~38.

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~Neymars POV~

„Tja, Força Barca, würde ich dann mal sagen, oder?", kommentierte Gil, als er sich neben ihm auf das Sofa plumpsen ließ. Dabei setzte er sich fast auf die halboffene Packung Chips, wenn Vera nicht so schnell reagiert und die knisternde Tüte unter ihm weggerissen hätte.

Während Gil das nicht mal bemerkt zu haben schien – sein Blick war schon wieder auf den Bildschirm gerichtet, auf dem eben die Berichterstattung vor dem Ligaspiel gezeigt wurde – brach sich Vera in Kichern aus und schlug sich schnell die Hand vor den Mund.

Neymar konnte daraufhin nicht anders, als ebenso zu reagieren, als er das Mädchen beobachtete.

Sie hatte ihr Versprechen nicht gebrochen und war heute – wie vereinbart – hergekommen, um sich das Spiel mit ihnen anzusehen. Und trotz der Erleichterung, die ihn dabei durchströmte, war da etwas, dass ihn beunruhigte, wenn er sie ansah. Ob es Schuldgefühle waren, oder Reue oder Wut auf sich selbst – es war auf jeden Fall intensiv genug, um in ihm einen wirren Gefühlscocktail hervorzurufen, der seine Konzentration morbide störte.

Und ihm kam der Gedanke, dass seine Verletzung in diesem Moment vielleicht gar nicht mal so schlecht war. Er hätte vermutlich in seinem Zustand schlimmer gespielt denn je.

Und das Schlimmste daran war, dass er seine Gefühle nicht mal einordnen konnte. Kein Mädchen hatte sowas in ihm jemals hervorgerufen. Und das war auch gut so. Er mochte es für gewöhnlich nicht, wenn es kompliziert wurde. Normalerweise entschied er recht schnell, ob er etwas für ein Mädchen empfand oder nicht.

Bei Bruna hatte er sofort gewusst, dass er sich in sie verguckt hatte – ab dem ersten Augenblick an. Seit er beim Karneval in Rio de Janeiro das erste Mal mit ihr gesprochen hatte. Und auch bei Analu war es ähnlich gewesen.

Aber bei Vera konnte er sich absolut nicht erklären, was sie in ihm hervorrief. Wieso es zwei Mal zu einem Kuss gekommen war. Der einzige Grund, der ihm in den Sinn kam, ließ ihn vor Schuldgefühlen beinahe austicken.

Er konnte sich nicht in sie verliebt haben.

Er hatte Analu. Er hatte eine Freundin. Er war glücklich mit ihr – oder es zumindest bis vor kurzem noch gewesen. Das konnte nicht sein.

Außerdem.... War es schließlich nur Vera, oder? Vera, die mit ihm, seiner Familie und seinen Kumpels bereits so umging, als würde sie sie schon seit Jahren kennen. Vera, die fast so gut FIFA spielen konnte, wie er selbst. Die ihm in so vielen Sachen ähnlich war. Vera, die ihm eigentlich immer – ganz im Gegensatz zu seiner eigentlichen festen Freundin – zur Seite stand, auch jetzt in seiner Verletzungspause.

Je mehr er darüber nachdachte, desto bedrängender wurde das Gefühl, dass er so bald wie möglich Analu anrufen sollte, um seinen Schuldgefühlen entgegenzuwirken. Ein Gespräch mit seiner Freundin zu führen, anstatt ständig über Vera und den Kuss nachdenken zu müssen, erschien eine vernünftige Option für Wiedergutmachung. Dennoch blieb sein Smartphone unbenutzt auf dem Sofatisch liegen. Vorerst.

Stattdessen streckte er den Arm in die andere Richtung des L-förmigen Sofas aus, in Richtung Vera und in Richtung der Chips. Als überraschenderweise keine Kartoffelchips folgten, drehte er verwundert den Kopf.

„Gibt's du mir mal die Chips?", fragte er, doch Vera schüttelte nur – ohne ihren Blick vom Fernseher wegzubewegen – den Kopf, während sie in die Packung zurückgriff. „Nö.", antwortete sie.

Der Fußballer klappte den Mund auf und blinzelte ein paar Mal. „Gib mir einfach die Chips!", forderte er und kämpfte gegen das Grinsen an, das sich drohte, über seine Züge zu legen.

Tudo Passa // Neymar JRWhere stories live. Discover now