~47.

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Zwei Wochen.

Fast zwei volle Wochen lang herrschte nun bereits Funkstille zwischen Vera und Analu.

Die Studentin hatte nun schon so oft versucht, den Kontakt wieder aufzunehmen; hatte versucht, Analu anzurufen oder hatte ihr geschrieben... doch keine Reaktion war erfolgt. Jeder Anruf landete direkt auf der Mailbox und jede SMS blieb unbeantwortet. Analu schien sie komplett zu ignorieren.

Es war die längste Funkstille, die jemals zwischen ihnen stattgefunden hatte. Sie kannten sich seit fast neun Jahren... und der schlimmste Streit, den sie jemals hatten, war, als Vera aufgrund einer Familienfeier Analus sechzehnten Geburtstag nicht feiern konnte.

Und diese Kleinigkeit war absolut lächerlich gewesen.

Aber die Zeiten schienen sich geändert zu haben. Nun hatte sie sogar darauf verzichtet, zu dem Barca-Spiel, welches heute Abend stattfinden würde und Neymars Rückkehr auf das Spielfeld darstellen sollte, zu gehen. Sie bereute es irgendwie, aber hatte so das Gefühl, wenn sie weiterhin Neymar unterstützte, als wäre alles in Ordnung, hätte sie nie die Chance, über ihn hinwegzukommen.

Also hatte sie abgesagt. Und das alles für Analu. Die sich jedoch nicht bei ihr meldete.

Und dann plötzlich – als Vera mitten im Hörsaal saß und den Worten des Professors einigermaßen aufmerksam lauschte – klingelte plötzlich ihr Handy und das äußerst laut.

Peinlich berührt und bestimmt krebsrot im Gesicht entschuldigte sich die Katalanin schnell und wühlte nach ihrem Blackberry, um den Anruf schnell wegzudrücken, bevor die Geschichte noch peinlicher wurde.

Kurz nachdem der Klingelton verstummt war, fiel ihr jedoch der Name, der auf dem Display groß aufschien, ins Auge und Veras Hand krampfte sich um ihr Smartphone.

Ausgerechnet jetzt...

Aufgeregt tippte sie eine Nachricht an die Anruferin und brachte gleich mehrmals die Buchstaben durcheinander, da sie so schnell tippte wie noch nie, in der Befürchtung, es wäre sonst zu spät.

„Tut mir leid, ich sitze im Hörsaal. Bitte, kann ich dich zurückrufen? Ich muss mit dir reden, dringend.", tippte sie und drückte auf Senden.

Nervös schob Vera das Handy wieder in die Seitentasche ihrer Jacke und versuchte sich, auf die Vorlesung zu konzentrieren, bis sich kurz darauf die Antwort vibrierend meldete.

„Komm heute Nachmittag zu mir nach Hause, ok? Dann reden wir."

Ein seltsamer Mix aus Erleichterung und übler Anspannung durchfuhr Vera, als sie Analus Antwort las und in sich aufnahm. Sie wollte reden. Sie würde ihr endlich zuhören.

Irgendwo, ganz tief hinten in ihrem Kopf, meldete sich eine warnende Stimme, dass sie sich besser fragen sollte, wieso Analu plötzlich ihre Meinung geändert hatte und sie nun nicht mehr ignorierte, jetzt so plötzlich – doch Vera hörte nicht auf die Stimme und schrieb Analu schnell zurück, wann sie frühestens da sein könnte.

Hätte sie wohl lieber auf die Stimme gehört.

~*~

Etwa eine Stunde später lief Vera die Treppe hoch bis zur Wohnungstür ihrer besten Freundin, mit verkrampftem Magen und rasenden Gedanken. Das letzte Mal, als sie hier war, hatte Analu sie vor der Tür stehenlassen und ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie ihr an allem die Schuld gab, was vorgefallen war.

Sie hatte sich noch nicht genau zurechtgelegt, was sie Analu sagen wollte – doch irgendwie ahnte sie, dass es so oder so aus ihr heraussprudeln würde, sobald sie ihr gegenüberstand. Sie würde versuchen, auszudrücken, wie schuldig sie sich fühlte und wie wichtig ihr ihre Freundschaft war und das kein Kerl der Welt – nicht mal Neymar Junior – es wert wäre, sie zu zerstören.

Tudo Passa // Neymar JRWo Geschichten leben. Entdecke jetzt