Kapitel 1- Das Dunkle in mir

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Ein dunkler Hauch hing über Hogwarts seit dem Tag, da Voldemort zurückgekehrt war. Und es wurde mit jedem Jahr schlimmer. Ich hasste ihn aus ganzem Herzen. Schon allein deshalb, weil er mich, als ich nur ein Baby war, meiner Familie entrissen hat. Den Grund dafür kenne ich heute noch nicht. Es hat etwas mit einer Prophezeiung zu tun, so viel habe ich im Gespräch mit dem Schulleiter herausfinden können. Eine Prophezeiung, die von dem Dunklen erzählt, das ich in mir trage. Anscheinend fühlt sich Voldemort auf irgendeine Weise dazu hingezogen. Albus Dumbledore befürchtet, ich könnte seine größte Waffe werden. Und ich weiß, er traut mir nicht. Ich kann es ihm nicht verübeln, ich bin eben eine waschechte Slytherin.

Als Weasley-Tochter ist das allein schon eine große Sensation. Im negativen Sinne natürlich. Mom und Dad und meine Geschwister sprachen es nie aus, doch wenn sie sich unbeobachtet fühlten, sah ich einen Hauch der Sorge und Angst in ihren Zügen, wenn sie mich ansahen. So wie man eine tickende Zeitbombe ansieht. Mein Zwillingsbruder Ron war der Schlimmste. Durch  unsere besondere Verbindung, wie sie bei Zwillingen üblich ist, schien er stets zu spüren, was wirklich in mir vor sich ging, egal wie sehr ich es vor aller Welt verbergen konnte. Das war auch der Grund, warum wir uns nicht sonderlich gut miteinander verstanden.

Mit seinem besten Freund Harry war es anders. Harry war ein Mensch, der immer nur das Gute in allem sah und bedingungslos vertraute. Was mir von nutzen war, auch wenn ich es nie ausnutzte. 

Doch seit einigen Monaten bekam ich ihn nur selten zu Gesicht. Etwas ging vor. Er nahm Einzelstunden bei Dumbledore und jeder wusste insgeheim, dass es etwas mit den Schlagzeilen im Tagespropheten zu tun hatte. War Harry Potter wirklich der Auserwählte, der Voldemort zu Fall bringen sollte?

Ich glaubte nicht daran, das das noch möglich war. Ich wusste nicht, woran ich wirklich glaubte. Vielleicht war mir das alles egal, solange es mich nicht persönlich betraf. Doch dieses Jahr zeigte mir auf schmerzhaft intensive Weise, wie persönlich ich in die Geschehnisse verwickelt war.

"Hey Weasley, haben deine Gryffindor-Freunde heute keine Zeit für dich?", ertönte eine dunkle Stimme hinter mir.

Ich befand mich im Gemeinschaftsraum der Slytherins, was selten genug der Fall war, da allein die Tatsache, dass ich Rons Schwester war reichte, um mich im Ansehen der Reinblüter nach ganz unten zu katapultieren. Der andere Grund war Draco Malfoy, der keine Gelegenheit ausließ, mich lächerlich zu machen, nur weil ich mit seinem Erzfeind befreundet war.

Seine Schmähungen gegen mich waren nicht der einzige Grund, warum ich mich in seiner Gegenwart unwohl fühlte. Wenn Draco Malfoy bei mir war, spürte ich überdeutlich die unsichtbare Linie in mir, die schwarz und weiß von einander trennte. Ich spürte, wo ich eigentlich herkam und wo ich herkommen sollte. Ich spürte, dass da etwas in mir war, das keiner verstand. Und wusste dass es das war, was allen, die mich liebten solche Angst bereitete. Und das Voldemort begehrte.

Etwas Dunkles regte sich in mir. Eine Wut gepaart mit einem verzweifelt starken Sehnen, das für mich kaum beherrschbar war. Und wenn ich wie jetzt in Dracos Augen sah, konnte ich in ihnen den Widerhall derselben Dinge lesen. Das machte es nicht besser.

"Das hier ist auch mein Gemeinschaftsraum, Malfoy", zischte ich ungehalten zurück und sprang aus dem dunklen Ledersessel am Feuer auf. "Wenn du meinen Anblick nicht ertragen kannst, dann halte dich fern von mir!"

Draco kam mir so nahe, dass ich zu ihm aufsehen musste. Der ganze Slytherin-Gemeinschaftsraum schien den Atem anzuhalten, als er höhnisch zu mir herunter grinste. "Du gehörst hier nicht hin. Im Grunde, weiß niemand, wohin du wirklich gehörst. Auch du selbst nicht, oder? Es ist als wärst du überall irgendwie falsch. Selbst bei deiner netten Blutsverräterfamilie."

In solchen Situationen, da die Welt jeden logischen Gedanken in mir ausschaltete, zeigte sich, dass ich in einem Waisenhaus der Muggel aufgewachsen war, denn anstatt eines Zauberbanns benutzte ich meine Fäuste, um mich zur Wehr zu setzen.

Der Zauber um Draco MalfoyWhere stories live. Discover now