District 35: Nightcall

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Die Lichter der Stadt tauchten Jimin in alle Farben des Regenbogens, doch keines von ihnen konnte von diesem rabenschwarzen Tag ablenken. Der heutige Abend lastete wie ein Zementblock auf den schmalen Schultern des Blonden. Sein High konnte bloß schwer dagegen kontern. Aber ohne Drogen wäre es vermutlich unerträglich gewesen.

Der Blonde fuhr bereits eine Weile ziellos durch ganz Moola City. Bald würde er den Stadtteil Casteria erreichen. Er war noch nie dort gewesen, da es offiziell das Territorium der Crimsons war. Allerdings war sein Ziel die abgelegene Küste Casterias in Bloodwood Hill.

Die Küste war die beste von allen, wie Seokjin einmal gesagt hatte. Und abgelegen kam dem Gangster gerade ganz gut. Er wollte niemanden um sich haben. Wen auch? Es gab keine Person auf diesem Planeten, dessen Gesellschaft ihm helfen würde. Es gab nur noch ihn allein und den Scheißhaufen, den er sein Leben nannte.

In der Ferne hörten die Neonlichter abrupt auf, fast so als würde die Welt dort enden, wäre da nicht noch die schwache Straßenbeleuchtung. Da befand sich wohl die Küste. Jimin wusste noch nicht wie lange er dort bleiben würde, aber bestimmt eine Weile.

Er hatte nicht den Drang zurückzugehen. Ja, am liebsten hätte er Moola City einfach verlassen und wäre nie wieder gekommen. Er hasste diese Stadt mehr als je zuvor. Aber er war nun mal der Boss und trug viel zu viel Verantwortung. Sich vor Donovan zu erklären war etwas, wozu er noch nicht bereit war.

Aber wann würde jemals der richtige Moment sein, seinem Onkel zu gestehen, dass dieses Leben ihm jegliche Freude genommen hatte und seine Seele erstickte? Niemals. Donovan würde erst lachen und ihm dann wahrscheinlich eine verpassen, dass ihm Hören und Sehen vergehen würde. Denn für so etwas gab es keinen Platz. Deswegen machte er immer weiter, fuhr er immer weiter.

Jimin wurde auf einmal ruppig aus seinem Gedankenstrom gerissen. Die Musik hatte nämlich gestoppt und das Display leuchtete hell auf – ein Anruf von Juniper. Er zog scharf die Luft ein. Sein Hals schnürte sich wieder zu.  Dieser Albtraum endete einfach nicht. Was gab es bitte noch, dass sie von ihm wollte? Hatte sie nicht schon alles bekommen?

Jimin nutzte die nächstbeste Gelegenheit und fuhr in eine kleine Seitenstraße die zur Hälfte aus illegal entsorgtem Müll bestand. Er stoppte den Wagen und strich sich nervös mit beiden Händen über die Oberschenkel, während er das klingelnde Telefon-Icon neben Junipers Namen anstarrte.

Es gab nur zwei Möglichkeiten – entweder hatte sie es sich anders überlegt, oder aber sie wollte sich vergewissern, dass er tot war. Was sollte er tun?

Am liebsten hätte er einfach nicht abgenommen, so getan als ob sie ihm wirklich egal wäre, aber die Neugier und das klitzekleine Bisschen Hoffnung, dass noch nicht ganz erstickt war, siegte. Er würde es niemals vor jemandem zugeben, aber diese Hexe hatte ihn noch immer fest im Griff. Er war es so verdammt leid emotional abhängig von dieser Frau zu sein – so, so verdammt leid!

Von all den Drogen, war sie die schlimmste. Aber das hatte Jimin erst gemerkt, als es schon zu spät war. Wenn er eine seiner Süchte für immer loswerden könnte, würde er definitiv Juniper wählen. Er hasste es, wie sehr er sie liebte und wie verdammt schwach sie ihn machte – und damit meinte er nicht die gute Art von Schwach. Es fühlte sich nicht gut an, das tat es schon lange nicht mehr. Er wusste dass es ungesund war, aber gab trotzdem nach. Den was blieb ihm noch?

Er betätigte den Knopf und schluckte schwer. Sein Rachen fühlte sich noch immer pelzig vom Koks an. „Jimin?“, erklang ihre vertraute, helle Stimme. Jimin antwortete nicht, knirschte bloß mit den Zähnen. Ihre Stimme ertönte nun höher: „H-hallo? Jimin?“ Er hörte ihr eine Weile beim Stammeln zu und antwortete schließlich teilnahmslos: „Ja …“ Er wollte weinen, aber sein Körper war wie gelähmt. Er spürte alles und nichts.

Moola City [BTS GANG AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt