Kapitel 11

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Kapitel11

So langsam fand ich eine Normalität in der jetzigen Situation. Ich hatte wieder eine Routine in meinem Leben und schien wirklich gut mit allem zurecht zu kommen. Von meinem Vater hatte ich noch nichts gehört, aber mir wurde gesagt, dass ich in 14 Tagen mit ihm telefonieren dürfte. Das lag mittlerweile eine Woche zurück. Ich hatte mir vorgenommen am Ende der nächsten Woche mit meinem Vater zu reden.

Mittlerweile schrieben Eric und ich tagtäglich. Wieder getroffen hatten wir uns zwar noch nicht, doch kam es mir bereits jetzt schon so vor, als würden wir uns deutlich besser kennen. Jeden Morgen und jeden Abend konnte ich mit mindestens einer Nachricht von ihm rechnen. Mittlerweile waren sie auch nicht mehr so oberflächlich wie zuvor. Wahrscheinlich lag es an seiner liebevollen, rücksichtsvollen Art, dass ich es jetzt bereits gewagt hatte, ihm von meinem Vater und der ganzen Situation zu erzählen. Und wie zu erwarten, hatte er nicht zu viele Fragen gestellt und hatte genau die Worte gefunden, die mir dieses sichere Gefühl von Akzeptanz gaben. Ich wusste nicht wie er das anstellte, doch er fand immer die richtigen Worte.

An diesem Montag hatten wir beschlossen uns wieder zu treffen. Er hatte mir erzählt, dass er nur am Wochenende in unterschiedlichen Bars hier in der Nähe arbeitete und ansonsten als selbstständiger Innenarchitekt tätig war. Also beschloss er am Montagnachmittag früher Schluss zu machen, damit er mich nach meiner Schicht von der Arbeit abholen konnte.

Um Punkt eins am Nachmittag sah ich, wie ein schwarzer VW Scirocco vor der Buchhandlung hielt. Ich kannte mich zwar nicht mit Autos aus, doch dasselbe Modell hatte mein Großvater jahrelang gefahren. Und er hatte jede Möglichkeit genutzt, um mir jedes kleinste Detail über die Kiste zu erzählen. Und dieses Auto war definitiv nicht die Art von Auto, die ich von Eric erwartet hatte. Er verdiente gut. Sehr gut sogar. Dass er dann gerade dieses alte Modell fuhr überraschte mich.

Ich verabschiedete mich noch einmal von Alex, bevor ich den Laden verließ. Eric war mittlerweile aus dem Wagen gestiegen und lehnte neben der Beifahrerseite an der Tür. Lächelnd begrüßte er mich.

„Hey, Kai."

Mit einer schnellen Bewegung stieß der Ältere sich von dem Wagen ab und öffnete die Beifahrertür.

„Hey, Eric. Danke dir, dass du mich abholst", meinte ich und schenkte ihm ebenfalls ein breites Lächeln. Er machte eine wegwerfende Handbewegung und bedeutete mir dann in den Wagen zu steigen. Dieser Aufforderung kam ich gerne nach.

Ich ließ mich auf den Beifahrersitz sinken und wartete, bis Eric einmal um das Auto herumgegangen war und sich hinter das Steuer gesetzt hatte.

„Also, hast du einen bestimmten Wunsch wo wir hinfahren sollen oder lässt du mich entscheiden?", fragte der Braunhaarige und warf mir einen kurzen Blick zu.

„Ich überlasse dir die Entscheidung", antwortete ich, sichtlich gespannt darauf welchen Ort er für einen Spaziergang im Kopf hatte. Mit einem zufriedenen Ausdruck startete er den Wagen.

„Ich glaube ich kenne einen Ort, der dir gefallen könnte.", murmelte er und warf mir einen kurzen Blick zu, „Vergiss nicht dich anzuschnallen."

Ich schätzte seine Fürsorge. Er gab mir damit das Gefühl sicher zu sein. Ein Gefühl, dass ich die letzten Monate nicht wirklich hatte.

Ohne weiteres Zögern kam ich seiner Aufforderung nach. Mit einem Nicken, wandte er den Blick wieder auf die Straße und fuhr los.

20 Minuten später hielt Eric den Wagen auf einem sandigen Parkplatz. Als er den Motor abgestellt hatte, verstummte auch Freddie Mercurys Stimme, die aus dem Radio gedrungen war. Neugierig sah ich aus der Frontscheibe und stellte mit einem Lächeln fest, wo er uns hingefahren hatte.

Feels like home - Eric und KaiWhere stories live. Discover now