Kapitel 14.2

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Die leicht erwärmte, aber dennoch frische Luft strömte mir entgegen, sobald wir das medizinische Zentrum verließen

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Die leicht erwärmte, aber dennoch frische Luft strömte mir entgegen, sobald wir das medizinische Zentrum verließen.

Es roch immer noch nach Regen. Der Nebel und die dunklen Wolken vergangener Nacht, die meinem Ausflug eine passende düstere Stimmung verpasst hatten, waren größtenteils verschwunden. Stattdessen beherrschte die goldene Sonne den blauen Himmel und vertrieb nun auch die letzten Wolkenfetzen. Ihre gleißenden Strahlen wärmten meine Haut, kitzelten in meiner Nase und schafften es tatsächlich, meine trübe Laune ein wenig zu bessern.

Ich spürte, wie die klare Luft mich wachrüttelte und die Anspannung, die mit jeder Minute allein in meinem Krankenbett gestiegen war, ein wenig auflockerte. Es gelang mir tatsächlich, mich nicht mehr pausenlos schuldig zu fühlen.

Der Konferenzraum, in dem das Treffen stattfand, war bereits voller Rekruten. Die meisten der sorgfältig nebeneinander gereihten Stühle waren bereits besetzt und nur in den hinteren Reihen waren noch freie Plätze. Ich ließ meine Augen über die Gesichter meiner Mitrekruten wandern, die mich größtenteils kaum beachteten – wenn dann warfen sie mir nur desinteressierte oder die üblichen bösen Blicke zu.

Es hatte sich nichts geändert.

Keine Ahnung, was ich erwartet hatte. Vielleicht dass sie mich auslachen würden, weil ich zusammengebrochen war. Oder dass sie mich für die Rettung von Trisha lobten, doch nichts dergleichen geschah und ich war froh darüber.

Beide Szenarien hatte ich mir während meiner Langeweile gestern ausgiebig vorgestellt und vor der zweiten Situation hatte ich mich noch mehr gefürchtet als davor, für schwach gehalten zu werden.

Wenn die Menschen glaubten, man sei schwach, konnte man ihnen wenigstens beweisen, wie falsch sie eigentlich lagen. Gingen sie aber davon aus, ich wäre die Selbstlosigkeit in Person, stellten sie am Ende nur Erwartungen, die ich nicht erfüllen konnte und wollte.

Ich hatte Trisha gerettet, weil es in diesem Moment das Richtige gewesen war. Natürlich mochte ich sie, schließlich war sie einige der Wenigen, in deren Gesicht sich nicht pure Abneigung spiegelte, sobald sie mich ansah, doch von Freundschaft konnte nicht die Rede sein. Wir hatten ja kaum zehn Worte außerhalb des Trainings miteinander gewechselt.

Ich spürte warme Finger auf meinem nackten Unterarm. Es war Nik, der mich leicht mit sich in Richtung der freien Plätze zog. Sobald wir uns gesetzt hatten, wurden auch die Blicke weniger und da weder ich noch Nik das Bedürfnis zu haben schien, ein Gespräch zu beginnen, glitt mein Blick ganz von allein in die Ferne. Meine Gedanken drehten sich im Kreis und blieben schließlich an einer Überlegung hingen.

Was würde passieren, wenn ich meine Ausbildung zur Wächterin früher oder später abschloss? Würde ich den Platz annehmen, den Wächtereid schwören und der Regierung damit meinen Gehorsam verbindlich machen? Oder würde ich die kleine Hintertür, die in die Richtlinien des Militärs eingelassen war, nutzen und zurück nach Zone Zwei gehen, wo ich von all diesen Dingen nichts wusste?

Captured | Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt