Kapitel 3 - Der Slugklub

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Die restliche Woche war vollgepackt mit Hausaufgaben und Unterricht. Zudem trainierte Gryffindor besonders hart für das bevorstehende Spiel gegen Ravenclaw, sodass Harry und ich einander nur noch bei den gemeinsamen Unterrichtsstunden über den Weg liefen. Wenn ich einmal Gesellschaft suchte, was selten genug der Fall war, war ich gern mit Ginny zusammen, die eine angenehme unkomplizierte Art an sich hatte. Doch dieser Tage hing sie ständig an Dean Thomas, das man nicht wusste, wessen Hände wem gehörten, sodass ich sie zu meiden begann.

Malfoy sah ich nur von weitem, da er sich kaum im Gemeinschaftsraum blicken ließ und, wie Harry schon bemerkt hatte, sonderte er sich auffällig oft von uns anderen ab. So wanderten wir beide einsam durch die Gänge und es traf mich, wie Recht er damit hatte, dass es keinen Ort zu geben schien, an den  ich gehörte. Ich fühlte mich nicht normal und zugehörig bei meinen Geschwistern und ungewollt zwischen den Slyterhins. Ich sehnte mich nach einer Seele, die mich bis auf den tiefsten Grund ihres Herzens verstand. Ich redete mir ernsthaft ein, dass das allein der Grund dafür war, dass ich mich zu Draco Malfoy hingezogen fühlte.

Ich stand wieder einmal allein an einem der bodenlangen Fenster in der Eingangshalle und starrte gedankenverloren auf die sonnendurchfluteten Ländereien hinaus, als sich das große Eichenportal öffnete und eine Schar Schüler ins Schloss spuckte. Es war die Quidditchmannschaft von Gryffindor, die von zahlreichen Zuschauern flankiert wurde. Die meisten davon waren Mädchen, die Harry glühende Blicke der Bewunderung zuwarfen.

Angewidert wandte ich mich ab und machte mich auf den Weg, zurück in die Kerker, da ich annahm, er hätte ohnehin jetzt keine Zeit für seine Slytherinfreundin, doch hastige Schritte hinter mir und seine Stimme strafte meine Vermutungen Lügen. "Kim, hast du ein paar Minuten?"

Ich drehte mich um. Er trug die scharlachrote Quidditchrobe. Sein Haar war vom Training zerzaust und seine Wangen gerötet. Wie immer sah er nach dem Fliegen glücklicher und gelöster aus als sonst. Wieder raste mein Herz. Seit ich die Dämpfe des Trankes eingeatmet hatte, schien es mir kaum mehr zu gehorchen.

"Klar", sagte ich nur.

"Wollen wir eine Runde über die Ländereien gehen?"

Offenbar wollte er keine Zuhörer. Ich nickte und wir verließen gemeinsam das Schloss. Die Sonne befand sich bereits im Landeanflug, was hieß, dass uns nicht mehr viel Zeit bis zur Sperrstunde blieb.

"Ich wollte dir von der letzten Stunde mit Dumbledore erzählen. Ich möchte nicht, dass du den Eindruck hast, dass ich nicht offen zu dir bin."

Es war klar, dass er auf meine heftige Reaktion aus der letzten Zaubertrankstunde anspielte, was mich verlegen machte. "Oh - okay. Und?"

"Er hat mir wieder Erinnerungen gezeigt. Es war etwas wirr. Offenbar hat Voldemort in seiner Jugend für Borgin und Burkes gearbeitet und sollte wertvolle Gegenstände auftreiben. Er war bei einer alten Hexe, die ihm einen goldenen Becher und ein Medaillon gezeigt hat."

Ich starrte ihn an und als klar wurde, dass nicht mehr kam, fragte ich misstrauisch: "Das wars?"

"Dumbledore meint, es ist wichtig, diese Dinge über Voldemort zu wissen", erwiderte er nur.

Ich starrte ihn an und fragte mich ernsthaft, ob er mir wirklich alles erzählte. Durfte er diese Dinge überhaupt mit jemandem teilen, vorallem wenn dieser Jemand eine Slytherin war? Sah er mich wirklich mit so unbefangenen Augen wie er mich glauben lassen wollte? Dass ich in Slytherin war hatte all die Jahre nie zwischen uns gestanden, doch seit Voldemort zurück war, spürte ich eine seltsame Distanz zwischen uns, die ich mir nicht anders erklären konnte.

"Ich wüsste wirklich nicht, wie dir das in einem Kampf gegen ihn helfen sollte", platzte es schließlich aus mir heraus.

Harry war sofort wütend, was mir zeigte, dass er insgeheim genauso dachte. "Wenn Dumbledore meint, es sei wichtig für mich zu wissen, wird das seine Gründe haben."

Der Zauber um Draco MalfoyWhere stories live. Discover now