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Das Erste, was Veronicas müde, braune Augen erblickten, als sie ihren Fuß wieder auf spanisches Land setzte, war der vollgestopfte Flughafen und die Menschentraube vor der Gepäckausgabe des Flughafens El-Prat von Barcelona.

Und doch war sie kurz davor sich - ganz Hollywood-like - auf den Boden zu knien und ihn zu küssen, als Zeichen ihrer Freude, nach langer Reise wieder zuhause zu sein.

In Veronicas Fall war die lange Reise ein Semester lang in München gewesen dank eines Studienaufenthalts. Reichlich unspektakulär.

Angesichts der nicht zu übersehenden Tatsache, dass es zum Ersticken voll hier am Flughafen war, ihr der Gedanke kam, wie viele verschiedene Paar Schuhe den Boden, auf dem sie gerade stand, bereits beschritten hatten und dass sie permanent von allen Seiten angerempelt wurde, da sie sich einfach nicht vorwärtsbewegte, entschied sie sich klugerweise die kitschige Filmszene auszulassen und den Boden lieber nicht zu berühren.

Auf den unzähligen Schildern in der Empfangshalle des Flughafens, die sie gerade betrat - hunderte von Familiennamen und Taxifahrer, die sich gelangweilt gegen die Bande lehnten, um auf Ankommende zu warten, fand sich nicht die Aufschrift Peña.

Wenn man aus einem kleinen Vorort Barcelonas stammte, mitten in der katalanischen Einöde, umgeben von Weinfeldern und seine Eltern noch immer dort lebten, erwartete man sich nicht, dass Familienmitglieder hier warten würden, um sie abzuholen. Nun war es wohl auch nicht mehr so schwer verständlich, wieso Veronica Peña mit einundzwanzig alleine in der Stadt lebte und studierte.

Was aber nicht bedeutete, dass sie alleine hier war.

„Vera!", ertönte eine laute Stimme und die brünette Katalanin wirbelte herum. Mitten in der Menge an Leuten erkannte sie einen vertrauten, goldblonden Haarschopf, der aus der Traube an Menschen herausleuchtete wie buntes Leuchtfeuer.

Vera konnte ihr Grinsen nicht mehr zurückhalten und machte zwei Sätze nach vorne, um ihrer besten Freundin um den Hals zu fallen. Dass die Absperrbänder der Eingangshalle im Weg waren, störte sie herzlich wenig.

Immerhin hatten sie sich ein halbes Jahr lang nicht gesehen.

„Analu!", keuchte Vera mit einem zufriedenen Seufzen in die Umarmung hinein, die die Blondine mit ebenso viel Kraft erwiderte. „Ich kann kaum atmen...", krächzte sie und Vera lachte, als sie sich wieder von ihr trennte.

Wohl aufgrund ihres mädchenhaften Gekichers ernteten die beiden jungen Frauen von allen Seiten schräge Blicke. Dennoch waren die vielen bewundernden ebenso auffallend, welche in ihre Richtung - besonders in die von Analu - geworfen wurden.

Und das hatte schon seine Gründe.

Neben Analu Vieira zu stehen war wie ein Tritt direkt in den Hintern des Selbstbewusstseins eines jeden anderen Mädchens. Vera verglich sich neben ihr stets mit einem Kartoffelsack mit Beinen - wobei selbst ein solcher wohl mehr Stilgefühl besaß. Zu schwarzen Leggings hatte sie ein langweiliges, loses Shirt gewählt und trug flache Chucks. Nicht unbedingt das, was man in eine der größten Modemetropolen von Europa auf der Straße zu sehen erwartete.

Analu hingegen sah mit ihrem weißen Trägertop, den High-Waist Shorts und ihren halbhohen Stiefeln erneut umwerfend aus.

Für Vera war schon immer verdammt hart gewesen, mit einem Model wie direkt aus dem Hochglanzmagazin, mit ihren hellblonden, langen Haaren und ihrer Figur zum Neidisch-werden, befreundet zu sein.

Wohl aus diesem Grund hatte Analu nie besonders viele Freunde, als die beiden in dieselbe Schule gingen. Alle anderen Mädchen waren immer schon neidisch auf sie gewesen, Vera selbst gestand sich ein, ihr selbst war es anfangs nicht anders ergangen.

Tudo Passa // Neymar JROnde histórias criam vida. Descubra agora