Kapitel 52 - Auf mich allein gestellt

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Nokturngasse - Kimberly

Es gab Gegenden in der Welt, da schien es einfach nie so richtig hell zu werden - die Nokturngasse gehörte auf jeden Fall dazu. Ein dichter Regenschleier zog durch die Gassen, Wasser fiel in Sturzbächen die Rinnen hinab. In der hereinbrechenden Dunkelheit sah man kaum die Hand vor Augen. Es war genauso wie bei meinem letzten Besuch hier, nur meine Gesellschaft war eine andere.

"Ich halte das immer noch für keine gute Idee. Kannst du nicht mit unter den Tarnumhang kommen?", ertönte Harrys leise Stimme irgendwo links von mir.

"Wie sollen wir denn dann zu Borgin und Burkes hereinkommen?", erwiderte ich zum gefühlt hundertsten mal. "Von allen Risiken, die wir in Kauf nehmen, ist das wirklich das geringste."

"Es gefällt mir nicht, wenn du dich derart auslieferst", erwiderte Harrys Stimme. "Voldemort glaubt, dass du tot bist. Borgin wird nie und nimmer dicht halten."

"Das muss er ja auch nicht. Wir müssen nur nach Hogwarts. Wenn wir einmal dort sind, ist sowieso nichts mehr sicher."

"Kim hat Recht", erwiderte Ron überraschend. "Harry, wir befinden uns im Krieg. Wir gehen nach Hogwarts und laufen direkt in die Arme von Du-weisst-schon-wem. Borgin ist der letzte, vor dem Kim Angst haben muss."

"Ruhe jetzt", sagte ich bestimmt, zog mir die Kapuze tiefer ins Gesicht und klopfte entschlossen an die Tür.

Im Raum dahinter ertönte ein wüster Fluch. Als der hutzelige Ladenbesitzer schließlich die Tür öffnete war er um einiges unfreundlicher als in Dracos Gesellschaft. "Was willst du?"

Offenbar erkannte er mich nicht. Mir sank das Herz in die Hose, doch ich musterte ihn kühl von oben herab. "Ich war vor kurzem mit Mr. Malfoy in Ihrem Laden, Borgin. Soll ich Ihnen vielleicht auf die Sprünge helfen?"

Erkennen huschte über sein Gesicht, dann sah er über meine Schulter und verengte die Augen zu Schlitzen. "Wo ist der junge Malfoy?"

"Er hat sich um andere Dinge zu kümmern. Er schickt mich, Geschäften nachzugehen. Dafür muss ich das Verschwindekabinett noch einmal nutzen."

Die blutunterlaufenen Augen starrten mich misstrauisch an. "Keine Chance. Da kann ja jeder kommen. Ich mache nur mit den Malfoys persönlich Geschäfte."

Ich baute mich zu meiner vollständigen Größe auf. "Wie können Sie es wagen, Sie Nichtsnutz. Ich bin praktisch eine Malfoy."

Er wirkte verschreckt, aber nicht überzeugt. "Ich sehe keinen Ring an Ihrem Finger."

Unwirsch zog ich den Ärmel meines linken Unterarms zurück. Borgin machte einen Satz rückwärts. "Muss ich noch deutlicher werden, Mr. Borgin?"

"N-nein, Miss. Ich hatte ja keine Ahnung. Bitte verzeihen Sie..."

"Halten Sie mich nicht länger auf!", sagte ich drohend.

Der Mann wuselte bei Seite, sodass wir eintreten konnten, dann öffnete er ohne weiteres die Tür zu dem alten Lagerraum, in dem das Verschwindekabinett stand. "Sie können es nutzen so oft sie wollen."

"Kein Wort zu niemandem!", zischte ich. Borgin nickte, kreidebleich und zog sich zurück.

"Man dem hast du es ja gegeben", sagte Ron bewundernd.

"Ssh!", machte Harry warnend. "Nichts wie weg hier!"

Wir hatten Mühe, uns zu dritt in das Verschwindekabinett zu zwängen. Als ich die Tür hinter mir zugezogen hatte, umfing uns für einen Moment Schwärze, dann wurden wir durch einen Strom aus Farben und Geräuschen fortgerissen.

Sekunden später war es vorbei und ich spürte nur noch Enge. Ron stand auf meinem Fuß, was ein schmerzhaftes Pochen in meinem Zeh auslöste, während Harry so dicht an mich gepresst war, dass der Rahmen seiner Brille in meine Gesichtshaut Schnitt. Behände tastete ich im Dunkeln nach dem Ausgang und stieß die Tür auf. Rons Fuß auf meinem sorgte dafür, dass ich das Gleichgewicht verlor und so knallte ich unsanft auf den Boden des Raums der Wünsche.

Der Zauber um Draco MalfoyWhere stories live. Discover now