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Ich kehrte zu dem Raum der Wünsche zurück, wo Tom wie besprochen gewartet hatte. „Und?" fragte er, sobald er mich erblickte. Ich schluckte. „Er hat es geglaubt, aber er will mit Hermine sprechen." Tom schnaufte auf. „Ungünstig."
Hermine und Abraxas lagen nach wie vor, unverändert auf dem Boden. „Das ist doch Wahnsinn, Tom. Spätestens morgen, im Unterricht wird auffallen, dass Abraxas und Hermine fehlen. Wir können die Beiden nicht ewig verstecken."
„Du hast Recht." antworte der Junge und biss sich auf die Lippen. „Dann müssen wir verschwinden."
Überrascht blickte ich ihn an. „Verschwinden?" „Verschwinden aus diesem Schloss, aus diesem Leben, aus deren Leben."
Es dauerte bis ich die Worte des Jungen realisierte. Er wollte mit mir durchbrennen.
„Aber Tom, du brauchst die Schulbildung. Du brauchst..." „Ich bitte dich, Katherine. Ich bin viel weiter als die meisten Schüler es jemals sein werden." unterbrach mich der Junge und richtete seinen Blick auf mich. Er machte einen Schritt auf mich zu und nahm meine Hände. „Es gibt niemanden der mich vermissen würde und niemanden der dich vermissen würde. Wir müssten weg, weit weg und bis zu meinem 18 Geburtstag werden wir auf der Flucht sein, aber danach steht uns die gesamte Welt offen. Wir können fernab von dem ganzen nochmal anfangen, nur du und ich. Ich weiß, dass wir gesucht werden würden von diesen zwei Brüdern und von den Dumbledores, aber wir können das schaffen. Zusammen. Zum ersten Mal will ich etwas so sehr. Ich will das, ich will dich. Wieso denn nicht? Was spricht dagegen?"
Ich überlegte. Dagegen sprach Hermines Zukunft. Dagegen sprach mein Versprechen gegenüber Dumbledore. Dagegen sprach eigentlich alles, doch die Idee mit Tom abzuhauen, war zu verlockend. Ich war Katherine Pierce und ich zweifelte an diesem Vorhaben, nur weil es moralisch nicht richtig war? Scheiss drauf. Scheiss auf alle.
„Lass es uns tun." sprach ich also und fiel Tom in die Arme. Dieser packte mich fest und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Ein leichtes, zauberhaftes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. „Lass es uns tun."

„Aber da wäre noch die Sache mit Albus. Wir können die Beiden doch nicht einfach liegen lassen und außerdem würde Albus unser Vorhaben sofort durchschauen, wenn Hermine heute nicht bei ihm erscheint." Tom nickte.
„Deshalb müssen wir heute noch verschwinden. Wir packen unsere Sachen und danach befreie ich die Beiden von dem Zauber. Ich bin mir sowieso nicht ganz sicher, wie lange der hält. Danach müssen wir einfach schnellstmöglich verschwinden."
Das klang nach einem halbwegs guten Plan, also nickte ich, auch wenn ich meine Zweifel hatte. „Es könnte soviel schief gehen." murmelte ich und ließ meinen Gedanken freien Lauf. „Was ist wenn wir nicht rechtzeitig verschwinden? Oder wenn wir erwischt werden..." Tom stoppte meinen Redefluss, indem er meinen Kopf in seine Hände nahm. „Ich weiß selber das es riskant ist, doch wer soll es schaffen, wenn nicht wir. Du und ich? Katherine und Tom. Die zwei Außenseiter. Die zwei bösen Monster. Bis gerade wusste ich nicht mal, dass du ein Vampir bist und trotzdem bin ich bereit mit dir zu gehen. Ich bin bereit alles für dich zu tun. Ich will mit dir zusammen sein, jeden einzelnen Tag. Das ist unsere Chance. Ich will dich so sehr, Katherine."
Ich musste bei seinen Worten lächeln und seine funkelnden Augen verstärkten den Effekt. „Aber..." „Ich liebe dich."

In der Sekunde wo er es ausgesprochen hatte spürte ich ein Gefühl in mir. Ein Gefühl das tief in mir geschlummert hatte und plötzlich hoch kam, als hätte ich vergessen, dass ich dieses Gefühl schonmal gespürt hatte. Tom liebte mich, Tom liebte mich...Oh Gott, Tom liebte mich.
Ohne lange zu zögern, zog ich Tom in einen weiteren intensiven Kuss, sodass sich dieses wohlige Gefühl in mir verstärkte.
Nach ein paar Sekunden lösten wir uns und blickten uns in die Augen. „Es gibt aber soviel was du noch nicht weißt." murmelte ich und erinnerte mich daran, dass Tom nur die halbe Wahrheit wusste. Doch vielleicht sollten wir genau deshalb verschwinden? Tom würde niemals erfahren, dass Hermine eine Zeitreisende war. Er würde bis an sein Lebensende denken, dass ich Katherine Dumbledore hieß. Doch was war mit Klaus und Elijah? Die beiden waren nach wie vor in Dumbledores Gewahrsam und ich war mir ziemlich sicher, dass Dumbledore sie mit Freude auf uns los lassen würde? Doch war das wirklich ein Problem? Ich war Jahre lang, unbewusst auf der Flucht gewesen ohne das die beiden mich gefunden hatten. Mit Tom an meiner Seite würde es noch einfacherer unsere Spuren zu verwischen. Die beiden würden uns vielleicht niemals finden. Wir könnten uns ein neues Leben aufbauen, vielleicht in Italien oder Frankreich oder Irrland. Tom wusste, dass ich auf der Flucht war, zwar nicht, dass die beiden momentan in diesem Schloss gefangen waren, doch ich hatte günstiger Weise von den Beiden erzählt und er würde einen Weg finden. Wir würden einen Weg finden.
„Wenn wir erstmal hier raus sind, haben wir genug Zeit, alle Zeit der Welt das du mir alles erzählst." antworte Tom und blickte mich durchdringend an. „Wir können nochmal ganz von vorne anfangen."
Ich schluckte. Entweder handelte ich moralisch und rettete Hermines Zukunft oder ich tat das was ich wollte, ich rettete Toms und auch meine Zukunft. Eigentlich hatte sich Hermine es selber versaut und vielleicht war genau das meine Bestimmung. Vielleicht hatte Dumbledore nicht genau mich ausgewählt um Hermine zu schützen, sondern vielleicht war es Schicksal und ich war hier um diesen Jungen zu retten.
„Dann lass es uns tun. Ohne Wenn und Aber."
Tom lächelte erneut. „Wir gehen jetzt beide in unsere Schlafsäle und packen unsere Sachen. Danach treffen wir uns in drei Stunden im Gemeinschaftsraum."

Ich saß auf dem Bett, in dem riesigen Schlafsaal. Alleine. Immer wieder ging ich die Szene in meinem Kopf durch. Ich liebe dich, hatte Tom gesagt. Er hatte es so überzeugend und aufrichtig gesagt, dass ich ihm ohne Zweifel glaubte. Ich wusste selber, dass es verrückt war zu zweit wegzulaufen, aber ich wollte es. Ich wollte es wirklich sehr. Es hätte alles so anders kommen können, wenn Elijah und Klaus nicht aufgetaucht wären, wenn Hermine nicht verwandelt worden wäre, wenn Dumbledore sich nicht für mich entschieden hätte... Doch es war nun wie es war, und es war perfekt. Ich war lange nicht mehr so glücklich und zu gleich so schwach gewesen. Vor Tom war ich schwach, er machte mich zu einem richtigen Gefühlsbündel, wie ich es seid Jahrzehnten nicht mehr war. Trotzdem gefiel es mir.
Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es soweit war. Ich packte meine Tasche, in die ich meine Klamotten gestopft hatte und ein süßes Top von Hermine; sie würde es schon nicht vermissen. Danach musterte ich ein letztes Mal den Schlafsaal, bevor ich ihn verließ. In dem Gemeinschaftsraum sah ich Tom stehen. Auch er hatte eine Tasche dabei. „Keinen Koffer?" lächelte ich, sodass sich der Junge zu mir umdrehte. Er lächelte ebenfalls leicht. „Ein Koffer würde es nicht gerade leichter machen unauffällig zu verschwinden." Ich nickte. „Du hast recht." Tom griff nach meiner Taille und zog mich zu sich ran, sodass ich meine Tasche achtlos auf den Boden fallen ließ.
„Ich kann es immernoch nicht glauben." murmelte er, seine Stirn an meine gelehnt. Ich lächelte.
„Ich dachte am Anfang des Schuljahr, das würde ein weiteres normales Jahr werden. Umgeben von Vollidioten. Und dann kamst du und plötzlich ist alles anders."
„Und ich dachte, es würde ein langweiliges Jahr werden, umgeben von Hermine, der Streberin und dann ist das alles passiert. Dann bist du mir passiert." Auf Toms Lippen bildete sich ein Lächeln.
„Wer hätte gedacht, dass ich für dich Gefühle entwickle?" raunte der Junge und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Ich lachte leise auf. „Ich denke das war vorhersehbar, schau mich an." Tom lachte ebenfalls und kniff mir in den Po. „Obwohl, du hast immer so distanziert gewirkt, so kalt und plötzlich das." sagte ich ernst und blickte in seine unglaublichen Augen. „Ich war schon immer so, Katherine. Ich war immer der kalte Junge, der Junge der niemanden liebte und zugleich von niemandem geliebt wurde. Weder von meiner Familie, noch von Freunden. Ich konnte damit leben, ich hatte die dunkle Magie, die mich schon immer faszinierte und ich war mir bewusst, dass jeder Zauberer mich abstoßend finden würde sobald er meine Gedanken verstand. Ich habe einen anderen Blick auf Tod und Macht, als andere Menschen, aber vor dir, darf ich diese Gedanken haben.

Vor dir darf ich ich sein und du gibst mir dabei ein gutes Gefühl, weil du genauso bist. Andere Zauberer würden dein Wesen, deine Art als abstoßend empfinden und würden sich erschrecken, aber ich finde diese Seite wunderschön." Tom sprach mir aus der Seele. Ich war mit der Zeit eiskalt geworden, weil es bisher unmöglich gewesen war von anderen toleriert zu werden und gleichzeitig mir selber treu zu bleiben. „Ich hätte niemals gedacht, so jemanden wie dich zu finden, aber ich habe es getan. Ich bin bereit."
Damit löste er sich von mir und packte unsere Taschen. „Ich bin auch bereit, Tom."

Gemeinsam schlichen wir durchs Schloss, bedacht das uns niemand dabei sah. Bei dem Raum der Wünsche angekommen blickten wir uns erneut an, bevor wir in die Tür, die wie von Zauberhand erschienen war eintraten.
Auf dem Boden lag Abraxas. Nur Abraxas. „Tom." zischte ich. „Wo ist Hermine?" Tom blickte genauso verwirrt auf den Boden.
„Ich weiß es nicht." „Ich dachte du beherrscht den Zauber?" schrie ich hysterisch, bewusst in welcher Lage wir uns gerade befanden. Gerade noch schien alles perfekt zu sein und jetzt das.
„Tue ich auch. Eigentlich. Ich weiß nicht, vielleicht hat er nicht gewirkt weil sie ein Vampir ist und keine Hexe?" murmelte Tom, der sich nervös auf die Lippe biss. „Dann sollten wir verschwinden. So schnell wie möglich." antwortete ich und drehte mich um.

„Nicht so schnell." lächelte die Person, die hinter uns, unbemerkt eingetreten war. Hinter ihr standen zwei weitere Personen, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließen. Das hatte sie nicht getan.
„Wie.." setzte ich an und auch Tom, der sich bei der Stimme blitzschnell umgedreht hatte blickte die drei Personen an.
„Als ich aufgewacht bin, dachte ich mir ich könnte zu Albus gehen und petzen, aber naja..." Hermine, lächelte böse. „...die Brüder haben ihre Hilfe angeboten."

„Hallo, Katerina."

Ahhhh. Meinungen? Ob der Plan nun scheitert?

Vampire [HP]Where stories live. Discover now