Veränderung

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Die Tür zum Friseur schwang auf und Draco trat in den Laden. Es roch nach Haarshampoo und zwei Frauen eilten durch die Gänge, während sie eine Frau und einen Mann die Haare schnitten. Die Frau hatte eine merkwürdige Haube auf dem Kopf und der Mann ließ sich anscheinend die Haare färben. Blau, wenn Draco es richtig erkennen konnte. Als sie Tür wieder ins Schloss fiel, bimmelte eine Glocke und eine der beiden Friseusen drehte sich zu ihm um.

„Haare schneiden, neue Frisur oder neue Farbe?" fragte sie und Draco brauchte ein paar Sekunden, um diese Frage zu verstehen.

„Neue Frisur!" sagte er und die Frau nickte zum Stuhl neben dem Mann, der sich die Haare färben ließ. Draco setzte sich und wartete. Der Mann drehte sich zu ihm um.

„Deine Haare sehen doch noch ganz okay aus!" meinte er und musterte Draco.

„Danke!" Draco sagte dies ohne eine Regung im Gesicht.

„Ne, aber mal im Ernst. Warum gibst du jetzt Geld aus, wenn deine Frisur noch in Ordnung geht?" Draco lehnte sich zurück.

„Ich will eine Veränderung. Warum färbt sich jemand die Haare blau? Wahrscheinlich war deine alte Haarfarbe doch ganz in Ordnung!" Besonders schlagfertig war diese Antwort zwar nicht, aber es war ihm in diesem Moment egal.

„Ich bin davor einige Monate lang mit roten Haare herumgelaufen und irgendwie mochte ich es nicht. Also sitze ich jetzt hier!" Draco zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Gute Wahl!" meinte er trocken und griff sich eine Zeitschrift, die neben ihm lag. Sie handelte von einem Sport, der anscheinend Fußball hieß. Man spielte einen Ball von einem Kasten zum anderen und versuchte, den Ball in diesen Kasten hineinzubekommen. Draco sah sich skeptisch die Bilder an. Erwachsene Männer (die eigentlich ganz gut aussahen), die einem Ball hinterherliefen? Klang irgendwie kindisch. Er bekam kaum mit, wie sich der Mann neben ihm erhob und mit blauen Haaren verließ er das Geschäft.

„Jetzt habe ich Zeit für sie!" trällerte die Dame und wandte sich Draco zu.

„Was darf es denn sein? Kürzere Haare? Einen frechen Seitenscheitel? Oder doch ein geradliniger Mittelscheitel?" Draco sah sie etwas überfordert an.

„Mittelscheitel, bitte!" meinte er und die Dame nickte. Draco hatte noch nie einen Mittelscheitel getragen. Seine Haare waren stets zu einem strengen Seitenscheiten gegelt gewesen, bis auf in den letzten Jahre. Der Seitenscheitel war zwar geblieben, aber er hatte das Gel weggelassen. Es war morgens einfach zu viel Arbeit. Die Frau pfiff fröhlich und fing an, seine Haare zu waschen und zu schneiden. Nach und nach verschwand hier eine Strähne und dort eine Strähne und der Seitenscheitel wurde durch einen Mittelscheitel ersetzt.

„Wollen sie es eher glatter oder etwas verstrubbelt!"

„Verstrubbelt!" antwortete Draco sofort. Einfach das Gegenteil von seinem jüngeren Ich, dachte er und ein wenig Wehmut schwang in seinen Gedanken mit. Die Frau nickte und schnitt noch hier und da eine Strähne heraus. Es dauerte nicht lange und Draco erkannte sich nicht mehr wieder. Klar, seine Augen hatten noch immer die Sturmgraue Farbe wie zuvor und auch seine Gesichtszüge waren noch immer die gleichen, aber seine Haare lenkten von all dem ab. Seine Haare glichen einem Vogelnest, doch er fand es nicht schlimm. Denn wenn er sich mit den Fingern durch die Haare fuhr spürte er keine Verknotungen, denn das war etwas, was er hasste.

„Ich hoffe, ihnen gefällt es!" meinte die Frau und Draco nickte.

„Sehr gut. Das macht dann 25 Pfund!" Draco kramte in seiner Tasche und zog einige Geldscheine hervor. Auf einigen stand eine Fünf, auf anderen eine zehn oder eine zwanzig. Er reichte der Dame kurzerhand einen Zwanziger und einen Fünfer. Sie nickte zufrieden und Draco fiel ein Stein vom Herzen. Er hatte anscheinend alles richtig gemacht.

The DeerWhere stories live. Discover now