Kapitel 21 - Ein Leben gegen ein Leben

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Ich erwachte mutterseelenallein im Dunkeln. Ruckartig und mit wild schlagendem Herzen setzte ich mich auf, da spürte ich etwas Kaltes an der erhitzten Haut unter meiner Bluse. Verwirrt griff ich danach und zog ein silbernes Medaillon hervor.

Ich griff nach meinem Zauberstab. "Lumos."

Es handelte sich um eine filigrane Kette aus echtem Silber, an der ein kostbarer achteckiger Anhänger hing. In seinem Innerern glänzte ein Smaragd, der mit mir unbekannten Runen verziert war. Im Zentrum der Runen konnte ich eine Schlange erkennen. Mir wurde heiß und kalt. Draco musste das hier gelassen haben. Alles an der Geste wirkte wie ein kostbares Abschiedsgeschenk.

Ich rannte panisch zur Tür, doch als ich sie aufreißen wollte, stellte ich fest, dass sie verschlossen war. Irritiert hielt ich inne und rüttelte an der Klinke, bis mir ein Licht aufging. Er hatte mich hier eingeschlossen. Er hatte mich nur mit dem Ziel in mein Zimmer gelockt, um mich aus dem Weg zu haben. Ein gellender Wutschrei entfuhr meiner Kehle, ehe ich mich nochmals mit roher Gewalt an der Tür zu schaffen machte.

"Damit kommst du nicht davon, Draco Malfoy. Wenn du denkst, dass du mich so leicht aus dem Weg schaffen kannst, hast du dich geschnitten. Alohomora!"

Doch auch der Zauber öffnete die Tür nicht. Frustriert lief ich im Raum auf und ab wie eine eingesperrte Raubkatze, während ich das Medaillon nachdenklich in meinen Händen drehte. Was hatte das alles zu bedeuten? War seine Nähe der letzten Stunden nur eine Farce gewesen, um mich aus dem Weg zu haben? Wollte er damit mich oder sich selbst beschützen? Wie konnte es sein, dass ich das - nach allem, was zwischen uns geschehen war - noch immer nicht mit Sicherheit wusste? Was hatte das Medaillon zu bedeuten? Es wirkte wie ein stummes Versprechen. Oder eine Entschuldigung.

Frustriert trat ich zum Fenster und starrte auf die dunklen Schlossgründe hinaus. Ich rüttelte an dem Verschlag, doch auch hier hatte er ganze Arbeit geleistet. Ich wollte mich gerade wütend abwenden, da sah ich zwei Gestalten, die rasch über den Rasen ausschritten. Ich kniff die Augen zusammen. Im fahlen Mondlicht war es unverkennbar der silbrige Umhang von Albus Dumbledore. Die kleinere Gestalt neben ihm konnte ich nur als Harry erahnen.

"Was zur Hölle geht hier vor sich?" Alarmiert versuchte ich, die Scheiben mit roher Gewalt zu zertrümmern, doch anscheinend hatte Draco an alles gedacht. Das Glas hielt jeder Attacke stand, selbst als ich versuchte, es mit der Nachtischlampe zu zertümmern.

Da riss mir der Geduldsfaden. Ich wirbelte zur Tür herum, zückte meinen Zauberstab und schrie: "Bombarda!"

Eine gewaltige Explosion sprengte die Tür in eintausend Fetzen und wirbelte mir Schutt und Staub entgegen. Reihum flogen die Türen zu den anderen Schlafzimmern auf und schlaftrunkene Mädchen erschienen im Korridor, die mich entgeistert anstarrten.

Ohne mich um sie zu kümmern, raste ich die Treppe in den Gemeinschaftsraum herunter und zu den Jungenschlafsälen wieder hinauf. Ich riss Dracos Tür auf ohne anzuklopfen. Wie erwartet war sein Zimmer leer und verwaist. Mit einem verzweifelten Fluch rannte ich wieder nach unten und stieg durch das Portraitloch, ehe ich die vielen Stufen bis in den 7. Stock erklomm.

Dieses mal war es nicht so leicht, unentdeckt zu bleiben. Es streiften unnatürlich viele Lehrer durch die Gänge. Und nicht nur das. Am Ende eines Ganges konnte ich auch die Auroren Kingsley Shakelbolt und Nymphadora Tonks angespannt miteinander tuscheln hören, ehe sie sich aufteilten. Es schien, sie waren jemandem auf der Spur. Ich beschleunigte meine Schritte und umklammerte meinen Zauberstab. Zur Sicherheit zog ich mir die Kapuze meines Slytherinumhangs tiefer ins Gesicht, damit mein rotes Haar mich in der Dunkelheit nicht verriet.

Mit wild klopfendem Herzen bog ich in den Gang des 7. Stocks ein. Ich hatte kaum die erste Biegung genommen, da traf mich ein Fluch mit voller Wucht in den Bauch und schleuderte mich einige Meter durch die Luft, ehe ich keuchend am Boden liegen blieb.

Der Zauber um Draco MalfoyWhere stories live. Discover now