20. „Ich mag keine Schokolade."

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Es war der letzte Tag im März. Die Luft roch nach Wärme, nach Hyazinthen, nach Frühling. Levi sah – angelehnt an eine Hauswand – dem Treiben der Markthändler zu, während Hanji von Stand zu Stand rannte: vom Käsestand zum Metzger, vom Obstverkäufer zur Gemüsefrau und von der Schmiedestelle zum Seifensieder. Er selbst fühlte sich noch immer als Zuschauer, obwohl er schon vor Jahren die Welt im Untergrund verlassen hatte und sich legal an der Oberfläche aufhalten durfte. Würde er jemals das Gefühl haben, hierher zu gehören? „Und welche Blumen mag Chagara?" Levis Blick wanderte über den Blumenstand auf der anderen Seite der Gasse. Eine Verkäuferin suchte gerade die schönsten unter den gelben, orangenen, roten, rosafarbenen und violetten Tulpen heraus und band einen Strauß für eine ältere Dame. „Tuplen? Narzissen? Veilchen? Hyazinthen?" Ob sie überhaupt Blumen mochte? Erwin schlenderte lächelnd durch den Trubel auf ihn zu.

„Tch."

„Was?", fragte Erwin.

„Ist das nicht Zeitverschwendung?"

„Ein freier Nachmittag muss manchmal sein", antwortete Erwin. Der Aufklärungstrupp war am Tag zuvor am späten Abend zurückgekehrt. Levi hatte sich direkt an seinen Schreibtisch gesetzt, um den liegengebliebenen Papierkram zu erledigen und um den gewünschten Bericht über die Expedition zu schreiben. Als er fertig war, wollte er erneut an Chagaras Zimmertür klopfen. Am Abend war sie nicht da gewesen. „Ob sie trainierte?", hatte Levi überlegt. „Oder... war sie gar nicht im Hauptquartier?" Es war ein Gedanke, der schmerzte. 

Aber als er gerade aus seinem Zimmer heraus zu Chagara wollte, stand Erwin vor seiner Tür. Hanji hatte er im Schlepptau. Der Kommandant bestand darauf, dass sie für ein paar Stunden aus dem Hauptquartier flohen und den Markt besuchten. Die nächsten Tage würden anstrengend genug werden. Erwin hatte eine Einladung erhalten. Er musste in die Hauptstadt. Solche Einladungen verhießen nie etwas Gutes.

„Sollen wir Mike einen Apfel kaufen?", überlegte Hanji laut. Mike lag auf der Krankenstation. Mit einer geprellten Schulter und ein paar geprellten Rippen hatte der Vize-Kommandant viel Glück gehabt. Und auch die anderen Soldaten, die nach der Expedition auf die Krankenstation mussten, hatten keine ernstzunehmenden Verletzungen davongetragen: Prellungen, leichte Schnittwunden, gebrochene Finger. Leider hatten es auch fünf Soldaten nicht lebend nach Hause geschafft. Zu diesem Zeitpunkt unterrichteten Moblit und Nanaba die Hinterbliebenen. Die gefallenen Kameraden waren erst im vergangenen Sommer in den Aufklärungstrupp eingetreten und somit noch unerfahrener im realen Kampf gegen die Titanen gewesen. Wann er wohl die Familien der gefallenen Soldaten seines Special Operations Squad aufsuchen müsste? Levi hasste diesen Gedanken. Er wollte niemanden in den Tod schicken, aber er konnte in einem Kampf auch nicht immer an der Seite seines Teams sein. Es würde Momente geben, da war jeder auf sich allein gestellt.

„Hier." Erwin reichte Hanji mehrere Münzen. „Kauf mehrere Äpfel für die Verwundeten und das medizinische Team. Und beeil dich, wir müssen langsam zurück."

„Das heißt, wir sind am Abend verplant?", fragte Hanji.

„Ihr nicht. Ich schon", meinte Erwin.

„Wieso? Was ist?", wollte Hanji wissen, während Levi nur die Augenbrauen zusammenzog.

„Peter ist auch hier. Schon seit ein paar Tagen. Ich treffe ihn später. Ich muss mit ihm wegen der Einladung sprechen. Wahrscheinlich wird er uns begleiten", erklärte Erwin.

„Haben Peter und sein Team eigentlich Informationen für uns? Was war das mit diesem Vogel, dem Paul, Ron und Chagara gefolgt sind?", fragte Hanji neugierig nach. Doch Erwin ging einfach weiter. „Hey, Erwin. Sag schon", rief Hanji und lief ihm hinterher, während Levi allein im Getümmel zurückblieb.

Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang