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Ich habe es tatsächlich geschafft!

Seit nunmehr sechs Wochen lebe ich in Seattle, ganze 2000 Meilen Luftlinie von Chicago entfernt.

Nachdem ich mit dem Zug einiges an Strecke zurückgelegt habe, bin ich in ein Flugzeug umgestiegen und dann noch ein paar Meilen mit dem Taxi gefahren. Ich hatte die Route so geplant, dass sie schwierig zu verfolgen ist.

Hier in Seattle lebt ein guter Freund von mir, aus Internatszeiten.
Niemand weiß von ihm, nicht einmal meine Schwestern. Wir haben jahrelang über verschlüsselte Nachrichten kommuniziert, denn er ist ein wahres Technikgenie. Seine Intelligenz hat mir als rechte Hand meines Vaters schon das ein oder andere Mal den Arsch gerettet.
Theo habe ich damals, als ich in der Schweiz zur Schule gegangen bin, auf einer Party kennengelernt. Er war mir direkt sympathisch und von da an haben wir engen Kontakt gehalten. Seine Familie herrscht über einen der Bezirke hier in Seattle, also kommt er aus der gleichen Welt wie ich und kennt die Gefahren. So auch die Gefahr, mich bei sich aufzunehmen.

Und wenn man vom Teufel spricht: „Cutie Pie, hast du meinen Schlüssel gesehen?", ertönt seine angenehme Stimme.

„Auf der Kommode", antworte ich Theo. Und ja, er nennt mich Cutie Pie, wahlweise auch Pancake, Donut oder Honey. Und ja, ich habe ihm erklärt, dass ich kein Essen bin, aber der werte Herr möchte nicht hören. Und nein, wir haben nichts miteinander. Das wäre bestimmt die nächste Frage gewesen.

„Ah, stimmt ja. Danke", meint die Vergesslichkeit in Person. Der Blondhaarige verlegt andauernd wichtige Dinge, wie sein Portmonee, Ausweise, Waffen oder eben seine Schlüssel.

Ich weiß echt nicht, wie er es geschafft hat Ordnung zu halten, bevor ich bei ihm eingezogen bin.
Seine Penthouse-Wohnung ist riesengroß. Es gibt drei Schlafzimmer mit angrenzenden Bädern, ein Heimkino, einen Fitnessraum und eben die Standardzimmer, wie Küche und Wohnzimmer. Mein persönliches Highlight ist die weitläufige Dachterrasse, die ein beheizbares Schwimmbecken und einen Whirlpool beherbergt.

„Ich bin dann in ein paar Stunden wieder da. Soll ich was zu Essen mitbringen?", ergreift Theo erneut das Wort.

„Pizza wäre toll", antworte ich ihm und schaue mit meinem besten Hundeblick zu ihm auf. Mein Gegenüber mag nämlich keine Pizza. Schrecklich! Ich weiß.

Augenverdrehend wendet sich Theo von mir ab: „Na gut. Bis später!"

„Ciao. Pass auf dich auf, bitte", verabschiede ich ihn.

Er und seine Männer gehen heute Abend auf eine weitere Mission. Deshalb ist Theo auch schwer bewaffnet und komplett schwarz angezogen. Und da die Missionen indirekt mit mir zusammenhängen, habe ich immer ein schlechtes Gewissen wenn er aufbricht. Mein guter Freund versucht herauszufinden, was Quentin vorhat. Auch wenn wir hier am anderen Ende von den USA sind, kann man doch einiges herausfinden. Mein Vater hat schließlich auch in Seattle Verbündete und Feinde. Deshalb kann ich auch nicht mit zu den Einsätzen, man würde mich sofort erkennen und gefangen halten. Wir haben bereits herausgefunden, dass meine Familie ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt hat - ganze vier Millionen US-Dollar. Unglaublich viel Geld.

„Ich passe immer auf mich auf, Pancake", gibt Theo noch von sich, bevor er in den Aufzug steigt und sich dessen Türen hinter ihm schließen.

Nun bin ich alleine in dem modernen Apartment.


Als ich das Pling des Lifts höre, stehe ich von der Ledercouch auf, um Theo zu begrüßen.

„Scheiße", entfährt es mir kurz darauf, denn der blonde Mann steht blutverschmiert vor mir. Mein Puls beginnt zu rasen. Verdammt, ist er verletzt? Sein Oberteil ist rot verfärbt und seine Haltung ist leicht gebückt.

Forced Love | ✓Where stories live. Discover now