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„Hast du fertig gepackt?", fragt mich Luka, einer von Fynns Männern, ungeduldig und wippt auf seinen Fersen auf und ab.

Fynn hat mir heute morgen eröffnet, dass ich mit ihm und seinen Männern nach New York fliegen werde. Das das nicht lange auf sich warten lässt, war mir klar.
Seine Eltern regieren die Unterwelt der Millionenmetropole und bereiten Fynn darauf vor, sein Erbe zeitnah anzutreten. Auf Grund dessen, kann er logischerweise nicht lange wegbleiben. Mir ist es um ehrlich zu sein auch ganz Recht von hier wegzukommen.

Ich brauche dringend Abstand zu meinem Bruder. Vielleicht kann ich Fynn sogar dazu überreden, mir bei der Suche nach Moira zu helfen. Und herauszufinden, was mit meinem Vater los ist oder ob Quentin ihm nicht doch etwas angetan hat.

„Ja, ich bin fertig. Stress mich nicht", antworte ich dem großen Mann und schmeiße die letzten paar Kleidungsstücke in meinen dunkelblauen Koffer.

Als wir mein Zimmer in der großen Villa, die jahrelang mein Zuhause gewesen war, verlassen, wende ich mich an Luka: „Ich möchte mich von meinen Schwestern verabschieden." Dabei nicke ich in Richtung von Theas Zimmertür.

„Das hat Fynn sich bereits gedacht. Du hast eine halbe Stunde", teilt der Braunhaarige mir mit, nimmt meinen Koffer und joggt lässig die Treppen herunter. Das war einfacher, als gedacht.

Ich laufe die wenigen Schritte zu Theas Zimmertür und klopfe zuerst an, bevor ich die Holztür öffne.

„Thea?", frage ich.

„Oh mein Gott! Lillian!", ruft die Blondine aus, springt von ihrem Bett auf und rennt auf mich zu, „Ich dachte, ich sehe dich nie wieder", fügt sie hinzu und umarmt mich fest.

„Thea!", erwidere ich glücklich und schließe meine Schwester in die Arme.

„Da habe ich also doch richtig gehört", ertönt Annalises Stimme hinter mir, „Lillian!", und die Braunhaarige legt ihre Arme fröhlich um Thea und mich: „Gruppenkuscheln!"

„Ich habe euch so vermisst", verkünde ich meinen Schwestern und drücke beide einmal fest an mich.

„Wir dich auch", kommt es einstimmig von Thea und Annalise.

„Wie geht es dir?"

„Ganz gut. Wenn man davon absieht, dass ich jetzt verheiratet bin", meine ich nur. Ich weiß immer noch nicht, was ich von der ganzen Sache halten soll. Aber gut finde ich es auf jeden Fall nicht.

„Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht. Quentin hat uns von dem ein auf den anderen Tag eingesperrt und dann etwas davon geschwafelt, dass er dich gefunden hat und dir schon zeigen wird, wer das Sagen hat", erzählt Thea aufgeregt.

„Und dann hat er Moira weggebracht", fügt Annalise niedergeschlagen hinzu, „Er hat sie einfach weggebracht."

„Quentin war das?!", frage ich entsetzt nach. Dieses Arschloch ist für das verschwinden seiner eigenen Schwester verantwortlich. Unglaublich! Aber hätte man sich auch denken können. Quentin schreckt vor nichts zurück.

„Ja! Wir hoffen, dass Mike und die anderen sie finden. Ich habe kein gutes Gefühl dabei", antwortet Thea und schaut betreten zu Boden.

„Mike ist immer noch an der Sache dran", versuche ich meinen Schwestern Hoffnung zu machen, „Er hat mit mir gesprochen. Sie suchen Moira in jeder freien Minute."

„Vielleicht kannst du noch mit Fynn reden. Er hat doch genug Männer?", gibt Annalise fragend von sich und fährt mit der Hand durch ihr braunes Haar.

„Werde ich", verspreche ich den beiden, „Der Freund, bei dem ich in Seattle untergekommen bin, versucht uns ebenfalls zu helfen. So gut es eben von Seattle geht. Aber er kennt sich ausgezeichnet mit Computern aus", ergänze ich.

„Okay, sehr gut", stößt Thea ein erleichtertes Seufzen aus.

„Du gehst mit ihm weg, oder?", fragt Annalise mich dann zögernd und schaut mich traurig an.

„Ja", meine ich, „Wir fliegen noch heute nach New York."

„New York?!", echotet Annalise, „Das ist doch so weit weg?"

„Kann ich leider nicht ändern", grinse ich gequält, „Aber ich werde mein bestes tun um Moira zu finden."

Meine Schwester zu finden wird die oberste Priorität sein. Alles rund um meinen Vater kommt danach, er ist schließlich mit Schuld an unserer Misere.

„Wirst du mit Fynn reden? Also wegen all dem, was zwischen euch war?", fragt Thea mich neugierig.

„Muss ich wohl oder übel", sage ich wenig begeistert. Aber ich spreche die Wahrheit aus. Fynn und ich müssen reden - ganz dringend!

„Gut. Du packst das schon Lillian. Ich glaube, Fynn ist kein übler Kerl. Es hätte dich weitaus schlimmer treffen können!", ermuntert Annalise mich und legt mir ihre Hand auf den Arm.

Meine Schwestern sind toll.
Trotz, dass sie ihre eigenen Sorgen haben, sind sie für mich da und sprechen mir Mut zu.
Ich liebe sie einfach!

„So sehe ich das auch! Er ist jung und gutaussehend. Hat Macht und Ansehen, was will man mehr?", stimmt Thea unserer Schwester zu und lächelt mir aufmunternd zu.

Ich kann meinen Schwestern nicht böse sein, dass sie Fynn so toll finden. Sie wissen nicht, was damals vorgefallen ist und können meine Gefühle, auf Grund dessen, nicht richtig nachvollziehen.

Emmas Tod wurde damals nicht an die große Glocke gehängt und die Umstände schon gar nicht. Würde sich schließlich nicht so gut auf den Ruf des Internats auswirken, wenn herauskommen würde, dass die Schüler sich sozusagen gegenseitig umbringen. Es war damals ein riesen Skandal - allein, dass wir es unbemerkt und ohne Probleme vom Schulgelände geschafft haben. Noch dazu kommt Alkohol- und Drogenkonsum. Die frühere Internatsleitung durfte sich ganz schön was anhören von unseren Eltern. Meines Wissens nach haben sie Emmas Eltern eine Menge Geld ausgezahlt für den tragischen Tod ihrer Tochter. Aber alles Geld der Welt bringt ihnen ihr Kind auch nicht wieder zurück.

„Meldest du dich bei uns?", richtet Thea die Frage an mich, „Oder besser du meldest dich bei Mike und der gibt es an uns weiter. Quentin hat Annalise und mir unsere Telefone abgenommen und das Haustelefon wird abgehört."

„So machen wir's", stimme ich der Blondine zu, „Sobald ich neue Informationen habe, gebe ich euch bescheid. Wir finden Moira! Und unser Arschloch von Bruder werden wir auch noch irgendwie los!"

„Dein Hochzeitskleid war übrigens bildschön", wechselt Annalise abrupt das Thema, „Du sahst aus wie eine Prinzessin."

„Dankeschön", lächele ich meine jüngere Schwester an, „Ich fand es auch atemberaubend. Thea? Warum warst du eigentlich nicht in der Kapelle?"

„Ich habe mich anscheinend nicht gut genug benommen", schnaubt diese verächtlich und verdreht die Augen, „Quentin ist so ein Arsch. Er hat uns danach auch nicht zur Feier gelassen, weil wir anscheinend zu ungezogen sind. Als wären wir kleine Kinder."

„Ich hasse ihn."

„Ich auch", stimmt Annalise mir zu.



Habt ihr schon einen Führerschein? ^^
- A1 & A2 ; und bin gerade dabei, meinen Autoführerschein zu machen (endlich)

Denkt an das Sternchen! <3

Forced Love | ✓Where stories live. Discover now