Kapitel 2

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Ich hasste diesen Traum.

Ich saß nun seit zwei Stunden im Unterricht vom alten Lan und hörte einem seiner Monologe zu. Meine einzige Ermunterung war der Anblick von Lan Zhan, der fokusiert dem Unterricht folgte. Ich musste schmunzeln, bei dem Gedanken daran, dass der alte Lan oder generell niemand außer Lan Xichen und Nie Huaisang von unserer Eheschließung gewusst hatten.

Ich fragte mich ob dem Lan Zhan, der dort saß, überhaupt klar war das er mich, seine persönliche Nervensäge, irgendwann heiraten würde. Belustigt stützte ich mich auf einem Arm ab und beobachtete ihn. Das Licht fiel golden auf sein Gesicht und es sah fast unrealistisch aus, so hübsch war er.

Ein Schlag mit einem Buch ließ mich hochschrecken. Hinter mir stand Lan Qiren und schien es nicht gerade toll zu finden, dass ich seinen besten Schüler anschmachtete. Spätestens jetzt sollte ich doch aufwachen, doch es passierte nichts, außer das mir eine Standpauke gehalten wurde, während mein Hinterkopf verflucht real weh tat.

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Später verließ ich zusammen mit Huaisang und Cheng den Klassenraum, nach einem nicht geglückten Versuch mich an Lan Zhan zu hängen. Dieser beachtete mich gar nicht wirklich, als ich versuchte ihn auf mich aufmerksam zu machen. Verwirrt lief ich nun neben meinem Bruder und unserem Freund her. Warum konnte ich nicht aufwachen?

Tausende von Fragen schwirrten in meinem Kopf umher, doch mir wollte einfach keine Erklärung einfallen. Seufzend ließ ich mich auf einem großen Stein nieder. "Was ist los Wei-Xiong?" Unruhig wand sich mein bester Freund an mich. Sofort glättete sich meine Stirn und ich lächelte ihn leicht an. "Nichts." Auch wenn das hier nur ein Traum war, ich mochte es nicht, wenn er sich Sorgen um mich machen musste. Ich hatte ihn oft genug in schwierige Lagen gebracht.

In seinem Blick lag immer noch Zweifel, doch er beließ es zum Glück dabei. Wie zur Hölle sollte ich ihm den erklären, dass ich verdammt verwirrt war, weil ich in einem Traum gefangen war und nicht wusste, wie ich wieder aufwachen sollte.

Mein Blick schweifte über den kleinen See vor mir und all die Stunden, die ich zusammen mit Lan Zhan hier verbracht hatte tauchten wieder vor meinem inneren Auge auf, beginnend mit unserem kleinen Kampf während unser Schulzeit, endent mit unseren abendlichen Spaziergängen die hier endeten.

Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, als ich daran denken musste, was wir erst vor kurzem auf den Steinen weiter hinten alles gemacht hatte und brach schließlich in schallendes Gelächter aus, als Huaisang sich auf einen der Steine legte, um sich in der warmen Sonne zu rekeln.

"Wei Wuxian, warum lachst du?" Erschrocken fuhr ich herum, weil ich vergessen hatte, dass mein Bruder auch noch da war und verschluckte mich dabei an meinem Lachen. Genauso, wie ich Huaisang das mit dem Traum nicht wirklich sagen konnte oder wollte, wäre es höchst komisch meinem Bruder die Situation zu erklären.

Lächelnd wand ich mich zu ihm. "Ich bin einfach glücklich." Anscheinend war das doch nicht so überzeugend angekommen, wie erhofft, denn Cheng zog nur eine Augenbraue hoch und ließ sich geräuschvoll neben mich fallen. Ich beobachtete ihn von der Seite.

Wieder fiel mir auf, dass dieser Cheng noch viel weichere Züge hatte. Sie schienen mit dem Tod seiner Eltern und unserer Shijie so hart und unnahbar geworden zu sein - es war mir nie so extrem aufgefallen, wie in diesem Moment.

"Habe ich etwas im Gesicht?" Lächelnd sah ich ihn an, während ich aufstand. "Vielleicht." "Was soll das heißen...Wei Wuxian!?" Mit einem Grinsen im Gesicht machte ich mich auf zu Huaisang, einen tobenden Jiang Cheng hinter mir.

Wasser spritzte in meine Schuhe, als ich von einem Stein zum anderen sprang und dabei ausversehen in eine flachere Stelle des Sees trat. Huaisang setzte sich auf, als er uns kommen sah und schaute uns aus großen leuchtenden Augen an. Kurz bevor ich auf seinem Stein ankam veränderte sich sein Blick.

Verwundert drehte ich mich um und sah eine weiße Gestalt in wehendem Hanfu aus dem Wald schreiten und auf den See zu steuern. Flach atmete ich ein, während ich beobachtete, wie der Wind in den weißen Stoff fuhr und das seidige Haar zerzauste.

"Wei Wuxian, warum starrst du ihn so an? Bist du schon wieder auf Stress aus?" Fragte mich Jiang Cheng, als er sah, dass ich zu Lan Zhan rüber sah. "Es ist nur schön ihn zu sehen." Erwiderte ich, worauf ich einen verwirrten Blick kassierte. Tatsächlich wurde mir bei seinem Anblick leichter ums Herz und ich konnte meine Augen nicht mehr von ihm abwenden.

Steuerte er auf uns zu? Es sah ganz so aus. Am Rand vom See blieb er stehen und schaute zu uns rüber, bevor er seine Stimme erhob.

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