𝐄𝐩𝐢𝐥𝐨𝐠

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Ein paar Tage später
 
Kiyoomi saß in seinem Zimmer auf dem Fensterbrett, kritzelte etwas in seinem Block herum, als er ein Klopfen an der Tür wahrnahm.
 
„Ja?"
 
Die Tür wurde geöffnet, dann sah er auch schon Junichiro ins Zimmer spähen. „Hast du Zeit?"
„Ja, klar." Kiyoomi legte seine Sachen beiseite, erhob sich.
 
Mit seinem Vater hatte er seit der Sache auf der Hochzeit kein Wort mehr gewechselt, und seitdem nun sein Bruder Herrscher war, fiel es ihm noch leichter, ihm sogar aus den Weg zu gehen.
Es waren zwar erst wenige Tage seit der Übergabe vergangen, doch Kiyoomi vertraute darauf, dass sein großer Bruder es besser als sein Vater machen würde.
 
Erst, als Junichiro vor ihm stand, entdeckte er den Blumenstrauß in seiner Hand.
 
„Äh – wozu schenkst du mir Blumen?", fragte Kiyoomi verwirrt.
„Die sind nicht für dich, Blödi." Der Ältere wuschelte mit der freien Hand durch seine dunklen Locken, grinste dabei.
„Für Yuna?"
Junichiro schüttelte mit dem Kopf, hielt ihm den Strauß hin, den sein kleiner Bruder irritiert entgegennahm, dann holte er eine kleine, schwarze Box hervor und hielt sie ihm ebenfalls hin, öffnete sie dabei.
 
Ein kleiner, silberner Ring, der mit einem blauen Edelstein geziert wurde, zeigte sich ihm, und es dauerte, bis Kiyoomi verstand, wozu das alles diente.
 
„Oh mein – Ich darf?!", fragte er aufgeregt.
Sein Bruder lächelte noch breiter. „Wieso nicht?"
„Keine Ahnung, es hieß doch, das-"
„Dann ist es halt so. Und jetzt Hopp Hopp, draußen wartet eine Kutsche auf dich."
 
Kiyoomi lächelte breit, nahm die Box ebenfalls an, wollte losstürmen, als ihm etwas einfiel.
 
„Warte-" Er lief zurück zu seinem Bücherregal, suchte ein Buch heraus, nahm es mit.
 
„Wozu das Buch?", fragte der Ältere.
„Es geht nicht um das Buch, sondern um das, was sich darin befindet."
 
 
 
Die Kutschenfahrt schien, als würde sie unendlich lang dauern, und Kiyoomi war erleichtert, als er endlich aussteigen konnte.
 
Nervös hielt er vor der entsprechenden Haustür, atmete tief durch, bevor er anklopfte.
 
„Komme schon!", rief eine Frauenstimme, dann wurde auch schon kurz darauf die Tür geöffnet. Er sah Cho, die die Haare hochgesteckt hatte und ihn verwundert ansah. „G-Guten Tag... W-Was tut Ihr denn hier?"
„Guten Tag, Frau Miya. Ich würde gerne zu Atsumu."
 
Sie sah zu den Blumen, lächelte, deutete ihm dann, reinzukommen.
 
„Atsumu!", rief sie durchs Haus, als sie die Tür geschlossen hatte. „Du hast Besuch!"
 
Kiyoomi hörte Schritte auf der Treppe, dann sah er auch schon den Omega, der verwundert näher trat.
 
„Ist heute etwas, was ich vergessen habe?", fragte Atsumu, sah zwischen den Blumen und dem Dunkelhaarigen hin und her.
„Noch nicht", antwortete Kiyoomi, grinste dabei breit, weshalb der Kleinere eine Augenbraue hob.
„Kiyoomi?"
 
Kiyoomi hielt ihm die Blumen hin. „Für dich."
 
Atsumu nahm sie lächelnd entgegen, und während er sie sich ansah, holte der Alpha das Buch hervor, schlug eine bestimmte Seite auf, und holte vorsichtig etwas hervor. „Schau mal."
 
Der Omega stand der Mund offen, als er die Rose erkannte, die er Kiyoomi bei ihrem ersten Treffen am Innenhof geschenkt hatte. „D-Du hast sie aufgehoben?"
„Wie könnte ich sie wegwerfen?", stellte er die Gegenfrage, klappte das Buch zu und reichte es ihm ebenfalls.
 
Cho nahm Atsumu die Blumen ab, um sie in eine Vase zu geben.
 
„Ist alles okay?", fragte der Blonde.
„Wieso sollte es das nicht?"
„Naja, du tauchst hier einfach so auf, bringst mir Blumen vorbei, zeigst mir die Rose... was ist los?"
 
Kiyoomi biss sich auf die Unterlippe, sah verlegen zur Seite. „Ich hab mit meinem Bruder geredet."
 
Atsumu zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Okay? Un- WARTE, WAS?! SAG NICHT, DU-"
 
Kiyoomi grinste, als Atsumu sich die Hand vor den Mund legte, als ihm dieser offenstand. Er holte die Box hervor, kniete sich vor ihn, öffnete sie.
 
Atsumu liefen die Freudentränen über die Wangen, als er den Ring entdeckte. „Kiyoomi..."
 
„Willst du mich heiraten?"
 
Der Omega nickte energisch. „JA! JA!", schrie er, lief auf Kiyoomi zu, sprang dann auf ihn.
Der Alpha fing ihn auf, Atsumu klammerte sich an seinem Hals fest. „Ich liiiieeebe dich!"
„Ich dich auch."
 
Während Kiyoomi ihn so hielt, legte er ihm den Ring an den Finger an.
Für einen Moment konnte man nur Atsumus Schniefen hören, als sich dieser von ihm löste, um sich die Tränen aus den Augen zu streichen.
 
Kiyoomi nutzte diesen Moment, um ihn zu küssen.
Nicht allzu lang standen sie so da, als Cho plötzlich die Küche betrat. „Oh, ich- äh-"
 
Atsumu ließ sich wieder auf den Boden fallen, zeigte seiner Mutter den Ring. „Guck mal!", rief er. „Wir sind verlooobt!"
 
Cho riss die Augen auf, sah zwischen ihnen hin und her. „Ich war fünf Minuten weg, um eine Vase zu holen!", rief sie, dann lachten sie alle drei. „Glückwünsch!", fügte sie noch hinzu, nahm ihren Sohn in den Arm.
 
Die Haustür öffnete sich, Osamu und Rintaro traten herein.
 
„Mehl gab es leider keines me-"
„SAMUUU!" Atsumu lief auf seinen Bruder zu, der vor Schreck zusammenzuckte und beinahe die Tasche mit den Einkäufen fallen hätte lassen.
„Was?", fragte er, dann fiel sein Blick auf Kiyoomi. „Was machst du denn hier?"
„Er hat mir einen Antrag gemacht!", rief Atsumu, zeigte seinem Bruder den wunderschönen Ring an seinem Finger.
 
Osamu hob die Augenbrauen, als sein Bruder ihn umarmte.
 
„G-Glückwunsch", sagte der Jüngere, und sein Freund tat es ihm kurz darauf mit einem grinsenden Gesicht gleich.
 
Atsumu löste sich von ihm, lief zurück zu Kiyoomi, griff nach seiner Hand und zog ihn mit sich.
„Was-"
„Komm mal mit", bat der Omega ihn.
 
In seinem Zimmer angekommen sah Kiyoomi sich etwas um, bevor Atsumu mit einem gezielten Fußtritt die Tür schloss und ihn quasi mit Küssen überhäufte.
 
„A-Atsumu, was-"
„Pshhh." Atsumu legte ihm den Zeigefinger auf den Mund, lächelte dabei breit. „Wie wäre es, wenn wir unsere Verlobung etwas feiern?"
„Und wie-" Er unterbrach sich, als er das schelmische Grinsen seines Gegenübers bemerkte. „Oh."
„Oh?"
 
Kiyoomi rollte mit den Augen, dann griff er nach Atsumus Hüfte, zog ihn näher, presste seine Lippen auf seine, und schon bald entstand ein kräftiger, leidenschaftlicher Kuss, der damit endete, dass der Alpha den Kleineren packte und auf sein Bett warf, sich danach über ihm platzierte und ihre Lippen wieder miteinander verband.
 
Atsumu kicherte vergnügt, während Kiyoomi sanfte Küsse auf seiner Wange verteilte.
„Hab ich dir schon einmal gesagt, wie sehr ich dich eigentlich liebe?", fragte Atsumu, biss sich dabei auf die Unterlippe.
„Hab ich es dir schon einmal gesagt?", fragte Kiyoomi.
 
Die Beiden lachten, dann setzten sie ihren Kuss fort.
 
Es war eigenartig, wenn man bedachte, wie kompliziert die letzten Wochen gewesen waren, und sie jetzt hier lagen, als wäre all das nicht geschehen.
 
Doch eines war klar: Die Gefühle, die Schmetterlinge – einfach alles war echt.
Kiyoomi wusste, dass es richtig gewesen war, auf den Ratschlag seines Cousins zu hören.
Atsumu wusste, dass es richtig gewesen war, Kiyoomi noch eine zweite Chance zu geben.
 
Und sie beide wussten, dass sie auch in Zukunft ihre Abenteuer gemeinsam bestehen würden, auch, wenn sie noch so kompliziert und schwer erschienen.
 
Sie würden ihre Träume leben – die Träume, die sie miteinander teilten.

A Million Dreams - SakuAtsuWhere stories live. Discover now