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Die Champions-League-Hymne schallte durch das volle Camp-Nou, als die Spieler das Feld betraten. Überall wurden blau-rote Fahnen geschwenkt.

Veras Blick glitt von der Anzeigetafel über die Zuschauertribünen auf der anderen Stadionseite, als sie sich vorbeugte und den nun-nicht-mehr-so-kleinen, blonden Jungen näher auf ihren Schoß zog.

„Siehst du Papai, hm?", fragte sie und nickte in Richtung der Barcelona-Spieler, welche sich in ihre Richtung gewandt aufreihten. Davi jedoch schien sich mehr auf ihr Handy, das er in den Händen hielt, zu konzentrieren und nickte nur leicht abwesend.

Die Studentin musste leicht grinsen. Abgesehen von der Tatsache, dass Davi schon jetzt anscheinend genauso abhängig von Smartphones zu sein schien wie sein Vater, war der Platz bei den VIP-Tribünen direkt neben dem Spielertunnel am Spielfeldrand nichts wirklich Besonderes mehr für ihn. Er jubelte zwar für seinen Vater mit, aber dennoch bemerkte man, dass er schon oft Spiele von diesen Plätzen aus miterleben durfte.

Für Vera hingegen war die Sache hier schon spannender. Drei Wochen nach Barcas letzten Spiel in der Champions League saß sie hier als Neymar Juniors Freundin, auch wenn der eigentliche Grund, warum sie hier hier und nicht in der VIP-Sektion saß, der war, auf Davi aufzupassen.

Was ihr, um ehrlich zu sein, nichts ausmachte. Sie hatte den Kleinen inzwischen richtig gern. Wo sie früher noch sehr unsicher in seiner Gegenwart agiert hatte (und Neymar sich regelmäßig über sie lustig gemacht hatte, wie eingeschüchtert sie von einem Fünfjährigen war), war jetzt keine Spur mehr davon. Und Vera war mehr als erleichtert über die Tatsache, dass sie sich gut mit ihm verstand.

Auch, wenn Vera sich kurzzeitig gefragt hatte, wie Davis Reaktion zu dem Thema, wer nun eigentlich Papais Freundin war, ausfallen würde.

Überraschenderweise nämlich nicht sehr sonderbar.

Davi schien es nicht besonders zu stören, dass Analu nun nicht mehr zu Besuch kam. Er hatte sich auch kaum nach ihr erkundigt. Ihr Name war nur einmal aus Davis Mund gekommen, als es darum gegangen war, ob er abends vor dem Schlafengehen noch ein Stück Pizza essen durfte (was ihm Vera natürlich ausnahmsweise erlaubt hatte).

Allerdings wusste die Studentin auch, dass der Junge nie sehr eng mit ihrer ehemaligen besten Freundin gewesen war. Was nicht daran gelegen hatte, dass Analu keine Kinder mochte oder Davi etwas gegen die Blondine gehabt hätte, sondern viel eher daran, dass Analu schon kaum genug Zeit mit Neymar verbracht hatte und dementsprechend noch weniger mit seinem Sohn.

Da Davi also nie die Gelegenheit gehabt hatte, die Freundin seines Vaters wirklich kennenzulernen, war es ihm auch nicht schwergefallen, einzusehen, dass sie nicht mehr zu ihnen kommen würde.

Hingegen die Aussicht, dass Vera nun beinahe jede freie Minute in der Casa Neymar verbrachte, schien ihn zu freuen. Vera nutzte die Zeit, um sich auch Davi zu widmen, mit ihm zu Spielen oder Filme anzusehen. Und das schien ihr Pluspunkte zu bringen.

Obwohl sich eigentlich nicht viel geändert hatte – immerhin war Vera auch zuvor schon oft zu Besuch gewesen – fiel selbst einem Fünfjährigen früher oder später auf, dass das dunkelhaarige Mädchen und Papai sich näher waren. Das schien allerdings nur anfangs zu kleinen Verwirrungen zu führen, die schnell geklärt werden konnten.

Jetzt war Vera einfach nur glücklich, dass Davi sie zu akzeptieren und auch zu mögen schien. Sie wollte – und konnte – ihm, vor allem nicht in so kurzer Zeit, eine zweite Mutter oder Ähnliches sein, doch es reichte ihr schon, wenn Davi sie als fixen Bestandteil im Leben seines Vaters sah. Und das schien er zu tun.

In dem Moment begann sich Davi jedoch aus ihrem Griff zu wiegeln und dabei rutschte beinahe ihr Blackberry von ihrem Schoß zu Boden. Sie fing es geradenoch auf, als Davi herabsprang. Er schien bemerkt zu haben, dass sein Vater in ihre Richtung gejoggt kam, während sich der Rest des Teams bereits begann, für das Teamfoto aufzustellen.

Tudo Passa // Neymar JRWhere stories live. Discover now