5. Kapitel •

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Mason

Noch bevor die fremde Frau sich vollständig vor mir zurückverwandelt hat, wende ich meinen Blick von ihr ab und fixiere stattdessen erneut die Holzdielen zu meinen Füßen.
Sie scheint sich mit dem Wolfs-Dasein noch nicht ganz angefreundet zu haben und ich bin mir sicher, dass es ihr unangenehm wäre, wenn ich sie jetzt unbekleidet sehen würde.

Die meisten von uns stört das zwar eigentlich nicht so sehr. Es gehört schließlich schon fast dazu und es kann auch nicht immer verhindert werden, dass man plötzlich nackt mit anderen Rudelmitgliedern im Wald steht, weil die jeweilige Situation eben eine umgehende Verwandlung erfordert. Trotzdem tue ich ihr den Gefallen, denn ich will sie mit so einem Verhalten nicht schon sofort wieder verschrecken. Die Leute reden eher, wenn sie sich wohl fühlen. Und ich möchte unbedingt wissen, was diese Fremde mir zu erzählen hat.

Was macht sie hier? Wer ist sie überhaupt?

Sie wirkt nicht unbedingt wie die geeignetste Person für eine geheime Entdeckungsmission. Dennoch könnte genau das eben auch der Grund dafür sein, weshalb sie dafür ausgewählt wurde. Weil wir es nicht erwarten würden.Weil ich es nicht erwarten würde.

Sobald ich mir sicher bin, dass sie sich wenigstens notdürftig in die braune Wolldecke, welche auf dem kleinen Bett liegt neben ihr liegt, gehüllt hat, schaue ich wieder zu ihr auf.

Meine Decke. Und auch mein Bett.

Aber das weiß sie ja nicht und ihr bleibt momentan sowieso keine andere Wahl, bis ich ihr eine biete. Oder auch nicht.

"Wie ist dein Name, Fremdling?", frage ich ungeduldig. Irgendwie brennt nämlich schon, seit ich sie vorhin zum ersten Mal gesehen habe, ein ununterdrückbares Verlangen tief in mir danach, ihren Namen zu erfahren.

Warum interessiert mich das überhaupt?

Normalerweise komme ich gerne ohne großes Drumherum-Gerede zum Punkt, aber bei dieser besonderen Brünetten mit den stechend grünen Augen schaffe ich das einfach nicht, was ich mir wirklich nicht erklären kann.

Sie ist bildhübsch, jagt es mir ungewollt durch den Kopf, während ich mich erneut in ihren Augen verliere.

Obwohl sie etwas mitgenommen wirkt und ihre dunklen langen Haare, wie nach einem Stromschlag, in alle Richtungen abstehen, komme ich nicht umhin, ihre wohlgeformten Züge zu bewundern. Ganz kurz ist es mir sogar egal, dass sie mir ängstlich entgegen blickt. Doch die Furcht vor meiner Person ist wie ein unliebsamer alter Bekannter, der mir mit der Hand zum Gruße winkt, weshalb ich es dann letztendlich doch schaffe, mich von ihren leuchtenden Iriden zu lösen.

Sie ist so zierlich und trotzdem wirkt sie deshalb nicht zerbrechlich - Fokus, Mason!

Nachdem ich damit aufgehört habe sie anzustarren, erlangt sie scheinbar einen Teil ihres Mutes zurück und antwortet mir, wenn auch fast flüsternd, auf die Frage, welche ich ihr vor einer gefühlten Ewigkeit gestellt und mittlerweile selbst schon fast wieder vergessen habe:

"Amara. Ich heiße Amara."

Amara. Was für ein wunderschöner Name.

Mir wird klar, dass ich eine Weile stumm geblieben sein muss, als sie mir auf einmal eine Gegenfrage stellt."Und wer bist du?", erkundigt sie sich mit dieser engelsgleichen Stimme, von der ich ungewollt eine Gänsehaut bekomme.

Überrascht, ja fast schockiert davon, dass sie sich tatsächlich traut, mich direkt anzusprechen, ohne dazu aufgefordert worden zu sein, verlassen die nächsten Worte meinen Mund, noch bevor ich sie zurückhalten kann: "Ich bin Mason und es tut mir leid, falls ich dich gerade eben erschreckt haben sollte. Ich wollte dir nur helfen."

Amara & Mason ~ Alpha Der RudellosenWhere stories live. Discover now