Kapitel 13.3

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Mir war klar, dass ich hier nicht sein sollte, doch die letzten Stunden hatten sich so vor Langeweile hingezogen und ich wollte keinesfalls wieder ins Bett und mich meinem Alptraum stellen, dass ich diesen Vorfall als eine herzliche Ablenkung betr...

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Mir war klar, dass ich hier nicht sein sollte, doch die letzten Stunden hatten sich so vor Langeweile hingezogen und ich wollte keinesfalls wieder ins Bett und mich meinem Alptraum stellen, dass ich diesen Vorfall als eine herzliche Ablenkung betrachtete und die Schwelle fast schon erleichtert übertrat. Kalte, modrige Luft schlug mir entgegen, während ich mich vorsichtig und möglichst leise die ersten Stufen hinab ins Ungewisse wagte. Ich lauschte in die Stille, angespannt und bereit zu rennen, sollte ich auf jemanden treffen oder etwas Verdächtiges hören. Doch es kam niemand und ich erreichte ungesehen das Ende der Stufen.

Der kalte Beton unter meinen nackten Füßen bereitete mir am ganzen Körper Gänsehaut, doch ich achtete nicht weiter darauf, denn wieder erklang das seltsame Knallen. Auf Zehenspitzen tappte ich weiter und blieb dicht an die Wand gedrückt an einer Ecke stehen. Vorsichtig schob ich mein Gesicht nach vorn und lugte in den weiterhin leeren Gang, an dessen Ende ich eine gläserne Flügeltür ausmachte. Sobald ich mir sicher war, dass niemand kommen würde, huschte ich hinter meiner Ecke hervor und lief auf die Glastür zu, die in großen roten Buchstaben verlauten ließ, dass der Zugang für mich nicht gestattet war.

Auch diese Tür war durch ein Zahlenfeld verschlossen, doch glücklicherweise hatte ich mir die Kombination gemerkt, die mir das Schloss an der ersten geheimen Tür so bereitwillig verraten hatte. Ich versuchte mein Glück und siehe da, die gläsernen Flügel der Tür schwangen mit einem leisen Zischen zur Seite weg und machten mir den Weg zu einem ebenfalls ruhig vor mir liegenden Gang frei.

Für einen kurzen Moment haderte ich noch, doch als die Flügel langsam ihren Weg zurück zur Vereinigung antraten, schlüpfte ich durch den Spalt hindurch.

Ich folgte entschlossen dem einzigen Weg nach vorn, der mich nur kurze Zeit später um eine Kurve führte und in eine Sackgasse verlief.

Eine riesige Glasscheibe bildete das Ende und zog sich über die gesamte Wand vor mir. Nur am Rand war wieder ein Durchgang eingelassen, der auch hier den Zutritt für unbefugte Personen verbot.

Ich war ein bisschen enttäuscht – vielleicht hatte ich geheime Waffenlager oder eine geheime Operationsbasis vermutet. Doch als ich näher an die Scheibe trat, offenbarte sich mir ein Anblick, den ich überhaupt nicht erwartet hatte.

Ein riesiger Raum lag vor mir, der so schwach beleuchtet war, dass ich sein Ende nicht ausmachen konnte. Die einzigen schwachen Lichtquellen rührten von seltsamen Kästen her. Sie mussten mir mindestens bis zur Schulter gehen und wiesen die Länge und Breite eines gut ausgewachsenen Mannes auf. Etwa zwanzig davon standen ordentlich aufgereiht nebeneinander.

Tief in meinem Innern machte sich ein beklemmendes Gefühl breit. Etwas an diesem Anblick war seltsam, irgendwie ... falsch. Mein Blick huschte von einem Kasten zum anderen und plötzlich wusste ich, woran mich diese Dinger erinnerten.

In Zone Vier hatte ich über die Jahre hinweg mehrmals mit angesehen, wie Menschen gestorben waren. In den härtesten Zeiten, meist den Winter über, kam es häufiger vor, dass diejenigen, die nichts hatten, einfach auf der Straße zusammenklappten. Sie brachen vor Hunger, Durst oder Kraftlosigkeit zusammen und wachten meist nicht wieder auf.

Captured | Band 1Where stories live. Discover now