kräftiger leuchten.

„Einen gemeinsamen Start.", wiederholte ich und grinste erfreut, „Darauf freue ich mich auch. Nur du und ich. Der Gedanke gefällt mir."

Eric grinste kurz und strich mir wieder über die Wange. Er wollte etwas sagen, doch entschied sich schließlich dagegen. Langsam zog er seine Hände zurück, ein Zeichen für mich, dass auch ich meine Hände von seinen Seiten lösen sollte.

„Wie wäre es, wenn wir langsam zurückgehen. Wir könnten gemeinsam frühstücken und dann mit packen beginnen", schlug der Braunhaarige vor und lächelte wieder sanft. Ich musterte sein perfektes Gesicht.

„Das ist eine großartige Idee", stimmte ich zu und nickte.

„Na dann", mit diesen Worten ergriff er wieder meine Hand und machte kehrt.

„Zac hat angeboten uns bei dem Umzug zu helfen", erzählte der Ältere, während ich schweigend neben ihm herging, „Seine Bandkollegen wären auch bereit mitzuhelfen. Also nur, wenn dich das nicht stören würde."

Ich mochte seine Besorgnis um mich. Ein Zeichen, dass ihm mein Wohlergehen wichtig war.

„Nein, nein. Mich stört das keinesfalls", widersprach ich und schenkte ihm ein ehrliches Lächeln, um meine Aussage zu unterstreichen. Eric nickte, offenbar zufrieden mit der Antwort.

Das aufkommende Schweigen wurde von dem Klingeln meines Handys unterbrochen. Eilig holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und musterte das Display. Überrascht hob ich die Brauen, was Eric nicht entging.

„Wer ist es denn?", wollte er wissen, doch sah nicht auf meinen Handybildschirm.

„Mein Vater", antwortete ich und nun hob auch er fragend die Braue. Mein Vater hatte sich seit Monaten nicht mehr bei mir gemeldet. Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht damit gerechnet, dass er mich überhaupt nochmal anrufen würde. Zumindest nicht, nach dem was er gesagt und sich dann monatelang in keiner Weise bei mir gemeldet hatte. Ich zögerte, bevor ich den Anruf akzeptierte und das Gerät an mein Ohr hielt.

„Hallo?"

Es dauerte einen kurzen Moment, bevor die Stimme meines Vaters ertönte.

„Kai, können wir uns treffen?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 22, 2021 ⏰

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Feels like home - Eric und KaiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt