Minsung

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"Du kannst nichts. Du bist genauso scheiße wie deine Mutter."
Ich versuche es zwar auszublenden, aber ich bekomme eh immer Panik, wenn jemand die Stimme erhebt, weswegen es sich auch keine zwei Minuten später deutlich zu sehen ist. Ich zittere, bekomme kaum Luft und weine, aber es ist ihm scheiß egal.
"Du bist ein faules Stück scheiße. In deinem Alter, hatte ich schon eine Arbeit und eine eigene Wohnung, aber das passiert nun mal, wenn man dem Amt auf den Taschen liegt. Wahrscheinlich endest du genauso wie deine Mutter, fett und jammernd auf der Couch."
Wow...
Wirklich wow.
Ich bin vielleicht nicht dein Kind, aber trotzdem brauchst du deine Wut nicht an mir aus lassen...Ich habe dir nichts getan.. außerdem gehe ich noch zur Schule du Arschloch von Vater meiner Geschwister.
Wahrscheinlich würde er mir auch noch die Schuld an Corona geben oder daran das er immer wieder seine Arbeit verliert, wenn er es könnte. Ich bin schließlich nur ein Stück scheiße, was nichts kann.
Das an allem schuld hat.
Panisch ziehe ich die Beine an mich und lasse die Tränen laufen, während er mich weiter an schreit.
Ich habe Angst.
Panische Angst.
Wieder kommt mir in den Sinn, wie er vor fast neun Jahren, meine Mom noch verprügelt hat und jetzt habe ich wieder diese Angst, die ich da auch gespürt habe.
Die Angst, dass er es bei mir auch tut, weil ich ihr so ähnlich sehe.
Meine Atmung wird immer flacher, aber es interessiert ihn nicht. Er macht weiter.
Ich sei eine Schande für diese Familie und ich soll bloß endlich verschwinden...
Ich bekomme keine Kontrolle mehr über meinen Körper.
Zitternd kratze ich über meine Narben und versuche ihn aus zu blenden und mich auf Ateez zu konzentrieren, bis er mein Laptop zu schlägt.
Heftig zucke ich zusammen und atme tief durch.
"So ein verdammter Schwachsinn! Zieh doch gleich dahin. Das ist genauso nur Unsinn und Schwachsinn wie Du. Da passt du ja perfekt rein."
Ja mach weiter..
Mach weiter.
Du wirst der Grund sein, wieso ich komplett kaputt gehe und rückfällig werde..
Los.
So gerne würde ich ihn meinen ganzen Hass entgegen sagen, aber dann ist die Panik viel zu groß..Die Angst, geschlagen zu werden und alles schlimmer zu machen ist einfach zu groß.
Es wird mich noch umbringen.
"Hör auf zu flennen! Was kannst du eigentlich?" schreit er mich an, verlässt das Zimmer und danach hört man die Haustür zu knallen.
Das wird ja immer schlimmer..
Die Stille vor dem Sturm...
Zitternd ziehe ich den Hoodie von Minho zu mir, ziehe ihn an und versuche mich zu beruhigen. Doch ständig kommen diese Sätze und Beleidigungen in meinen Kopf.
Bin ich wirklich so unglaublich scheiße und unnötig?
Sollte ich nicht einfach von der Bildoberfläche verschwinden?
Wäre dann alles besser?
Dann könnte ich jedenfalls nichts mehr falsch machen.. Auch wenn ich glaube, dass ich selbst dann noch die ganze Schuld zugeschoben bekommen werde.
Ich bin halt wie meine Mom. Seine eigenen Kinder kann er ja nicht an schreien und all das...Dazu bin ich ja gut genug. Von jedem alles ab zu bekommen.
Er hat nicht mal eine Ahnung, weswegen ich mich mit meinem Bruder gestritten habe, aber ist okay.
Soll er machen. Es ist ja nichts neues..selbst wenn ich atme, mault er mich an..
Es tut zwar höllisch weh, aber hay, it's okay.
Unter Tränen, greife ich nach meinen Kopfhörer und Handy, stecke sie ein, stelle Chans Cover Songs an, und versuche mich darauf zu konzentrieren, aber so wirklich klappt es nicht. Es klappt nichts. Ich habe keine Kontrolle über meinen Körper.
Ich schaffe es nicht mehr die Kontrolle zurück zu bekommen.
Die Tränen und die flache Atmung werden immer schlimmer, weswegen ich wieder das Gefühl habe zu ersticken. Mir ist sogar schon schwarz vor Augen..
Mein Herz rast und ich habe das Gefühl, dass es jede Sekunde raus springt.
Wenn er wieder kommt, wird es wahrscheinlich noch schlimmer. Sich darauf gefasst zu machen, noch mehr angeschrien zu werden. Den Alkohol abzubekommen und sich zu bemühen, nicht zu kotzen, oder wieder  eine Panikattacke zu bekommen...
Ich will hier weg.
Ich will nie wieder hier her kommen.
Jeder weiß, wie labil ich bin, aber ihn interessiert es am wenigsten. Ich denke es mir ja nur aus.
Es ist alles nur Show.
Ja natürlich!
Verdammte scheiße, es ist deine Schuld, du Pisser von Ekelbratze.
Ich atme tief durch, als ich Seungmins Stimme höre.
Zum Glück weiß er nicht, das ich ihn beim Singen aufgenommen habe. Er ist wirklich talentiert..
So langsam lenke ich mich ab und komme runter, aber nur ein kleines bisschen...
Ich sehe auf mein Handy, ziehe Minhos Hoodie an meine Nase und ziehe sein Duft ein, welcher schon so gut wie weg ist, aber trotzdem fühle ich mich sicherer in seinem Hoodie. Klingt das nicht dumm?
Plötzlich klingelt mein Handy auf. Panisch lasse ich es fallen, setze mich auf und wische mir die Tränen weg. So kann ich doch nicht ran gehen. Ich bin doch immer noch komplett am Boden.
Wieso ruft er jetzt an?
Kurz darauf hört es auf zu klingeln, aber dann fängt es wieder an, weswegen ich zögerlich den Videoanruf annehme.
"Minho.."
"Hannie."
Ich liebe seine Stimme...
"Wieso bist du plötzlich Off gewesen? Du meintest, dass du weg willst, aber was ist los? Ich mach mir Sorgen. Soll ich vorbei kommen?"
"Nein!"
Panisch schüttle ich den Kopf und atme tief durch.
"Was ist passiert, Hannie?"
"Nichts. Es ist alles gut."
Das glaubt mir doch niemals jemand.
Vor allem nicht Minho. Er kennt mich viel zu gut.
"Du zitterst und hast geschwollene Augen. Was ist passiert?"
Als ich nicht antworte, seufzt er.
"Han. Was ist los?"
"Es ist alles gut. Glaub mir das bitte..." flüstere ich verzweifelt, spüre die Tränen wieder, unterdrücke sie aber.
"Du hast meinen Hoodie an. Du hast ihn nur an, wenn du panische Angst hast oder eine Panikattacke hast...Wieso lügst du mich an? Ich kenne dich doch."
Ich höre die Haustür aufgehen, weswegen ich noch panischer werde und mein Handy umdrehe.
"Jisung? Jisung was ist los verdammt?"
Meine Tür geht auf.
"Du kleine Mistgeburt bist ja immer noch da! Hab ich nicht gesagt, dass du dich verpissen sollst? Dich braucht keiner..Sonst hättest du dir schon längst wieder die Pulsadern aufschneiden wollen. Hier."
Er wirft mir ein Messer hin, weswegen ich drauf sehe und den Drang unterdrücke, es zu nehmen und es ihm in die Brust zu rammen.
Dieser Gedanke macht mich irgendwie glücklich, weswegen ich zusammen zucke. Ich sollte niemals sowas denken..auch wenn er es verdient hat. Ich habe wahrscheinlich wirklich einfach alles falsch gemacht...Wie immer...
Ich meine er hat ja recht. Ich kann nichts, außer alles falsch machen..
Es tut mir leid, dass ich existiere.
"Jetzt flennst du schon wieder. Nichts kannst du Mistgeburt deiner Mutter."
Dann knallt er die Zimmertür zu, weswegen ich schluchze.
"Hannie..."
"V-verstehst du es Jetzt?"
"Ja tue ich. Gib mir zwanzig Minuten, dann hol ich dich da raus. Pack deine Sachen, aber bleib dran. Ich will dich hören und auch das was dieser Mistkerl sagt."
"I-Ich habe angst.."
"Ich weiß. Ich beeile mich."
Zwanzig Minuten später, nachdem ich gepackt und Minhos stimme gelauscht habe, sitze ich zitternd und mit flacher Atmung auf dem Bett.
"Hannie...Ich bin da."
"Bin gleich da..."
Ich nehme meine Tasche und verlasse leise mein Zimmer, gehe durch den Flur und zucke zusammen, als die Haustür neben mir wieder zu gedrückt wird, er meine Schulter packt und mich zu sich umdreht.
Nein.
Nicht anfassen... Ich kann das nicht, wenn man mich berührt...bitte...
"Was wird das?"
Diese Alkoholfahne ist einfach nur widerlich...Darf ich kotzen?
"Das was du wolltest. Ich gehe."
Ich klinge kälter als sonst. Wahrscheinlich übernimmt der Hass nun meinen Körper.
Naja mir soll es recht sein.
"Verpiss dich in dein Zimmer und dann machst du sauber."
"Was bin ich, deine Putze? Sicherlich nicht."
Er schlägt neben meinem Kopf, weswegen ich zusammen zucke und die Tränen wieder über meine Wangen ein Wettrennen machen.
Was hab ich dir getan?
"Hannie.."
Ich schließe die Augen, schubse ihn weg, öffne die Haustür und renne runter zu Minho.
Meinem Zufluchtsort.
Zu meinem Schutz.
Fast sofort legt er seine Arme um mich und hält mich fest.
Er ist da.
Er ist da...
"Ich bin hier...Ich beschütze dich." flüstert er mir ins Ohr, weswegen ich schluchze und sein Duft einziehe.
"Ich liebe dich, Hannie.." flüstert er weiter und drückt mir ein Kuss unter mein Ohr.

Bei ihm angekommen, geht es mir immer noch dreckig. Er hat mich ins Bett gelegt, wo ich mich zusammen gerollt habe und nun an die Wand starre.
Die Zweifel und Gedanken bringen mich um.
Mich bringt alles um.
Wieder bannen sich Tränen den Weg nach draußen, über meine Wangen, rüber zu meinem Hals.
Es tut so weh...
Dabei sollte ich es doch langsam gewohnt sein, in den Augen von allen anderen nur ein Fehler zu sein, der es verdient hat, alles ab zu bekommen.
Ich bemerke nicht mal, wie Minho sich neben mich legt, erst als er sein Arm um mich legt und sein Duft mich umhüllt. Fast sofort beruhige ich mich, drücke mich enger an ihm und fühle mich sicher und beschützt.
Und das nur wegen Minho.
"Minho..."
"Versuch zu schlafen. Ich halte dich in meinem Arm und gehe nicht weg.."
Auch wenn ich dachte nicht einschlafen zu können, macht mich Minhos Nähe müde, weswegen ich langsam einschlafe, doch davor sage ich noch das ich ihn auch liebe...



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