20. Kapitel

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Amara

Nervös zupfe ich am Saum des gelben Sommerkleides herum, welches Ronda mir für mein Date aufgezwungen hat. Von dem Dutzend, die sie mir am Morgen präsentiert hatte, ist dies noch das schlichteste, sodass ich nach langer Diskussion zugestimmt habe es zu tragen.

Am liebsten hätte ich mich selbst einfach wieder in simplen Leggings und einem T-Shirt bekleidet. Vielleicht in einem von Mason's Shirts, weil allein sein Duft mich bestimmt beruhigen würde.

Ich schüttele den Kopf über die Art und Weise, wie meine Gedanken es seit unserer ersten Begegnung schaffen, permanent um diesen Alphawolf zu kreisen.

Ob es ihm genauso geht?

Bevor ich weiter über diese Frage nachsinnen kann, verrät eine hereingehende Brise durch das gekippte Fenster des kleinen Gästezimmers in dem ich mich befinde mir, dass mein Mate bereits in der Nähe ist.

Mein Herz verfällt umgehend in Luftsprünge und ich presse meine Handfläche auf die Brust, aus Angst, es könne sonst herausspringen.

Reiß dich zusammen, Amara!, befehle ich mir innerlich.

Heute musst du ihn davon überzeugen, dich freiwillig abzulehnen.

Ich weiß, dass dies die einzige Möglichkeit ist. Mason hat eine bessere Gefährtin verdient. Eine Frau, die ihn liebt und mit Stolz an seiner Seite steht. Und keine Mörderin wie mich, die ihren letzten Freund getötet hat und das Leben als Werwolf mit allem was dazu gehört ohnehin verabscheut.

Völlig in Gedanken versunken, schrecke ich auf als es plötzlich an meiner Zimmertür klopft.

„Amara?", ertönt Mason's angenehm raue Stimme von der anderen Seite.

Es kostet mich jegliche Selbstbeherrschung, nicht ohne großartig darüber nachzudenken zur Tür zu sprinten, mich in seine starken Arme zu werfen und den melodischen Klängen seines Herzschlags zu lauschen, welche mir schon nach so kurzer Zeit ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln.

Stattdessen durchquere ich mit gezielt langsamen Schritten den Raum und atme dabei tief ein und aus, um mich ein letztes Mal zu sammeln, bevor ich meinem Seelenverwandten zum ersten Mal seit meinem Nervenzusammenbruch wieder gegenüberstehe.

Als ich mit zitternden Fingern die Türklinke herunterdrücke, schließe ich dabei unbemerkt die Augen.

Erst einige Sekunden später öffne ich sie wieder und blicke nun in das wunderschöne Antlitz des hochgewachsenen Mannes mit den funkelnden Augen. Er hat die Stirn leicht kraus gezogen und betrachtet mich eingehend. Sein Blick gleitet dabei einmal komplett von meinen hochgebundenen Haaren bis hin zu meinen nackten Füßen, auf die ich bestanden habe obwohl Ronda mehrfach versucht hatte, mir die unbequemsten Arten von Sommerschuhen mit viel zu hohem Absatz schmackhaft zu machen. Hat sie ernsthaft erwartet, dass ich in Heels durch den Wald spazieren würde?

Die hellgrauen Augen meines Mates bleiben nach kurzer Begutachtung meines Outfits an meinen eigenen hängen. Wortlos dort verweilend, bringen sie mich schon bald dazu, den Blick zu Boden zu senken, um den intensiven Gefühlen welche sich umgehend in meinem Inneren anbahnen Einhalt Gebieten zu können.

Einen winzigen Augenblick später legt sich jedoch bereits eine warme Hand unter mein Kinn und hebt dieses an, was mich dazu zwingt, mein übernatürliches Gegenstück erneut anzusehen.

„Du siehst wunderschön aus", macht er mir ein simples Kompliment, welches von einem anderen niemals so viel in mir hätte auslösen können.

Aber das hier ist eben auch nicht nur irgendjemand.

„D-danke", stottere ich unbeholfen und füge noch ein seltsames „Du auch." hinzu.

Mein Gegenüber schenkt mir daraufhin ein belustigtes Lächeln und blickt für einen Moment an sich selbst herab, wobei er eine Augenbraue anhebt. Dann sieht er mich wieder an und fragt:

„Findest du?"

Der sarkastische Unterton in seiner Stimmlage entgeht mir dabei keineswegs.

„Für jemanden, der die Nacht in einem Gebüsch im Wald verbracht hat", entflieht es mir neckend.

Mason's Lächeln verwandelt sich in ein breites Grinsen, wird allerdings fast zeitgleich von einem verwirrten Gesichtsausdruck abgelöst.

„Woher weißt du, wie ich meine Nacht verbracht habe?"

Dieses Mal ist es an mir, eine Augenbraue hochzuziehen und meinen musternden Blick über seinen Körper schweifen zu lassen.

Nur in schwarzen Shorts bekleidet, ist der Rest seines Körpers an mehreren Stellen mit Erde befleckt und in seinen zerzauste Haaren entdecke ich einige Blätter und kleine Äste. Die matschigen Füße haben unschöne Flecken auf dem Fußboden meiner Gastgeberin hinterlassen, weshalb ich mich jetzt schon dazu entschließe, die Fußspuren direkt nach unserem Date zu beseitigen, bevor Mason's große Schwester ihm trotz seines Ranges noch den Kopf abreißt.

„Geraten", erwidere ich auf seine Nachfrage knapp.

Unsere Blicke kreuzen sich und wir verfallen beide in schallendes Gelächter.

Sofort kann ich spüren, wie eine Leichtigkeit die Luft um uns herum umgibt. Jegliche Anspannung von vorhin weicht von mir und ich fühle mich trotz aller Umstände einfach nur gut, wenn ich mit Mason zusammen bin.

Vielleicht wird das ja doch ein ganz netter Tag.

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Meint ihr, es wird doch noch was mit den beiden?

Amara & Mason ~ Alpha Der RudellosenTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon