6 ~ Rote Königin

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„Gut, das war der letzte." Sorey strich mit dem Finger über die letzte feine rote Linie auf meiner Handfläche. Unter ihrer Berührung kribbelte meine Haut und wurde warm, als ihre Fluchkraft in die Wunde strömte und sie mittels Umkehrtechnik dazu brachte zu heilen.

„Danke", sagte ich und entzog ihr sanft meine Hände. In einer geschmeidigen Bewegung stand ich von der schwarzen Couch auf und ging in Richtung Bartresen. „Willst du etwas trinken?"

„Gerne." Meine Freundin lächelte mich an und erhob sich ebenfalls.

Ich ging hinter den Tresen und mit geübten Handgriffen füllte ich ihr ein wenig alkoholischen Drink ein, während sie sich auf einen der Hocker setzte.

„Shiina-chan?", fragte sie leise, als ich das Glas vor sie abstellte.

„Ja?" Ich hielt in meiner Bewegung inne und sah sie an. Sorey war schön wie immer. Das glänzende braune Haar mit einer Schleife elegant zusammengefasst, mit zarten Zügen und großen haselnussfarbenen Augen. Filigraner Goldschmuck als Ohrringe, Kette und Armreif und dazu ein schlichtes schwarzen Kleid und einen über die Schultern gelegter Mantel. Was mich irritierte war der besorgte, in sich gekehrte Gesichtsausdruck, mit dem sie ihr Glas betrachtete. Die immerfröhliche Sorey war nur selten schweigsam und schon gar nicht derart in trübe Gedanken versunken.

„Was ist los Sorey?", fragte ich sie und lehnte mich ihr gegenüber gegen die Bar, griff nach ihren Fingern und umfasste sie sanft mit beiden Händen

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„Was ist los Sorey?", fragte ich sie und lehnte mich ihr gegenüber gegen die Bar, griff nach ihren Fingern und umfasste sie sanft mit beiden Händen. Unter ihrer Haut konnte ich das Blut durch ihre Adern fließen spüren, ignorierte es aber obwohl es ein Kribbeln in meinem ganzen Körper auslöste.

Sie seufzte leise und sah mich ernst an. „Du musst aufhören."

Mehr sagte sie nicht. Nur dieser eine Satz. Immer noch mit diesem besorgten Blick. Ich richte mich auf und ließ ihre Hand los. „Nein", erwiderte ich schlicht und wandte mich ab.

„Shiina!", sie versuchte mich am Arm zu packen, doch ich wich ihr geschickt aus. „Du musst!"

„Ich muss gar nichts Sorey." Meine Worte waren eisig und doch vollkommen gefühlslos.

„Du verstehst nicht", stöhnte sie verzweifelt. „Du bringst dich um!"

Mein Körper erstarrte und ich schloss die Augen. Na endlich, dachte ich und musste beinahe ein Lächeln unterdrücken. Bereits seit über einen Monat wartete ich darauf, dass meine Freundin mir diesen Satz an den Kopf warf. Das wusste ich schon längst selbst, doch ich hatte wissen wollen, wie lange sie brauchte sich dazu zu überwinden es auszusprechen. Ich wandte mein Gesicht zu ihr, ließ sie die ruhige Gelassenheit in meinen silbernen pupillenlosen Augen sehen. „Ich weiß", antwortete ich gleichgültig. „Aber ich werde deswegen nicht aufhören. Solange ich jeden einzelnen dieser Dreckskerle bezahlen lassen kann, ist es mir egal, ob ich danach sterbe."

Sorey sog scharf die Luft ein, doch zu einer Erwiderung hatte sie keine Zeit mehr. Ein verhaltenes Klopfen an der Tür beendete unser Gespräch und ich ging hinüber, um zu öffnen. Vor mir stand eine atemberaubend schöne Frau. Langes, schimmerndes dunkelblaues Haar, makellose Haut und die faszinierendsten blauen Augen, die ich je gesehen hatte. Klar und mit der Eigenschaft je nach Lichtverhältnissen in der Farbe zwischen einem hellen Türkisblau bis zu einem dunklen Saphirblau zu wechseln. Noch dazu ein Körper, der an weiblichen Rundungen kaum zu überbieten ist.

𝐃𝐚𝐫𝐤 𝐀𝐧𝐠𝐞𝐥 ~ 𝐓𝐨𝐣𝐢 𝐅𝐮𝐬𝐡𝐢𝐠𝐮𝐫𝐨 𝐗 𝐎𝐂Where stories live. Discover now