18. Kapitel

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Es klingelt zur ersten Pause. Wie immer packt Lilia ihre Sachen zusammen. Dieses Mal jedoch langsam. Sie will warten, bis Ryan weg ist. Meran wartet auf sie, beobachtet sie schmunzelnd. Er weiß, woher ihre vermeindliche Gemütlichkeit kommt. Sie seufzt leise, als sie fertig ist und sieht zu Meran auf.
"Können wir?" Sie nickt nur. Folgt ihm aus dem Klassenzimmer, Richtung Pausenhof. An ihren Platz. Meran läuft vor ihr her. Sie lässt ihn nicht aus den Augen, um ihn nicht zu verlieren. Bis ihr plötzlich jemand einen Arm um die Schultern legt.
"Schön leise sein und nicht den Wachhund zurückpfeifen.", flüstert Ryan in ihr Ohr. Schlagartig bleibt sie stehen. Vor Schreck. Vor Angst. Meran verschwindet langsam in der Menge der Schüler. Sie traut sich nicht ihn zu rufen. Kann es auch gar nicht. Sie ist wie paralysiert.
Ryan zieht sie langsam in die andere Richtung. Der Westausgang. Wo so gut wie nie jemand hingeht. Also niemand der sie sehen kann. Ihr helfen kann. Er zieht sie immer weiter und Lilia folgt ihm stumm. Starr. Doch Ryan grinste breit vor sich hin.
"Du fragst dich sicher, warum ich überhaupt hier bin.", beginnt er im Laufen zu reden. Sie antwortet ihm nicht. "Eigentlich hab' ich gar keinen Bock auf die Schule. Die andere war viel besser. Nicht so beschissene Leute." Er schaut aus dem Augenwinkel zu ihr. Lilia senkt nur ihren Blick. "Kann man aber nichts machen. Bin geflogen, wegen ein paar kleiner Schlägereien." Er lacht verächtlich auf. "Die waren nicht mal zwei Tage im Krankehaus. Schwächlinge." Lilia hört nur halb zu. Zu laut sind ihre Gedanken der Angst, der Unsicherheit. Sie will einfach nur weg von ihm. Doch nun ist es zu spät. Sie sind am Westausgang angekommen. Treten gerade aus der Tür. Ob Meran sie schon sucht? Ob er eine Ahnung hat, was gerade passiert. Sie hofft es. Hofft, dass er kommt und sie rettet.

Draußen angekommen drückt Ryan sie mit einer Hand leicht gegen die Wand. Lilia wehrt sich nicht. Schaut ihn nicht einmal an. Starrt stumm gen Boden.
"Jetzt mal ganz ehrlich. Fühlst du dich kein bisschen schuldig?", fragt Ryan sie, zwingt sie aufzusehen. Doch sie schaut weg, kann ihn nicht direkt ansehen. Sie könnte es nicht. Ryans Griff wird stärker, grober.
"Hey, ignorier mich nicht! Eingebildetes Miststück." Nun sieht sie ihn an, hasserfüllt. Voller Wut.
"Ich bin nicht schuld.", sagt sie monoton. Vollkommen überzeugt. Das sie insgeheim ganz anders denkt, kann sie ihm natürlich nicht sagen. Sie war nicht schuld. Und wenn, dann nur zum Teil. Doch es scheint ihr, als wäre alles wegen ihr passiert. Ryan lacht verächtlich auf. Drückt noch fester zu, sodass Lilia bereits ein wenig in sich zusammensackt.
"Wer sollte es denn sonst sein?" Er spricht lauter, schreit fast. In seinen Augen kann sie erkennen, dass er voller Wut ist. Voller Hass gegen sie. Doch sein Verhalten zeugt für sie ebenfalls von Schuldgefühlen. Als bräuche er Bestätigung, dass er nichts damit zu tun hat. Sie nutzt seine Unsicherheit aus.
"Du natürlich!" Sie beugt sich leicht nach vorne, versucht ihm sicher und fest überzeugt in die Augen zu sehen. Bis er seine Hand hebt und ihr mit der Faust fest ins Gesicht schlägt. Sie taumelt zurück, lehnt sich an die Wand. Hält sich die Wange. Ihr Blick wird verschwommen. Ihr Verstand immer unklarer. Sie spürt, wie sie langsam die Kontrolle über sich verliert. Plötzlich sieht sie schemenhaft, wie jemand auf Ryan losgeht. Wer es ist, erkennt sie nicht mehr. Auch wie sie auf den Boden aufschlägt, bemerkt sie nicht mehr. Schon im Fall verliert sie das Bewusstsein.

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