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„Wie geht es Fynn?", fragt Annalise mich, sobald ich zu meinen Schwestern stoße. Mitfühlend schaut mir die Braunhaarige in die Augen und zwirbelt eine ihrer Haarsträhnen um den Zeigefinger.

„Er schläft", antworte ich kurz angebunden, „Habt ihr euch um Quentin gekümmert?"

„Ja, aber meiner Meinung nach gebührt Moira die Ehre, ihn zu töten."

„Wenn ihr das so seht", stimme ich Thea nickend zu, „Ich gehe mal nach ihm schauen." Den Willen meiner Schwestern akzeptiere ich, dennoch spricht nichts dagegen, meinen Bruder ein bisschen zu quälen. Außerdem muss ich noch herausfinden, was er mit unserem Vater gemacht hat. Thea und Annalise wissen von nichts, vermuten aber, dass er noch lebt.

Mit diesen Worten wende ich mich der Kellertreppe zu und steige diese, gefolgt von Xavier, nach unten. Der dunkelhaarige Cousin von Fynn und Nicholas folgt mir, seit ich das Schlafzimmer verlassen habe, wie ein Schatten, während Nicholas bei Fynn bleibt.

Der Keller der Villa ist ein Labyrinth aus Zellen und Folterräumen - ein wahres Paradies für alle, mit einer diabolischen Ader.

Vor der dritten Tür stehen Noah und Henry wache, weshalb ich schlussfolgere, dass Quentin in diesem Raum untergebracht ist.

Ich drücke die Klinke nach unten und stoße die schwere Holztür auf. Mit einem lauten Quietschen schwingt die Tür nach innen und ich habe freie Sicht auf meinen Bruder, der an einen Metallstuhl gefesselt ist.

Sein hellblaues Hemd ist blutüberströmt und hängt nur noch in Fetzen an seinem Körper. Sein kantiges Gesicht ist ebenfalls übel zugerichtet, es scheint, als hätten meine Schwestern ihren Spaß gehabt.

Als ich den Raum betrete, hebt Quentin seinen Kopf und schaut mich verächtlich an. Seine kalten Augen bohren sich in meine und ich bin erneut sprachlos darüber, das so ein ekelhaftes Wesen mein eigenes Fleisch und Blut ist.

„Quentin", begrüße ich den Mann und setze einen undurchschaubaren Gesichtsaufdruck auf. Diese kalte Maske ist das Ergebnis monatelanger Übung und Erfahrung an der Seite meines Vaters.

„Schwesterherz", spuckt Quentin aus und zwar wortwörtlich: während er spricht tropft ihm eine Mischung aus Speichel und Blut aus dem Mund. Echt ekelhaft.

Xavier hat inzwischen die Holztür geschlossen und sich hinter mich in eine Ecke des Zimmers gestellt. Ich weiß, er wird nicht eingreifen, egal was ich tue. Für ihn bin ich jetzt der Boss.

Ein gefährliches Grinsen stiehlt sich auf meine Lippen, während ich mich Quentin nähere. Mein Bruder wollte mich loswerden und mit einem Mann verheiraten, von dem er dachte, er würde mich hassen und unterdrücken. Er dachte, er hat ein einfaches Spiel mit mir. Und jetzt stehe ich vor ihm, als ebenbürtige Frau von Fynn Luchessé, einem der mächtigsten Männer der ganzen USA. Ich würde sagen, der Schuss, ist nach hinten losgegangen.

„Wie ich sehe hast du einen Bodyguard", deutet Quentin auf den dunkelhaarigen Mann in der Ecke, „Hast du so Angst vor mir?" Sein Tonfall ist verächtlich und herablassend. Doch davon lasse ich mich nicht aus der Ruhe bringen.

„Er ist wohl mehr für deine Sicherheit hier, als für meine", gebe ich zuckersüß von mir.

Gemächlich gehe ich auf das Tablett mit dem Folterwerkzeug zu. Ich lasse meine Finger über verschiedene Messer und Bohrer wandern, bevor ich mich für ein Messer mit zackiger Spitze entscheide. Mein liebstes Folterwerkzeug.

„Kommen wir, zu dem Grund, warum ich hier bin", drehe ich mich zu meinem Bruder um. Auch wenn er versucht, es zu verstecken, ich sehe genau, wie sein Blick zwischen dem Messer in meinen Händen und meinem Gesicht, hin und her wandert.

„Was hast du mit unserem Vater gemacht?"

Quentin regt sich kein Stück auf dem Stuhl. Er ignoriert mich.

Du willst Spielchen spielen? Na schön.

Ich laufe auf den Blonden zu: „Letzte Chance." Vielsagend hebe ich das gezackte Messer nach oben.

Ohne mit der Wimper zu zucken, starrt er gerade aus. Doch ich sehe genau, wie in seinen Augen etwas wie Angst oder Unwohlsein aufblitzt. Mein Bruder weiß, wie geschickt ich mit Messern bin. Wer hätte gedacht, dass ich einmal meinen eigenen Bruder foltere? Kranke Welt.

Da Quentin keine Anstalten macht, seinen Mund zu öffnen, setze ich das Messer an seinem rechten Unterarm an und drücke zu. Sofort quillt Blut aus der Wunde und die roten Tropfen bahnen sich ihren Weg über Quentins Haut. Ich ziehe das Messer einmal der Länge nach über seinen Unterarm und merke, wie er sich vor Schmerzen verspannt und seine Hand zu einer Faust zusammenballt.

„Du Sadistin", zischt er, mit zusammengepresstem Kiefer und schaut mich böse an. Ah, endlich eine Gefühlsregung.

„Also? Redest du?", frage ich, während ich das, vor Blut schon rote, Messer lässig in meiner Hand drehe. Komischerweise habe ich keinerlei Probleme damit, meinem Bruder weh zu tun. Im Gegenteil, es erfüllt mich mit Genugtuung.

Da Quentin erneut stumm bleibt, setze ich das Messer dieses mal an seiner Brust an und ziehe es langsam, sodass es schön schmerzhaft ist, über seinen Brustkorb. Ich achte darauf, keine Organe zu verletzen, immerhin soll er noch leben. Die Atmung meines Bruder beschleunigt sich und er stöhnt vor Schmerzen auf. Eins muss man ihm lassen, er ist hart um nehmen. Andere währen schon ohnmächtig von Stuhl gekippt.

„Er-", beginnt mein Bruder endlich zu sprechen, „Er ist in unserem Penthouse." Mehr braucht Quentin nicht zu sagen. Ich weiß, wo er meinen Vater gefangen hält. Die Familie Pellier besitzt viele Immobilien in Chicago und auf der ganzen Welt. Das Penthouse ist ein Apartment in der Innenstadt von Chicago und wurde von uns so gut wie nie benutzt.

„Na also, so schwer war das doch nicht", lächele ich meinen Bruder übertrieben freundlich an und lege das Messer zurück auf das silberne Tablett.

Bevor ich gehe, mache ich mit meinem Smartphone ein Bild von meinem verehrten Bruder. Nur für den Fall, das sich uns Männer von ihm in den Weg stellen. Die Loyalität zu ihrem Boss werden sie dann hoffentlich nochmal überdenken. Ansonsten werden sie sterben, ganz einfach. Ich habe keine Geduld mehr: wer mir nicht aus dem Weg geht, stirbt.

„Wir sehen uns", verabschiede ich mich und verlasse, gefolgt von Xavier, das Folterzimmer.

„Erinnere mich daran, nie Streit mit dir zu haben", bittet der Dunkelhaarige mich, als wir gemeinsam die Kellertreppen nach oben laufen, „Das war creepy, Lillian, echt creepy."

Quentin hat das so verdient. Es hat auf verdrehte Weise echt Spaß gemacht, dieses Kapitel zu schreiben... ^^

Denkt an das Sternchen! <3

Forced Love | ✓Where stories live. Discover now