Kapitel 6

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Eine Woche verging.

Eine Woche, die ich in diesem Traum gefangen war, den Unterricht des alten Lans besuchte, die Abende mit meinen Freunden verbracht - und aus irgendeinem Grund auch Zixuan -, ganze Nachmittage damit verbrachte Lan Zhan zu mustern, wenn ich mal wieder die Regeln kopieren sollte, wozu mich Lan Qiren dank meiner Unaufmerksamkeit immer wieder verdonnerte und umso länger ich hier war, desto stärker wurde der Zweifel, ob das nicht vielleicht die Realität sein konnte.

Erst vor einem Tag hatte ich herausgefunden, dass der Wen Clan ganz anders war, als ich ihn in Erinnerung hatte. Während ich mit dem Wen-clan eine Schreckensherrschaft verband unter der die anderen Cläne litten, hatten alle anderen ein geradezu blumiges Bild von den Kultivisten.

Nur die besten Schüler wurden zum QishanWen-Clan geschickt und dort ausgebildet. Ich erinnerte mich viel zu genau an den Nachmittag, als mich alle angestarrt hatten, wie als hätte ich ein Rad ab, als ich meine Stimme gegen den Wen-Clan erhob.

Die Sonne strahlte warm auf mein Gesicht, während ich auf einem der Steine lag und nachdachte. Mich verwirrte das alles. Einerseits konnte ich schwer fast zwei Jahrzehnte einfach geträumt haben, doch anderseits fühlte sich diese Welt einfach realer an.

Es war schwer zu erklären. Vielleicht war es die Art, wie der Wind über mein Gesicht strich oder die Art und Weise, wie ich mich an die vergangenen Tage erinnern konnte und nicht so wie bei dieser anderen Realität - oder was auch immer es war - wo mit jedem Tag alles immer mehr verschwamm. Nur ein paar Eckpunkte waren mir noch genau präsent, doch selbst diese schienen mir langsam zu entfliehen.

Seufzend setzte ich mich auf und zog meine Füße aus dem kalten Wasser. Ich hatte mich von den anderen weg geschlichen, um eine ruhige Minute zu haben, um meine Gedanken zu sortieren. Aus einer Minute war eine Stunde geworden und wenn ich nicht bald aufstehen würde, dann würde ich wahrscheinlich noch bis zur Speerstunde hier liegen und darüber grübeln, was jetzt die Realität und was nur ein Traum war.

Mein Blick schweifte über das Wasser und brachte eine Erinnerung mit sich, ob sie nun einem Traum oder der Realität angehörten war mir egal, doch vielleicht könnte ich mir damit einfach selber Gewissheit verschaffen. Hastig schlüpfte ich in meine Schuh und stand auf. Die Steine waren rutschig und ich musste aufpassen, dass ich nicht im Wasser landete, doch kurz darauf hatte ich es an Land geschafft und befand mich auf dem Weg zur Quelle.

Wenn es die Quelle noch gab, dann musste es auch die Höhle geben, wo Lan Zhan und ich Lan Yi begegnet waren und sie uns über das Yin-Metall erzählt hatte. Auch wenn es mir wahrscheinlich nicht weiterhelfen würde, es wäre ein Anhaltspunkt.

So schnell ich konnte eilte ich den Weg entlang, der mich zu der kalten Quelle führen würde. Nur noch um eine Biegung. Die letzten paar Meter begann ich zu rennen und achtete nicht mehr auf mein Tempo, sondern schoß einfach nur noch an den Bambus vorbei, der den Weg säumte.

Schlitternd kam ich dort stehen, wo sich die Quelle befinden sollte und sah mich verwirrt um.

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