Kapitel 74 - Fehl am Platz

106 4 1
                                    

Es war ein besonderes Gefühl, wieder zuhause zu sein. Aber auch dieses Mal hatte ich mit besonderen Herausforderungen zu kämpfen. Ginny und Harry verbrachten jetzt jede freie Minute miteinander. Wenn ich sie zusammen sah, war mir, als sähe ich in einen seltsam verzerrten Spiegel der Vergangenheit, der mir ständig vorhielt, was ich hätte haben können. Das Lachen meiner Schwester verfolgte mich wie ein Phantom und traf mich tief. Obwohl die Gefühle für Harry abgeebbt waren, konnte ich doch nicht vergessen, wie glücklich ich an seiner Seite gewesen war. Und zugleich wie falsch es sich angefühlt hatte. Das was mir immer gefehlt hatte, schien Ginny doppelt und dreifach mitzubringen. Sie waren so perfekt zusammen, dass es sicher keiner von meiner Familie glauben konnte, warum es nicht eher passiert war. Auch hier war ich der Störfaktor gewesen.

Jemand hatte vor Jahren schon zu mir gesagt, dass ich eine überirdische kalte Art der Schönheit hatte, die alle verzauberte. Hatte nicht sogar Finn mich mit einer Veela verglichen? Deprimiert fragte ich mich, was ohne diese Schönheit übrigblieb.

Da mir die Decke auf den Kopf fiel, verbrachte ich die meiste Zeit draußen, obwohl es eiskalt war und wanderte ziellos durchs Dorf. Immer öfter traf ich mich dabei mit Luna, die auf einem Hügel in der Nähe wohnte, und lernte ihre einfache Art der Ehrlichkeit mehr und mehr zu schätzen. Doch selbst sie wirkte verändert. In diesen Tagen vor Weihnachten wirkte sie noch verträumter und entrückter als sonst, was ich der Festtagsstimmung zuschrieb.

Ich vermisste Draco. Obwohl wir die letzten Wochen in Hogwarts auch nicht viel miteinander zu tun gehabt hatten, so hatte ich ihn doch in jeder Unterrichtsstunde gesehen. Ich hatte gehofft, dass er mir schreiben würde, was töricht war, wenn man bedachte, dass ich es gewesen war, die gesagt hatte, dass sie Zeit bräuchte. Diese hatte mir aber nur das Wissen gebracht, was ich immer geahnt hatte - ich konnte nicht ohne Draco Malfoy leben.

Am Weihnachtsmorgen erwachte ich durch ein Kratzen an meinem Fenster. Ich schlief noch immer in Freds altem Bett und George zog sich murrend die Decke über den Kopf. Ich blinzelte gegen das helle Sonnenlicht an und erkannte eine schöne Schleiereule hinter der Scheibe. Aufgeregt schlug ich die Decke zurück und eilte ans Fenster. Ein eisiger Windstoß und etwas Neuschnee kamen zusammen mit der kreischenden Eule herein.

"Du lieber Himmel, Kim!", stöhnte George.

Ich schloss schnell das Fenster und gab der Eule einen Cracker, damit sie still war. Zum Austausch ließ sie ein kleines Päckchen auf meinem Bett fallen. Es war in grün silbernes Papier eingepackt, mit einer hübschen Schleife. Ich wusste sofort, von wem es war und mein Herz füllte sich mit unbändiger Freude.

George, der neben mir erschienen war, sah mir neugierig über die Schulter. "Ist das von Malfoy?"

Ich nickte überwältigt und öffnete die Schatulle. Darin war ein kleiner Zettel auf dem stand: "Du bist immer noch meine Grauzone. Ich hole dich in vier Tagen ab."

Unter dem Zettel befand sich ein Ring, der mir den Atem raubte. Es war Dracos Schlangenring, den ich zurückgelassen hatte, ehe ich ihn verraten hatte. Ich wusste, das hier war eine ganz besondere emotionale Botschaft. Tief berührt nahm ich ihn heraus und steckte ihn mir an.

"Du weißt schon, was ein Ring als Geschenk bedeutet", fragte George.

Ich schüttelte den Kopf. "Der hat seine ganz eigene Bedeutung."

Er seufzte wehmütig. "Ich kann mir die Vorstellung von dir und Finn Scamander wohl aus dem Kopf schlagen, oder?"

Ich grinste. "Ich will nur Draco."

"Das hatte ich befürchtet seit das hier aufgetaucht ist" Er nickte hinüber zu meinem Nachttisch, wo das Bild von Draco und mir stand, das Finn am Abend des Weihnachtsballs von uns gemacht hatte. "Was heißt eigentlich, er holt dich in vier Tagen ab?"

Der Zauber um Draco MalfoyWhere stories live. Discover now