Epilog

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»Nicht jeder Mensch ist
von Grund auf böse.
Manche werden nur auf der
falschen Seite geboren
und wissen es noch nicht.«

– Magnus
                                                               

– Magnus┖ ╍                                                                ┅ ┚

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Die Masse tobte, als Magnus auf den höchsten Punkt der Erhebung zuschritt.

Er sah zu dem Anführer der Freigeborenen auf, der sich im Grund umblickte und dann beschwichtigend die Arme hob. »Beruhigt euch, Freunde!«

Mit nur drei Worten brachte er Stille in die riesige, steinerne Halle.

Er hatte ihn schon immer dafür bewundert, wie viel Autorität er ausstrahlte. Seine bronzene Haut schimmerte dunkel im Scheinwerferlicht, die harten Züge seines Gesichts waren zu einem weichen Ausdruck verzogen und vermittelte allen das Gefühl, genau hierher zu gehören. Magnus hatte das so an sich.

Er hatte sich schon einige Male gefragt, ob auch er jemals so sein würde.
Nein, vermutlich nicht.
Dafür war er zu schmächtig, nicht authentisch genug. Magnus jedoch musste sich nicht einmal anstrengen, um respektiert zu werden.

Der eben noch weiche Blick des Anführers wandelte sich zu Trauer. »Ich habe wohl schlimme Nachrichten zu verkünden. Heute Morgen wurde erneut einer unserer Verteidigungspunkte angegriffen. Ein Team befand sich in dem Stützpunkt und versuchte mit aller Macht, ihn zu verteidigen, jedoch ohne Erfolg. Es schmerzt mich, das sagen zu müssen, doch keiner der Soldaten überlebte. Soldat Blake, der die Gruppe angeführt hat, starb im tapferen Kampf, genau wie seine Männer.«

Sofort brach die Masse in wütende Rufe und klagende Schreie aus, die von den hohen Wänden des Grunds widergegeben wurden.

»Ruhe!«, rief Magnus und sofort kam die Masse seiner Aufforderung nach. »Ich verstehe eure Wut und eure Trauer, glaubt mir. Dennoch müssen wir nach vorn blicken. Unsere Soldaten sollen nicht umsonst gestorben sein.«

»Was sollen wir nun tun?«, rief ein Mann direkt neben ihm und der laute Ton ließ ihn zusammenzucken. Jedoch hatte er sich diese Frage auch schon gestellt und wartete genauso neugierig auf die Antwort.

Doch Magnus schien es nicht sehr eilig mit der Antwort zu haben. »Heute hat einer unserer Heiler mit der Verstärkung eine verletzte Wächterin zu uns gebracht. Sie war an dem Angriff beteiligt, wurde jedoch selbst angeschossen.«

»Wo ist die Kleine?«, rief jemand aus der Menge und er musste die Person nicht sehen, um zu wissen, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach auf Rache sann.

»Wenn du mich sprechen lassen würdest, dann wüsstest du es schon, Jogg!«, antwortete Magnus und verblüffte ihn einmal mehr damit, dass er den Namen des Sprechers kannte.

Der Junge lebte bereits sein ganzes Leben hier und kannte vermutlich nicht einmal die Hälfte der Freigeborenen.

»Um deine Frage zu beantworten«, fuhr Magnus fort, »sie befindet sich in der Klinik. Moe kann euch sicherlich mehr zu ihrem Zustand sagen.«

Damit trat er einen Schritt zur Seite und machte dem alten Mann Platz, der mit entschlossenem Schritt an den Rand der Erhebung trat. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, als er zu sprechen begann.

»Das Mädchen wurde von einem meiner Heiler gefunden und hierhergebracht. Der lange Weg zurück zum Grund hat ihrem Körper nicht gutgetan, vor allem nicht der Schusswunde in der Hüfte. Ich habe sie versorgt, soweit es mir möglich war, doch die nächsten Stunden sind entscheidend. Sollte sie die kommende Nacht überstehen, dann stehen die Chancen gut, dass sie sich wieder erholt.«

»Tötet sie!«, schrie eine Frau und unterbrach seinen Ausbilder. »Sie hat es verdient!«

Ein mildes Lächeln bildete sich auf Moes Lippen und als er sprach, schwang in seiner Stimme nicht ein Hauch eines Vorwurfs mit. »Wäre es denn rechtens, sie hinzurichten, ohne dass sie sich vorher erklären konnte?«

»Was soll sie denn erklären? Sie ist eine von ihnen!«

Moe hob die Hand. »Bevor du urteilst, solltest du vielleicht wissen, dass sie von ihren eigenen Leuten angeschossen wurde.«

Die Frau schwieg, was dem Jungen ein Lächeln entlockte. Das war typisch für Moe, er machte einen oft sprachlos.

Magnus trat an die Seite seines Ausbilders. »Wir haben entschieden, dass das Mädchen eine gerechte Anhörung bekommt, sobald ihre schlimmsten Wunden verheilt sind und sie wieder bei Bewusstsein ist. Bis dahin wird sie rund um die Uhr bewacht, damit keiner von euch auf die Idee kommt, das Recht in seine eigene Hand zu nehmen. Niemand wird sich an ihr vergreifen!«

»Das ist nicht fair! Die töten uns doch auch, ohne uns vorher zu fragen, was wir denken!«, rief ein Mann und die Masse stimmte mit Zurufen ein.

»Du hast recht, das tun sie nicht. Jedoch sollte uns das eine Lehre sein. Wir sind nicht wie die. Wir werden nicht eher urteilen, bis dieses Mädchen sich verteidigen konnte und wir nicht die Wahrheit wissen. Nicht jeder Mensch ist von Grund auf böse. Manche werden nur auf der falschen Seite geboren und wissen es noch nicht.«

Wieder hielt die Menge verblüffend inne und das nutzte Magnus, um schnell weiterzusprechen.

»Eines ist jedoch sicher. Es wird Zeit, dass wir endlich etwas gegen diese Unterdrückung tun. Wir haben lange genug wie verängstigte Raubkätzchen in der Falle gesessen. Doch wir sollten nun endlich einmal zeigen, wie lang unsere Krallen eigentlich geworden sind!«

Die Menge um ihn herum tobte. Fäuste wurden in die Luft gestoßen, zustimmende Rufe ertönten selbst aus den hintersten Ecken und auch der Junge wurde von dieser Welle an Tatendrang überrollt und reckte kämpferisch seine geballte Faust in die Luft.

»Und sollte dieses Mädchen nicht schuldig sein, dann wird sie uns dabei helfen, Circle zu stürzen!«

Captured | Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt