District 1: Venus Versus Hitman

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Sie wischte über den kleinen, beschlagenen Spiegel, und betrachtete seufzend ihr Spiegelbild. Die heiße Dusche hatte gut getan. Es war schon eine Weile her, seitdem sie das letzte Mal in diesem schäbigen Motel in Reed Hill gewesen war. Sie ertappte sich dabei, wie sie den Glanz des gloriosen White Boulevard Hotels vermisste.

Die großen Palmen am Rande des Boulevards, welche so edel den Weg zum Eingang des majestätischen Hotels zierten, die wundervollen Lichterspiele des großen Brunnens an der Seite, und vor allem die Atmosphäre, welche sie für einige Momente vergessen ließ, wo sie war. Andere würden sie dafür köpfen, aber für sie war das White Boulevard Hotel in New Hudson der schönste Ort Moola Citys.

Er war nicht so hässlich und runtergekommen wie der Rest. Allerdings lag genau da das Problem. Der Besitzer des White Boulevard Hotels war Mitglied der Viper 77, und somit dafür verantwortlich, dass der Rest Moola Citys so hässlich geworden war. Dennoch konnte das schöne Hotel nichts dafür. Es war schon immer schön gewesen.

Sie fuhr über das weiße Handtuch, welches sie um ihren Körper gewickelt hatte. Eine Beleidigung für den Tastsinn. Sogar die Handtücher in diesem Motel fühlten sich rau an, verglichen zu denen des edlen White Boulevard Hotels. Nun hielt sie inne. Es konnte doch nicht angehen, dass sie das gerade gedacht hatte, oder? Enttäuscht von sich selbst stemmte sie eine Hand gegen den Spiegelschrank.

Ihre grünbraunen Augen funkelten verärgert, während sie den vielen Wasserperlen an ihrem nackten Oberarm beim Hinuntertropfen zusah. Sie durfte sich an nichts davon gewöhnen. Besonders nicht den luxuriösen Lebensstil den Park Jimin ihr gezeigt hatte. Genauso schnell wie man als Escort-Dame oder Sugarbaby irgendwo reinkam, konnte man auch wieder fallen gelassen werden. Es war Teil des Jobs.

Nicht, dass sie fallen gelassen wurde. So etwas kam bei Juniper eigentlich nie vor. Sie war diejenige, die solche Entscheidungen traf. Ihre Kunden waren immer recht begeistert von ihr. Aber Park Jimin war schon eine Nummer! Juniper formte ihre Hand, welche auf dem Spiegel ruhte, zu einer Faust, und boxte frustriert gegen diesen.

Der billige Hängeschrank wackelte kurz gefährlich. Es regte sie immer noch auf, wenn sie darüber nachdachte. Park Jimin war bloß ein Kunde und würde ihr niemals Vorschriften machen können. Er dachte wirklich er könnte sich alles erlauben. Der Blick in seinen Augen an jenem Abend jagte ihr noch immer Angst ein. Er hatte sich selbst absolut nicht unter Kontrolle, wenn der euphorische Rausch des Kokains abklang. Er hatte sie noch nie so angefahren wie an jenem Abend.

Deswegen hatte Juniper auch selbst den Schlussstrich gezogen, und ihm gesagt, dass sie sich nicht mehr treffen würden. Ja, das hatte bestimmt an seinem unfassbar großen Ego gekratzt. Aber sie war keine seiner Marionetten.

Natürlich war es schade. Es war einfaches Geld gewesen. Jimin war attraktiv, jung und hatte einen guten Sinn für Humor. Es war schwer Kunden zu finden die all diese Kriterien erfüllten. Normalerweise war sie schon froh, wenn sie einfach jung waren. Ja, darum war es wirklich schade.

Die Nächte, die sie gemeinsam in seiner Suite im White Boulevard Hotel verbracht hatten, hatten sogar Spaß gemacht. Natürlich bevorzugte sie es jemanden zu haben zu dem sie bereits eine gewisse Vertrauensbasis hatte, als jemand fremden.

Es hatte auch lange geklappt, bis es eben nicht mehr ging. Und wie der Clown der sie war, hatte sie ihre anderen Kunden vernachlässigt, und konnte jetzt wieder ganz unten anfangen. Deswegen befand sie sich jetzt auch wieder in diesem Drecksmotel.

Sie schlug ein weiteres Mal gegen den Spiegelschrank, bevor sie sich auf dem Waschbecken aufstützte. Sie war noch immer geladen von der Auseinandersetzung mit Jimin. Diesmal ertönte es von ihrem neuen Kunden gedämpft durch die Wand: „Ist alles okay da drinnen, Venus?" Sie warf ihren Kopf in den Nacken und seufzte laut: „Ja, alles bestens. Keine Sorge." Juniper bemerkte wie ihre Duschhaube verrutschte, und zog diese vorsichtig ab. Sie musste ihre Haare schonen.

Moola City [BTS GANG AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt