21. Kapitel

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Lilia weint inzwischen stark, doch anders als sonst, schluchzt sie nicht. Auch ihre Stimme wird nicht unsicher und zittrig. Sie spricht vollkommen sicher zu Ende und weint danach schweigend weiter. Die Erinnerungen schmerzwn. Eigentlich will sie das alles vergessen, aber sie kann Casey nicht einfach aus ihrer Vergangenheit streichen. Er war ihr so wichtig gewesen, ist es sogar heute noch. Aber sie gibt sich die Schuld. Sie wusste, dass er sensibel war, Abweisung nicht gut aufnahm und auch ansonsten recht instabil war. Deshalb ist sie Schuld, dass es so geendet hat. Sie und Ryan.
Lilia bemerkt gar nicht, dass Meran sie in den Arm nimmt, sie an sich drückt. Auch das sie sich in sein Shirt krallt, bemerkt sie nicht.
Verzweiflung, Selbsthass, Trauer, Schmerz. All das überkommt sie. Wie so oft schon. Doch dieses Mal ist Meran da. Sie kann also nichts tun. Sich nicht verletzen oder sonst wie ihren Schmerz lindern. Sie hasst das Gefühl, nichts tun zu können. Sie hasst es, all diese Gefühle zu ertragen und sie nicht verdrängen zu können. Und vorallem hasst sie diesen penetranten Drang, sich zu verletzen. Wäre Meran nicht da, würde sie es tun. Da ist sie sich sicher. Doch solange er hier ist, kann sie es nicht. Und es würde ihm sicher auffallen, wenn sie ihn so plötzlich wegschicken würde. Also bleibt ihr nichts anderes übrig als in Merans Armen stumm vor sich hin zu weinen. Sich in sein Shirt zu krallen. Er streicht ihr über den Rücken. Denkt vermutlich er könnte sie damit beruhigen. Doch das würde nie funktionieren. Denkt zumindest Lilia. Aber während sie in ihren Gedanken, wie sie ihn loswerden könnte, wie sie sich verletzen könnte und wie sie ihrem Schmerz entfliehen könnte, schläft sie ein. Das Weinen, das Nachdenken und all das stille Leiden, den Frust den sie bisher in sich hinein gefressen hat, kostet sie so viel Kraft, dass sie schließlich in Merans Armen einschläft. Ohne es selbst überhaupt zu bemerken.

"Hey Prinzessin." Schon wieder. Schon wieder begegnet sie ihm in ihrem Traum. Doch dieses Mal ist etwas anders. Er geht nicht weg. Steht ihr einfach gegenüber. Lächelt sie an.
"Casey.." Ihre Stimme bricht ab. Fast automatisch streckt sie eine Hand aus. Will nach ihm greifen, zu ihm gehen. Einfach bei ihm sein. Doch etwas hält sie zurück. Sie sieht herab. Jemand hält sie am Arm fest. Sie dreht sich um, schaut direkt in Merans Gesicht. Er lächelt sie leicht an. Zieht sie zu sich. Immer näher, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern.
"Bleib bei mir."

Lilia macht ihre Augen auf. Blickt geradewegs auf die geschlossenen Lider Merans. Sieht sich anschließend um. Es ist zwar dunkel und sie kann nur Umrisse erkennen, doch es ist definitiv ihr Zimmer. Sie seufzt leise als sie begreift, dass sie wohl eingeschlafen war. Doch kurz darauf schreckt sie hoch, setzt sich auf. Ihr Herz beginnt wie verrückt zu schlagen, als würde es gleich aus ihrer Brust springen. Und das nur aus einem Grund. Sie war in Merans Armen eingeschlafen. Langsam wandert ihr Blick zur Seite. Meran scheint aufgewacht zu sein. Rappelt sich langsam auf, streckt sich. Er scheint noch im Halbschlaf zu sein.
"Was ist denn los?", fragt er sie, zieht sie zurück in seine Arme. Ihr Herz mach einen kleinen Aussetzer. Er drückt sie nieder, sodass sie wieder nebeneinander in ihrem Bett liegen.
"Bleib bei mir." Erneut beginnt ihr Herz in ihrer Brust zu toben. Sie dreht den Kopf, sieht zu Meran. Doch dieser scheint wieder eingeschlafen zu sein. Denkt sie. Sie kuschelt sich in seine Arme, erwischt sich dabei wie sie ihm einen Kuss an den Hals geben wollte. Doch sie stoppt sich rechtzeitig. Langsam schließt sie wieder die Augen. Versucht wieder einzuschlafen. Doch als Meran ihr plötzlich einen zärtlichen Kuss auf die Stirn gibt, ist sie wieder hellwach.

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