Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)

15. Alte Zeiten - „Verlierst du absichtlich?"

Mike öffnete die Augen und sah schmerzverzerrt in den Himmel. Die ersten Sterne wurden sichtbar. „Was war das?", wollte er von Erwin wissen und bewegte sich vorsichtig. Sein Rücken schmerzte vom Aufprall auf den harten Boden. Er würde vermutlich die üblichen blauen Flecken haben. Schlimmer schien es nicht zu sein. Aber wie hatte Erwin es geschafft, ihn so schnell zu Boden bringen? Es war das erste Mal, dass Erwin einen ihrer Zweikämpfe eindeutig gewonnen hatte.

„Ich hatte einen fähigen Lehrer", meinte Erwin grinsend und nickte in Richtung Ayumi, die am kleinen Lagerfeuer saß und ihre Hausaufgaben machte. Stolz blickte er auf seine Schülerin, die ihren ersten kurzen Aufsatz schrieb. Wer hätte gedacht, dass er einmal in die Rolle seines Vaters schlüpfen würde?

~~~ Flashback ~~~

Erwin schlich durch das Trainingscamp. Eigentlich tat er nicht wirklich etwas Verbotenes. Er war aufgewacht, hatte Durst und wollte einen Becher Wasser trinken. Aber der Krug im Zimmer, dass er sich mit sieben anderen Jungs teilte, war leer. Sie hatte ihn nicht aufgefüllt. Nun versuchte er so leise wie möglich zur Küche zu gelangen. Falls er entdeckt werden würde, müsste er nichts schlimmes befürchten. Er war ein exzellenter Rekrut, der nie seine Ausbilder angelogen hatte. Eine Strafe würde es aber dennoch geben. Er und seine Zimmerkameraden hätten sich rechtzeitig um Wasser kümmern müssen. Es war kein Grund, um nach 22 Uhr das Zimmer zu verlassen.

Als Erwin die Küche erreichte, stutzte er. Ein schwacher Lichtschein drang unter der Tür durch. Wurde noch gearbeitet? Würde er verpetzt werden? Nein, wenn da tatsächlich noch jemand arbeitete, dann war es sicherlich jemand von den jüngeren Küchenhilfen. Vor ihnen hatte Erwin nichts zu befürchten. Vorsichtig versuchte er lautlos die Tür einen Spalt zu öffnen und sich Klarheit zu verschaffen.

„Ayumi?"

Erschrocken drehte sich das Mädchen um.

„Ich wollte dich nicht erschrecken", meinte Erwin und lächelte. „Was machst du hier? Musst du noch arbeiten?"

Verlegen schüttelte das Mädchen den Kopf.

„Aber?"

„Aber was machst du hier?", lenkte Ayumi ab.

„Ich hab Durst", antwortete Erwin.

„Oh, Moment. Setz' dich." Ayumi ging zur Spüle und griff nach einem vollen Krug und einem Becher.

„Danke", sagte Erwin, nachdem ihm Ayumi eingeschenkt und den Becher gereicht hatte. Sie nickte und lief zurück zum offenen Küchenschrank. Erwin sah ihr zu, wie sie eine Dose öffnete, reinblickte, die Dose wieder schloss, in den Schrank zurückstellte und die nächste Dose rausholte.

„Macht ihr Inventur?", fragte Erwin nach der vierten Dose, wohlwissend, dass dies nicht der Fall sein konnte. Sie schrieb nichts auf. Sie war allein. Was machte sie also?

Ayumi sah ihn fragend an.

„Wahrscheinlich weiß sie nicht, was Inventur ist", dachte Erwin und überlegte, wie er es anstellen sollte, damit sie ihm sagte, was sie mitten in der Nacht in der Küche machte.

„Kann ich dir helfen?", versuchte er es schließlich.

Ayumi sah in die nächste Dose, schloss die Augen, murmelte irgendwas vor sich hin und schloss die Dose. „Das ist lieb. Aber du kannst mir nicht helfen. Ich muss das lernen", meinte Ayumi und griff bereits nach der nächsten Dose.

Erwin lächelte. Es war das erste Mal, dass ein Mädchen seine Hilfe mit „lieb" beschrieb. Es war nett zu hören. Er nahm einen Schluck und runzelte die Stirn. „Warum öffnet sie alle Dosen, wenn sie beschriftet sind?", überlegte er. Doch dann verstand er es endlich und musste über seine eigene Dummheit den Kopf schütteln.