Kapitel 13

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Kapitel13

Eric brauchte wirklich nicht länger als 10 Minuten. Als sein Wagen vor dem Grundstück zum Stehen kam, machte ich mich sogleich auf den Weg zu seinem Auto und stieg auf der Beifahrerseite ein. Eric warf mir einen besorgten Blick zu, doch fuhr los, ohne ein Wort zu sagen. Er schien zu spüren, dass ich genau das gerade brauchte. Stille Gesellschaft.

Der Weg zu seiner Wohnung erschien mir ziemlich lange und doch genoss ich die Stille. Zumindest so lange, bis sich meine Gedanken vollkommen überschlugen.

„Ich... hätte nicht erwartet, dass du so einen Wagen fährst", begann ich ein Gespräch, um mich abzulenken. Sichtlich überrascht sah er mich an, doch lächelte kaum merklich, bevor er wieder auf die Straße sah.

„Es ist ein alter VW Scirocco. Mein Vater hatte ihn mir damals geschenkt. Zwei Wochen bevor er gestorben ist", erklärte er, wobei ich mir sicher war, dass er den letzten Satz nur erwähnt hatte, um mir zu zeigen, dass ich mich mit meiner Situation nicht vollkommen alleine fühlen sollte. Ich nickte, was er im Augenwinkel gesehen zu haben schien, denn er setzte seine Erklärung fort.

„Ursprünglich war er hellblau. Aber die Farbe hatte ich nie gemocht, also habe ich mir, sobald das Auto mir gehörte, schwarzen Lack besorgt. Vielleicht hatte mich die Farbe aber auch einfach zu sehr an ihn erinnert. Naja. Jetzt hat Rocco wenigstens eine nicht allzu auffallende Farbe."

Dass er der Typ war, der Gegenständen Namen gab hatte ich ebenfalls nicht erwartet.

„Rocco? Äußerst kreativ", murmelte ich und grinste kurz.

„Wenigstens ist es ein Name, den ich nicht sofort vergesse", gab der Ältere zurück, doch auch seine Miene erhellte sich deutlich.

Wir bogen in eine Siedlung ab, bevor Eric vor einem kleinen Mehrfamilienhaus parkte. Obwohl ich bisher erst einmal hier gewesen war, erkannte ich es sofort wieder. Ich nahm den Rucksack von meinem Schoß und stieg aus. Der Dunkelhaarige tat es mir gleich und machte sich bereits auf den Weg zur Eingangstür. Ich holte eilig zu ihm auf und folgte ihm in das innere. Er wohnte im Erdgeschoss, in der zweiten Wohnung von rechts. Auch seine Wohnung hätte ich sofort wiedergefunden. Die Wohnung, in die er mich jetzt führte, hatte sich seit dem letzten Mal nicht verändert. Ein kurzer Gang führte von der Haustür in dem großen, breiten Flur. Auf der linken Seite lagen Küche und Wohnzimmer, die an den kleinen Türschildern mit der jeweiligen Bezeichnung zu erkennen waren. Rechts neben dem Wohnzimmer lag ein Raum, dessen Tür keine Beschriftung hatte. Rechts von mir erkannte ich zwei weitere Zimmer. Schlafzimmer und Bad standen in schwarzen, geschwungenen Lettern auf den Türschildern. Die Wohnung war weder sehr groß, noch sehr klein. Sie kam mir perfekt vor.

„Hast du Hunger?", riss mich Erics Stimme aus den Gedanken. Er schob sich an mir vorbei und öffnete die Küchentür.

„Nur wenn du was für mich übrig hast", antwortete ich und folgte ihm in die Küche.

„Klar. Müsli? Toast? Pfannkuchen?"

Ein kurzes Grinsen schlich sich auf meine Lippen. An dem Morgen, an dem ich in dieser Wohnung wach geworden war, war genau das die erste Mahlzeit, die Eric mir zubereitet hatte.

„Pfannkuchen klingen super", meinte ich und schenkte ihm ein breites Lächeln, dass er sogleich erwiderte.

Ob er ebenfalls daran dachte? Doch ich fragte ihn nicht danach. Stattdessen ließ ich mich schweigend auf einen der Stühle sinken und legte den Rucksack auf den Stuhl neben mir.

„Willst du darüber reden was heute Morgen los war?", fragte der Ältere, während er sich den Pfannkuchen widmete.

„Ich... bin vielleicht doch zu früh zurück in die Wohnung. Es war ziemlich... bedrückend darin", murmelte ich und musterte seinen Rücken.

Feels like home - Eric und KaiWhere stories live. Discover now