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10 Jahre zuvor

Schon nach wenigen Minuten auf der Party, hat sich unser Grüppchen aufgelöst.

Kyran, Nicholas und Collin sind sofort auf Frauensuche gegangen und vergnügen sich wahrscheinlich längst mit einem der vielen Mädchen hier. Ich bin froh, dass ich den Anblick nicht ertragen muss.

Alexej und Fynn stehen bei ein paar, mir fremden, Jungs und scheinen sich gut zu amüsieren.

Und Emma wurde mir vor wenigen Sekunden von einem gut aussehenden Blondhaarigen weggenommen. Die beiden tanzen jetzt ausgelassen in der Mitte des Zimmers und ich freue mich für meine beste Freundin, dass sie jemanden gefunden hat.

Emmas Glück ist gleichzeitig mein Pech. Denn ich stehe jetzt mutterseelenallein am Rande des Raums und kann nichts weiter tun, als den Becher mit Cola sinnlos in meiner Hand hin und her zu drehen. Ich glaube, ich sehe ziemlich bescheuert aus.

„Hey, Cutie. Ganz alleine hier?", werde ich aus dem nichts von einem blonden Kerl angesprochen. Er ist groß, schmächtig und wirkt sympathisch.

„Nein, eigentlich nicht. Aber ich wurde alleine gelassen", antworte ich ihm und verziehe meine Lippen zu einem kleinen Lächeln.

„Das trifft sich gut. Meine Freunde haben mich auch im Stich gelassen", dabei fasst er sich theatralisch an die Brust, „Ich bin Theo."

„Lilli", stelle ich mich ebenfalls vor und benutze bewusst meinen Spitznamen.

„Freut mich sehr, Lilli", meint Theo und grinst mich freundlich an, „Wurdest du auch von deinen Freunden hierher geschleppt? Ich hatte gar keine andere Wahl. Mir wäre es lieber jetzt vor meinem geliebten Computer zu sitzen und ein bisschen zu zocken. Aber man kann nicht alles haben, nh?"

„Ja", lache ich, „Man kann nicht alles haben. Ich wurde auch von meinen Freunden her geschleppt. Du zockst? Also bist du gut mit Computern?"

„Ja, dass kann man so sagen. Ich bin ein kleiner Nerd", antwortet mein Gegenüber verlegen.

„Das ist voll cool!", freue ich mich, „Meine Schwester ist auch so ein Computer-Freak und ich beneide sie darum. Die Technik und ich sind keine Freunde."

„Ich kann dir ein bisschen was beibringen wenn du möchtest? Gibst du mir deine Nummer?", kommt Theo gleich zur Sache, bevor er in Gelächter ausbricht: „Oh je, dass klingt gerade wie so eine schlechte Anmache. Aber ich will nicht auf diese Art etwas von dir, dachte wir würden coole Freunde abgeben. Oder was sagst du dazu, Honey?"

„Alles gut", beruhige ich ihn und krame mein Handy aus der Tasche. Nachdem ich ihm meine Nummer diktiert habe, plaudern wir noch eine ganze Weile über alles mögliche. Theo ist super nett und wir verstehen uns auf Anhieb. Er ist voll auf meiner Wellenlänge. Ich nehme mir vor, auf jeden Fall mit ihm in Kontakt zu bleiben.

„Lilli.... weißt, weißt d-d-u, Brandon hatvolldengeilenscheiß", wird unser Gespräch von einer definitiv betrunkenen Emma unterbrochen. Das Mädchen fällt mir wortwörtliche vor die Füße und nuschelt unverständliche Sachen vor sich hin.

„Wow. Emma, immer langsam", helfe ich ihr auf die Beine und stütze meine schwankende beste Freundin, „Was hast du alles getrunken?"

„Vodka", kommt es der Braunhaarigen gerade so über die Lippen, bevor sie sich die Hände vor den Mund schlägt und ein alarmiertes: „Schlecht!", von sich gibt.

Ich werfe Theo einen entschuldigenden Blick zu und verschwinde dann mit Emma in Richtung Badezimmer. Denn schlecht interpretiere ich als ich muss gleich kotzen und das ist mitten im Wohnzimmer wohl keine gute Idee.

Ich stoße die Tür zum rettenden Zimmer auf und kurz darauf übergibt sich Emma auch schon in die Toilette. Na lecker. Wie es sich für eine gute Freundin gehört, halte ich ihre braunen Haare zurück und warte, bis sie fertig ist. Danach helfe ich ihr zum Waschbecken, damit sie ihren Mund ausspülen kann.

„Danke", nuschelt Emma und stützt sich mit ihrem vollen Körpergewicht auf mich. Ufff! Ich wusste nicht, dass man gleichzeitig so schlank und doch so schwer sein kann. Beeindruckend.

„Ich würde sagen, wir gehen mal an die frische Luft", schlage ich Emma vor und als diese zustimmend nickt, verlassen wir gemeinsam das Einfamilienhaus. Ich führe sie zu einer Holzbank, die auf der Veranda des Hauses steht und Emma lässt sich direkt darauf plumpsen.

Ich knie vor ihr auf den Boden und mustere meine beste Freundin nachdenklich. Ihre Augen sind glasig und rot, ihr Blick ist unscharf und sie scheint mich gar nicht richtig wahrzunehmen; Das kann nicht allein vom Alkohol kommen.

„Emma", versuche ich mit ruhiger Stimme zu ihr durchzudringen, „Was hast du genommen?"

Doch die Braunhaarige zuckt nur mit den Schultern und lehnt ihren Kopf müde an der Wand an.

„Lilli? Lilli? Wobischdudenn?"

Oh nein. Aus der Tür schwankt gerade ein ebenfalls betrunkener Fynn und hinter ihm auch noch Alexej. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Jetzt habe ich drei - drei! - betrunkene Freunde am Hals.

„Ahhh, gefunden", lallt der Schwarzhaarige triumphierend und kommt auf Emma und mich zu.

„Wo?", fragt Alexej, nicht minder lallend, nach und dreht sich einmal suchend im Kreis. Mit Mühe und Not kann ich mir ein schallendes Lachen verkneifen, dass sieht total bescheuert aus.

„Hier. Sag mal, bischdublind? Odereinfachnurdoof?", empört sich Fynn und dreht sich zu seinem Kumpel um, „Alexej, hallo? Hier!", dabei winkt er dem blonden Russen überschwänglich zu und kippt währenddessen fast um. Das hat ihn wohl aus dem Gleichgewicht gebracht.

„Ahhh, gefunden!", nuschelt der Angesprochene und kommt in Schlangenlinien auf uns zu. Das ist eindeutig schlimmer als gedacht. Wie soll ich die alle nur heil zurück ins Internat bringen?

„Wirwollenzurück", richtet Fynn seine gesprochenen Worte an mich, wobei ich Mühe habe, zu verstehen, was er sagt, „Kommen du und Emmamit?"

„Das ist eine gute Idee. Gehen wir", stimme ich dem Schwarzhaarigen zu und helfe Emma auf die Beine: „Komm schon, Süße. Wir laufen zurück."

Zu viert verlassen wir die Veranda. Mehr stolpernd, als laufend.

Mir ist es gerade sowas von egal, wo die restlichen Jungs sind. Die kommen schon klar. Ich muss jetzt erstmal diese drei Chaoten hier zurück ins Internat bringen.

„Komm, wirfahren A-Auto", hat Alexej einen mehr als miserablen Einfall, als wir an dem SUV, mit dem wir hergefahren waren, vorbeikommen.

„Vergiss es!", meine ich laut und deutlich in Richtung des Russen, packe Emma fester und möchte weiter laufen. Fynn macht mir jedoch einen Strich durch die Rechnung: „Doch, isteineguteIdee!"


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Forced Love | ✓Where stories live. Discover now