Kapitel 82 - Spießrutenlauf

76 5 0
                                    

Der kommende Samstag übertraf alles, was ich an Anfeindungen in Hogwarts bis dahin hatte über mich ergehen lassen müssen.

Es begann bereits beim Frühstück. Lächerlicherweise hatte ich mir von Luna einreden lassen, dass es gar nicht so schlimm wäre, wenn erst einmal alle eine Nacht darüber geschlafen hatten.

Wie falsch sie lag, konnte sie selbst deutlich spüren, als wir die Große Halle betraten und mit unserem Auftauchen, sofort jegliches Gespräch verstummte. Es war so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Danach kam das Getuschel. Wie ein wütender Bienenschwarm. Am schlimmsten waren die Gryffindors, die mich ansahen, als wollten sie mich mittels Blicken töten.

Ich tat, als bemerke ich nichts als wir zum nächsten Tisch gingen.

"Willst du nicht lieber zu Draco?", fragte Luna besorgt, während wir auf den Tisch voller Ravenclaws zuhielten.

"Nur über meine Leiche", knurrte ich. "Er hat mir gestern Abend absolut nicht beigestanden."

"Aber Kim..."

"Kein Aber. Hier ist genug Platz für uns", fuhr ich ihr über den Mund.

Tatsache war jedoch, dass ich mich täuschte. Als wir uns dem Tisch näherten, legte einer der Siebtklässler provokant ein Bein über einen der noch freien zwei Stühle und sah Luna entschieden an, während mir niemand Beachtung schenkte. "Du kannst hier sitzen, Lovegood. Deine Freundin kann sich zu Malfoy gesellen."

"Hier ist genügend Platz, Terry!", entgegnete Luna erbost.

"Nicht für jemanden, der uns alles genommen hat, was uns von denen unterscheidet!", sagte das blonde Mädchen neben Terry und nickte angewidert zu dem Tisch hinüber, wo Draco und die anderen Slytherins saßen.

Ich war fassungslos. Niemals hätte ich mit einem solchen Gegenwind gerechnet. Dabei war das gar nichts im Gegenzug zu dem, was noch kommen sollte. Keiner der Slytherins, die ich kannte war dermaßen feindlich gestimmt.

"Ich hab es mir anders überlegt. Hier will ich gar nicht sitzen. Es stinkt nach Vorurteilen", sagte ich angewidert. "Wir sehen uns nach dem Frühstück, Luna."

Damit verließ ich fluchtartig die Große Halle und verfluchte mich und meinen Idealismus. Warum hatte ich es mit meinem Engagement in dieser Sache nur übertreiben müssen? Ich hätte die Vergangenheit ruhen lassen sollen. Wieso hatte ich nicht nur wie Harry einige hübsche Interviews für den Tagespropheten gegeben? Die Antwort lautete: weil ich zu viel hatte geben müssen. Das hatte Harry natürlich auch, aber stets freiwillig und im Sinne seiner Sache, während ich an zwei Fronten hatte kämpfen müssen. Ich wollte keine Fronten mehr!

Mit diesem Gedanken kehrte meine Entschlossenheit zurück. Das gute an der Sache ist, dass Wochenende ist, sagte ich mir. So konnte ich allen anderen maximal aus dem Wege gehen.

Ich verbrachte den Morgen auf den sonnendurchfluteten Ländereien. Während ich am See saß und dem Spiel der Wellen zusah und dem Vogelgezwitscher lauschte, schaffte ich es wirklich zu glauben, dass alles gar nicht so schlimm war und sich die Lage bis zum Nachmittag sicher etwas beruhigt hätte.

Als mich der Hunger wieder nach drinnen trieb, wurde mir brutal bewusst gemacht, wie falsch ich lag. Bereits am Eingang wurde ich von einer Traube Gryffindors abgefangen, die zufällig dort standen und ihre Stunde gekommen sahen, als ich auftauchte.

Unter ihnen befanden sich auch Lavender Brown und Seamus Finnigan, der das Wort ergriff, als ich versuchte, mich an ihnen vorbei zu drängen, doch sie stellten sich so, dass mir ein durchkommen nicht möglich war. "Ich wette, Malfoy ist jetzt ziemlich zufrieden mit dir."

Der Zauber um Draco MalfoyWhere stories live. Discover now