7. Kapitel •

3.9K 131 19
                                    

Mason

Ungeduldig warte ich im etwas geräumigeren Wohnzimmer auf Amara.

Um mich auf die Ledercouch zu setzen bin ich viel zu angespannt. Ich hoffe inständig, dass ich keinen Fehler damit begehe, sie schon so früh nach ihrer Ankunft in unserem verborgenen Lager durch die Siedlung zu führen. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich sie nur so davon überzeugen kann, sich mir anzuvertrauen.

In jedem anderen Fall, hätte ich den Eindringling zunächst ausgiebig verhört und dann im Zweifelsfall trotzdem getötet. Sicherheit geht bei uns nun mal besonders vor. Aber bei ihr ist es anders. Ich kann mir nicht einmal annähernd vorstellen, ihr auch nur ein einziges ihrer wunderschönen, welligen Haare zu krümmen.

Extrem erschöpft von den ganzen ungewohnten Gefühlsregungen in mir, fahre ich mir mit einer verschwitzten Handfläche übers Gesicht und schließe dabei kurz meine Augen.

Was ist nur so besonders an dir, kleine Wölfin?, wundere ich mich ratlos darüber, welchen Einfluss ihr freies Auftreten bereits jetzt auf meine Denkweise zu haben scheint.

Im nächsten Moment ertönt ein Klicken, was mir verrät, dass Amara soeben mein Wohnzimmer betreten hat. Ich schaue auf, um die junge Frau vor mir erneut zu mustern. Sie steht, sich sichtlich unwohl fühlend, im Türrahmen und spielt dabei nervös am Saum des viel zu langen schwarzen T-Shirts herum, welches ich ihr zuvor gegeben habe. Dazu trägt sie die, ebenfalls schwarze, Leggings meiner großen Schwester Ronda, welche ich glücklicherweise noch in meinem Schrank hatte, seit sie beim letzten Angriff auf unser Tal in meiner Hütte übernachtet hatte. Auch diese ist ihr allerdings etwas zu lang, sie ist nämlich wirklich klein. Höchstens 1,60 m, schätze ich.

Sie in meinem T-Shirt da stehen zu sehen, als sei es das normalste auf der Welt, löst erneut gemischte Gefühle in mir aus. Da sie keine Anstalten zu Sprechen macht, erlöse ich uns beide schnell aus der unbehaglichen Situation, indem ich meine:
"Willst du da noch länger rumstehen oder kommst du endlich?" Dabei lehne ich mich lässig an das Hinterteil des verblichenen Sofas, vor welchem ich auf sie gewartet habe.

In ihren Augen sehe ich kurz die Angst aufblitzen, bevor diese sich wieder in ihren niedlichen Trotz umwandelt.
"Es tut mir so leid, oh großer, mächtiger Alpha. Wie konnte ich es nur wagen eure Hoheit warten zu lassen," schießt sie zurück und kneift dabei die Augen zusammen, was wohl gefährlich auf mich wirken soll, ihn mir jedoch viel eher den Drang danach erweckt, ihr mit meiner Hand durch die Haare zu wuscheln und ihr dabei ein nachsichtiges Lächeln zuzuwerfen. Es kostet mich zudem jedes einzelne Fünkchen meiner so hart antrainierten Selbstbeherrschung, nicht sofort in schallendes Gelächter auszubrechen. Sie soll noch nicht wissen, wie gut es tut, jemanden mal so frei mit mir sprechen zu hören. Denn das alles könnte immer noch ein Trick unserer Feinde sein. Von denen haben wir schließlich mehr als genug.

Außerdem ist sie wirklich eine viel zu perfekte Ablenkung...

Aber das ist lächerlich. Niemals könnte einer meiner Gegner wissen, dass mich eine Frau so leicht um den Finger wickeln kann. Denn so bin ich sonst nie gewesen.

Trotzdem sollte ich auf der Hut sein.

"Komm mit", befehle ich monoton und laufe dann einfach auf den Ausgang zu, ohne mich zu vergewissern, ob sie mit mir kommt.

Sie wird mir sowieso folgen, da bin ich mir sicher. Ich gewähre ihr damit eine einzigartige Chance, an die frische Luft zu kommen und sich somit etwas weniger wie eine Gefangene zu fühlen. Ob sie diesen Trumpf ausspielen und versuchen wird zu flüchten, wird sich noch zeigen. Weit würde sie damit sowieso nicht kommen. Trotzdem ist das ist mein erster Test.

Die Frage ist nur, ob er mir wirklich Aufschluss über ihre wahren Absichten geben wird.

Amara

Hastig schließe ich zu dem Anführer dieses mir noch unbekannten Ortes auf.

Wenn er die ganze Zeit in dieser Geschwindigkeit mit mir herumspazieren will, werde ich wohl schon bald kollabieren. Zu meinem eigenen Bedauern, bin ich immer noch sehr geschwächt von den Vorkommnissen der letzten... Tage?

Wie lange war ich überhaupt bewusstlos?

Jegliches Zeitgefühl habe ich nämlich inzwischen längst verloren und mir wird schlagartig bewusst, dass ich gar keine Ahnung habe, wie lange ich jetzt schon hier bin.

Mason sieht aus dem Augenwinkel zu mir herüber. "Bist du fit genug für unseren kleinen Ausflug?", fragt er mich und ich meine, echte Besorgnis aus seiner Stimmlage heraus zu hören.

"Ja, mir geht's gut", lüge ich, wie aus der Pistole geschossen.

Auf keinen Fall will ich mir diese einmalige Gelegenheit entgehen lassen. Wer weiß, vielleicht entdecke ich bei unserem kleinen SPaziergang ja sogar die perfekte Fluchtmöglichkeit. Wobei das, Dank meines aktuellen Kräftemangels, wohl eher unwahrscheinlich ist. Allerdings bin ich insgeheim auch einfach gespannt darauf, was ich gleich sehen werde.

Der Alpha fixiert mich noch ein allerletztes Mal mit zusammengezogenen Augenbrauen, wodurch sich leichte Falten auf seiner Stirn bilden. Dann nickt er mir rückversichernd zu und wir treten gemeinsam hinaus in die Abenddämmerung.

Das, was ich als nächstes zu sehen bekomme, lässt mich unverzüglich an allem, was ich je über die Rouges zu wissen geglaubt habe, zweifeln.

Wie ist das nur möglich?____________________________

Was denkt ihr sieht Amara, was sie so verwundert?

Und was haltet ihr bis jetzt von Mason's Gedankengängen?

Freue mich auf eure Meinungen! :)

Amara & Mason ~ Alpha Der RudellosenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt