15. Kapitel

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Mason

Amara, hör mir jetzt gut zu. Drei fremde Wölfe sind auf dem Weg zu dir. Lauf so schnell du kannst zum Mausoleum und sag meiner Schwester Bescheid!, bitte ich sie eindringlich.

Ich habe schon fast zu den Invasoren  aufgeschlossen und werde sie sicherlich erwischen, noch lange bevor sie meiner kleinen Wölfin auch nur ein Haar gekrümmt haben. Vorrausgesetzt sie macht jetzt nicht schlapp.

Mason, wieso kann ich dich überhaupt hören?

War ja klar dass sie das fragen muss. Aber wir haben gerade wirklich keine Zeit für Erklärungen. Wenn sie sich ablenken lässt und langsamer wird... Ich will mir nicht mal vorstellen was diese Mistkerle ihr antun, wenn sie sie erwischen. Allein bei dem Gedanken daran, dass ich es vielleicht nicht schaffe mein Versprechen zu halten, stellen sich all meine Nackenhaare auf. Es fühlt sich so an, als hätte man mir die Brust zugeschnürt, während ich mit animalischer Geschwinigkeit über das feuchte Gras rase.

Immer weiter in ihre Richtung.

Das ist jetzt nicht wichtig, Amara. Bitte beeil' dich einfach. Ich bin gleich da.

Ich kann nicht weiterlaufen, Mason...

Was?! Warum nicht? Bist du verletzt?

Keine Antwort.

Fuck. Haben sie sie schon?

Das Blut gefriert mir in den Adern und mein Herz setzt einige Schläge aus, als ich verzweifelt auf ihre Antwort warte. Völlig außer mir zwinge ich mich dazu, noch schneller zu laufen und so langsam kommt es mir vor als würde ich schweben, weil ich immer größere Sätze mache und dabei den Boden nur noch selten unter meinen Pfoten spüre.

Die Nacht kommt mir heute besonders finster vor, auch wenn ich alles klar erkennen kann. Irgendwo aus der Ferne riecht es nach verbranntem Holz und ich kann nur hoffen, dass es sich dabei um ein Lagerfeuer und nicht um die niederbrennenden Hütten des Vallis Mortis handelt. Dabei weiß ich eigentlich genau, dass sich niemand wagen würde gegen das strikte Verbot von offenem Feuer zu verstoßen, welches ich zu unserer eigenen Sicherheit aufgestellt habe.

Verdammt. Wieviele sind schon hier im Tal?

Darüber muss ich dann aber nicht mehr weiter nachsinnen, da Amara in diesem Moment endlich wieder zu mir spricht und mir eine Antwort liefert, die mich fast dazu bringt laut aufzuheulen. Ich unterdrücke den Drang nur, weil ich meinen Standort jetzt nicht verraten darf. Fast habe ich sie eingeholt.

Ein Jäger blockiert meinen Weg.

Egal wie sehr ich mich um diese eigentlich fremde Frau sorge, ich muss einen kühlen Kopf bewahren. Das Leben aller Wölfe in diesem Tal hängt davon ab. Hängt von mir ab. Wie jedes Mal.

Versuch einfach irgendwie an ihm vorbei zu kommen, okay?

Zwar ist es riskant, was ich ihr vorschlage. Allerdings immernoch um Längen besser als die Alternative, umzudrehen und den drei blutrünstigen Wölfen direkt in die Arme zu laufen. Ein Jäger ist schließlich ein Mensch, selbst wenn er Waffen besitzt, die uns töten können. Und Amara ist doch bestimmt stark genug...

Verdammt, Mason. Konzentrier' dich! Erst die Wölfe, dann der Jäger.

In dem Moment, in dem ich mich nochmal bei Amara über ihre aktuelle Lage erkundigen will, erblicke ich endlich die vom Schatten umhüllten Silhouetten der Unbekannten. Trotz der Entfernung kann ich ihre breite Statur ausmachen und würde ich nicht das Alpha-Gen in mir tragen, wäre es mit Sicherheit sehr schwer geworden, es mit ihnen aufzunehmen.

Der in der Mitte, ein schwarzgefleckter männlicher Wolf, scheint der Stärkste von ihnen zu sein. Er bemerkt mich als erstes und dreht sich ruckartig in meine Richtung, um mich zugleich umgehend mit gebleckten Zähnen zu fixieren. Kurz darauf tun die anderen zwei es ihm gleich. Gemeinsam begeben sie sich in Kampfposition und auch ich mache mich bereit zum Angriff.

Jetzt heißt es Einer gegen Drei, denke ich mir.

Plötzlich höre ich ein lautes Schnauben hinter mir.

Mit Blick über die Schulter stelle ich fest, dass Caden mir wohl die ganze Zeit über nachgechtet sein muss. Auch er hat sich mittlerweile verwandelt und ich muss zugeben, dass seine monströse Wolfsgestalt mit dem dunkelbraunen Fell und tiefschwarzen Augen nicht unbedingt weniger Eindruck macht, als meine eigene.

Der Ausdruck in seinen Augen verrät mir alles was ich wissen muss. Trotzdem spricht er als erstes aus, was wir beide denken.

Bis in den Tod, ertönt es von ihm in meinen Gedanken.

Bis in den Tod, erwidere ich unser altbekanntes Mantra.

Dann stürzen wir uns auf unsere Feinde.

Amara & Mason ~ Alpha Der RudellosenWhere stories live. Discover now