District 2: Dazed Dreams

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Juniper schloss die Tür zu ihrem Apartment auf. Ihrer eiskalten Hand mangelte es gerade an Feinmotorik, weshalb sie einen Moment brauchte. Als das Schloss klickte, und sie realisierte, dass sie sicher war, atmete sie erleichtert auf.

Sie kickte ihre klebrigen Pumps genervt von ihren unterkühlten Füßen. Ihre Mitbewohnerinnen, welche auf dem grauen Sofa, vor dem niedrigen Sofatisch, saßen, musterten sie irritiert.

Grace, die eine Zigarette in der Hand hielt, pustete stirnrunzelnd den Rauch aus und hauchte: „Verdammt, was ist denn mit dir passiert?" Juniper hob die Hand und ließ ihre braune Tasche laut zu Boden fallen, wobei man freie Sicht auf die Glock-Pistole bekam. „Es war ein echt beschissener Tag, okay.", hauchte sie und schälte sich aus dem großen Mantel.

Pippa, die ihre schwarzen Haare in einem kurzen Bob trug, erhob sich und fragte besorgt: „Oh mein Gott, warum trägst du bloß ein Handtuch? Und seit wann hast du eine Pistole? Was hat dieser Scheißkerl mit dir gemacht?" Sie musterte ihre Freundin von oben bis unten.

Grace lehnte sich nun auch ungläubig nach vorne. Das hatten sie auch noch nicht gehabt, dass eine von ihnen bloß im Handtuch zurück kam. Verrückte Welt. Grace hielt ihre Zigarette über den grün schillernden Aschenbecher und tippte ein paar mal auf den Filter, sodass die Asche abfiel.

Juniper erläuterte ihren Mitbewohnerinnen die Situation und fügte am Ende hinzu: „Ich bin einfach froh, dass ich keine Kugel abbekommen habe. Wenn ich wirklich in dem Motel verreckt wäre, hätte ich die Arschlöcher bis an ihr Lebensende heimgesucht. Naja, die Hauptsache ist, dass ich sicher bin. Ich bin in unserem Apartment und kann endlich aus diesen nassen Sachen raus. Ich brauche eine heiße Dusche. Schon zum zweiten Mal heute."

Sie rollte mit den Augen und lächelte erleichtert. Sie fühlte sich nun etwas besser. Pippa umarmte sie nun fest. Juniper legte eine Hand auf Pippas Rücken, welche mitgenommener wirkte als sie selbst und flötete belustigt: „Hey, ich bin immer noch nass." Pippa, die ihr Gesicht in Junipers Brust vergrub, druckste: „Mir doch egal. Wegen sowas arbeite ich lieber unten im Club. Dir hätte sonst was passieren können."

Grace drückte ihren Zigarettenstummel im Aschenbecher aus und sprach: „Uns kann immer sonst was passieren. Hast du das inzwischen noch nicht gemerkt, Pippa? Zwei von uns in einem Monat. Das macht mir echt zu schaffen." Sie atmete tief durch und schüttelte den Kopf.

Vor drei Wochen war Grace von einem neuen Kunden auf übelste Weise zusammen geschlagen worden. Sie kam mit einer aufgesprungener Lippe, etlichen Blutergüssen und einem geschwollenen, blauen Auge zurück. Es war das erste Mal, dass einer der Frauen so etwas mieses geschehen war. Der Kerl mit dem sie sich getroffen hatte, hatte sich vorsätzlich Grace rausgesucht, welche online offen angab trans zu sein.

Juniper erinnerte sich daran, wie Grace an jenem Abend erst lange duschen war und dann die ganze Nacht in ihrem Bett gelegen und geschluchzt hatte. Sie hatte sich erst beruhigt, als Juniper sich zu ihr gelegt hatte. Wann immer sie an den Abend zurückdachte, blieb Juniper der eine Satz im Kopf hängen, welchen Grace kurz vorm einschlafen so gebrochen von sich gegeben hatte. Dass keiner der Schläge, welche sie an diesen Abend einstecken musste, sie so sehr verletzt hatte, wie die Worte des Mannes.

Juniper seufzte: „Mich hat es nicht annähernd so schlimm wie dich erwischt. Also machen wir keine große Sache draus, okay?" Sie strich sich ihre vom Nieselregen feuchten Haare aus dem Gesicht.

Grace nickte: „Alles klar. Dann Themawechsel. Heute ist der erste Tag an dem ich wieder los gehe, da ich endlich nicht mehr wie Frankensteins Monster aussehe. Aber ich treffe einen Stammkunden. Also braucht ihr euch keine Sorgen machen." Sie lächelte zuversichtlich.

Juniper musterte Graces Füße. Neongelber Nagellack sprang der Vierundzwanzigjährige ins Auge. Auf Graces karamellfarbener Haut sah das echt schrill aus. Sie bemerkte: „Ich sehe du hast meinen Nagellack benutzt. Gehst du wieder zu dem Fußkerl?" Ein amüsiertes Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht.

Moola City [BTS GANG AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt