Kapitel 95

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März 1997, Aval du Creux

Sirius hatte keinen Überblick mehr über die Zeit. Er wusste nicht mehr welcher Monat war. Am Anfang hatte er noch die Tage gezählt, doch das hatte er schon nach geschlagenen zwei Monaten aufgegeben. Genauer gesagt an dem Tag, an dem seine Tochter achtzehn geworden war.

Manchmal hatte einer der Todesser eine Zeitung dabei, dies geschah aber recht selten, wo er den Monat entziffern konnte, aber die letzte Zeitung, die Greyback dabeigehabt hatte, war im Dezember gewesen. Es musste also schon lange nach Weihnachten sein, aber so sicher war sich Sirius da auch nicht.

Aber das war er schon beinahe gewohnt. Immerzu war er gefangen. Zuerst in seiner eignen Familie, dann in Askaban, danach wieder im Haus, in dem seine Eltern gelebt hatten und nun hier. Obwohl letzteres um einiges angenehmer war als Askaban oder das Haus seiner Eltern.

Wenigstens hielten die Todesser sie hier nur aus irgendeinem Grund, den Sirius noch nicht kannte.

Natürlich war er hier wegen Harry. Er konnte sich vorstellen, dass die Todesser als Druckmittel behielten, aber aus dem Aufenthalt von Harold wurde er immer noch nicht ganz so schlau. Vielleicht las es an seinem hohen Posten, vielleicht war den Todesser einfach nur langweilig, aber er selbst musste auch irgendwann für tot erklärt werden und er war sich sicher, dass dies bei Harold schon eingetroffen war.

„Was denkst du, wie lange lassen die uns noch hier, bis sie merken, dass es ihnen nichts bringt, uns als Geisel zu halten?", fragte er seinen Mitbewohner.

„Es kann nicht mehr solange sein", sagte Harold. „Wie ich Margret kenne, wird sie mich schon längst offiziell für tot erklärt haben lassen und Violet wird hoffentlich nicht nach uns beiden suchen."

„Du hoffst, dass deine Frau dich nicht mehr will? Wie romantisch", sagte Sirius.

„Nein. Ich hoffe nur, dass sie sich keine falschen Hoffnungen macht und untertaucht", erklärte Harold. Er hoffte es wirklich für Margret und für seinen Sohn Jonathan. Er würde nicht damit leben können, wenn ihnen etwas passierte nur damit er überleben konnte – Sowas würde er sich nie verzeihen. Eher würde er sterben nur um zu wissen, dass sie beide überlebten.

„Und du denkst nicht, dass Harry hier eines Tages aufkreuzen wird?"

„Nicht, wenn Dumbledore bei ihm ist. So wie ich diesen Mann kenne, wird er Harry auf andere Gedanken bringen."

„Natürlich wird er das", schnaubte Sirius und verschränkte die Arme vor der Brust. Seitdem er erfahren hatte, dass sich Dumbledore um Snapes Freilassung bemüht hatte, obwohl er wusste, dass er sehr wohl ein Todesser war und Sirius unschuldig, hegte Sirius einen Groll gegen ihn – Vor allem nachdem er Sirius ‚gebeten' hatte, im Haus seiner Eltern zu bleiben.

„Hör zu, ich halte auch nicht von Dumbledore, aber er wird dafür sorgen, dass es Harry gut gehen wird. Jedenfalls solange er lebt", sagte Harold.

„Wenigstens hat er dich nicht in Askaban schmoren lassen."

„Und was hättest du dann gemacht?", fragte Harold ruhig. „Harry war bei den Muggeln und von Violet wusstest du nichts. Wo wärst du dann hingegangen?"

Sirius schwieg. Harold hatte recht, aber es nervte ihn, dass er ihn als jemanden ansah, der ein schlechter Vater sein würde.

„Du denkst, ich hätte es nicht herausgefunden?", fragte Sirius. „Du denkst, ich hätte es nicht mitbekommen, dass da jemand ist oder hättest du mit Violet vorenthalten? Hättest du sie vor mir versteckt bis ich sie nach fünfzehn Jahren irgendwann durch Zufall getroffen hätte?"

Diesmal schwieg Harold, was Sirius wütend machte. „Du denkst, ich könnte mich nicht um sie kümmern. Du denkst, ich könnte nicht für Violet da sein, oder?" Er versuchte ruhig zu bleiben, merkte aber, wie es ihn jede Kraft kostete.

The Story behind these Books [G.W.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt