34. „Ich bade nur mit dir."

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„Ich geh sie mal holen", murmelte Moblit entschuldigend und stieg vom Pferd ab.

Louis nickte und sah zu, wie der Soldat das Schreibwarengeschäft betrat. Vor zwei Tagen hatte er den Auftrag vom Kommandanten erhalten, Hanji zu holen. Am Nachmittag vor zwei Tagen war er beim Hauptquartier angekommen. Aufgrund von Experimenten konnte Hanji aber erst am nächsten Morgen aufbrechen. Am nächsten Morgen war jedoch der Hufschmied bereits dabei, Hanjis Pferd zu besohlen. Sie hätten am Nachmittag aufbrechen können, aber am Nachmittag wurden erst bei Moblits Pferd die Hufeisen gewechselt. Hanji wollte nicht ohne ihren Assistenten aufbrechen und weder Moblit noch sie wollten andere Pferde reiten. Irgendwie hatte die Soldatin die irre Idee, dass sie vor die Mauern müssten, um diesen weiblichen Titanen besser zu erforschen. Deshalb wollte sie ihr eigenes vertrautes Pferd dabei haben. „Mit welchen Soldaten nur?", hatte Louis überlegt, diesen Gedanken jedoch lieber für sich behalten. Die kampferprobten Soldaten vor Ort waren entweder tot oder verletzt. „Eventuell hat uns Kommandant Erwin in der Zwischenzeit eh schon rausgeschmissen."

Heute waren sie jedenfalls endlich aufgebrochen. Doch Hanji musste unbedingt in ein Schreibwarengeschäft. „Ich brauch Notizbücher. Und neue Füller." Das hatte sie vor fast einer halben Stunde gesagt.

Louis stieg ebenfalls ab und betrachtete gähnend das Marktgeschehen. Er schmunzelte, als er wieder in sein altes Muster verfiel. Er suchte die Marktstände nach möglichen Opfern ab. Früher hatte er gestohlen, sich so am Leben gehalten. Früher war, bevor ihn Chagara und Paul erwischt hatten, für seinen Diebstahl gezahlt und ihm bei einer Suppe mehr über das Soldatenleben erzählt hatten. Im Sommer hatte er sich dann zum Ausbildungscamp getraut. In der Tasche ein Brief von Peter an Shadis – Falls es zu viele Bewerber gab, sollte der ehemalige Kommandant des Ausklärungstrupps den Jungen auf gar keinen Fall wegschicken.

Der Händler des Obststandes war zu sehr in ein Gespräch mit mehreren Frauen vertieft. Ihm hätte Louis ganz einfach zwei, drei Äpfel klauen können, denn die Kiste war außerhalb seines Blickfeldes. Eine der Frauen hatte ihren Korb auf den Boden abgestellt. Das Säckchen mit Geld darin hätte er auch einfach entwenden können. Plötzlich kniete sich ein Mädchen mit braunen Haaren neben den Korb. Sie tat so, als ob sie sich ihren Knöchel vertreten hätte und tastete ihn nun ab. „Anfänger", schmunzelte Louis. „Zu zögerlich." Er seufzte. „Vermutlich ein zu gutes Herz", murmelte er vor sich hin und tat das, was Chagara sonst immer machte.

Zitternd streckte das Mädchen die Hand nach dem Säckchen im Korb aus. Doch plötzlich griff jemand ihre Hand und zog sie hoch. „Komm", meinte Louis lächelnd, legte dem Händler ein Geldstück auf den Teller und nahm einen Apfel mit.

„Wieso schreit er mich nicht an? Wieso schlägt er mich nicht?" Ohne Widerstand ging sie mit dem jungen Soldaten mit. „Aufklärungstrupp, oder?" Das braunhaarige Mädchen musterte das Emblem auf dem grünen Cape.

„Wie heißt du?", fragte der blonde Riese, als er ihre Hand losließ und eins von drei Pferden streichelte. „Du sprichst wohl nicht mit Fremden, was? Das ist auch nicht schlecht", meinte Louis, als sie weiterhin schwieg. „Hier", er hielt ihr den Apfel hin. „Ich bin Louis." Als sie keine Anstalten machte, den Apfel zu nehmen, legte er ihn ihr in die Hand.

Die skeptischen Augen des Mädchens blickten auf den roten Apfel. „Warum machst du das?", fragte sie ihn schließlich.

„Wieso sollte ich es nicht tun?"

„Weil Menschen nur etwas tun, wenn sie selbst etwas davon haben. Was hast du davon?"

Louis überlegte. „Mmh. Ich hab dich vor einer Dummheit bewahrt. Eigentlich bist du ein guter Mensch, oder? Du hast gezögert, als du das Geld der Frau klauen wolltest. Also hattest du schon vor der Tat ein schlechtes Gewissen. Und hättest du keinen Hunger, hättest du erst gar nicht diese dumme Idee gehabt, oder?"

Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora