12. Spontaner Ausflug

456 41 0
                                    

Einige Zeit war nun vergangen seit dem Vorfall im Club und seinen... ich nannte es Folgen. Federica jedoch war mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf gegangen. War ich dabei, eine Freundschaft mit ihr aufzubauen? Sie war doch bestimmt einige Jahre älter als ich, wieso sollte sie Interesse daran haben, mit mir befreundet zu sein? Ich wurde einfach nicht schlau aus dieser Frau, doch das war auch nicht nötig, denn eigentlich wollte ich den Kontakt so gut es ging vermeiden. „Laura, c'è qualcuno per te! Vieni!" (Laura, da ist jemand für dich hier, komm!) Mir gefror das Blut in den Adern. Sie hatten mich doch nicht etwa gefunden, oder?! Nein. Meine Familie suchte doch nicht mal nach mir, ich sollte aufhören, diese paranoiden Gedanken zuzulassen. Vorsichtig öffnete ich meine Eingangstür einen Spalt breit, um zu sehen, wen Elisabetta da angekündigt hatte. Meine Augen hatten die sonnige Umgebung noch nicht mal fokussiert, da erkannte ich auch schon diese mir nur allzu bekannte Gestalt einige Meter von meiner Unterkunft entfernt. Federica war hier.

„Kann ich reinkommen?", fragte sie und ohne zu wissen, was ich tat, trat ich zur Seite und gestattete es ihr. Mein Körper handelte gegen meine Vernunft, aber das war ja nicht das erste Mal. „Hier wohnst du also...", stellte sie fest, während sie sich ruhig umsah. „Schön." Über meine Lippen war noch immer kein Wort gekommen, zu überfordert war ich mit der Situation. Was wollte sie hier?! „Du wunderst dich bestimmt, wieso ich hier bin." Mein fragender Blick schien sie zu amüsieren, dann fuhr sie fort: „Reitest du?" Jetzt war ich total überfordert. Hatte sie mich das wirklich gerade gefragt? Was zur Hölle?! „Ich... Wie kommst du denn jetzt bitte darauf?!", entfuhr es mir verwirrt und sie lachte. Sie lachte einfach laut los. „Sorry, das war wohl etwas aus dem Kontext gerissen. Ich bin auf dem Weg zu einem Reiterhof, ich habe dort mein Pferd eingestellt und wollte einen Ausritt machen. Jetzt habe ich mir gedacht, vielleicht möchtest du ja mitkommen... Naja, als Abwechslung zum Alltag vielleicht mal meine ich." Ich war erstaunt. Sie hatte wirklich an mich gedacht? An mich, von der sie so gut wie gar nichts wusste? Hatte sie denn keine anderen Freunde? Oder war das wirklich einfach nett gemeint? Ich meine, ich liebte Pferde. Mein größter Traum war es immer gewesen, einmal selbst eines zu haben, doch seit ich hier war, hatte ich diese Träumerei verworfen. Ich sollte mal besser zusehen, dass ich endlich klarkam. „Ich liebe Pferde, versteh mich nicht falsch, aber ich denke, das ist keine so gute Idee..." „Aber wieso denn nicht? Was spricht denn dagegen?" Ich atmete tief durch: „Ich bin schon ewig nicht mehr geritten und außerdem muss ich hier... arbeiten." Wieder war es mir peinlich, dass sie so etwas über mich erfuhr. Dass ich hier die Putzfrau war und nebenbei Barkeeperin. Sie musste verstanden haben, dass ich nicht gerade zu den reichsten Leuten zählte, doch das schien sie überhaupt nicht zu beirren. „Das heißt, es ist sowieso Zeit, dass du deinen Hintern wieder mal in den Sattel schwingst. Du wirst sehen, das wird wunderschön. Komm bitte mit. Einen Nachmittag wirst du wohl frei bekommen, oder?" Ich zog das gerade ernsthaft in Erwägung. Würde Elisabetta mich gehen lassen? Und wenn ja, wollte ich denn gehen? Wo war mein Vorsatz hingeraten, mich mit niemandem anzufreunden? Mich aus jeglichen neuen Bekanntschaften rauszuhalten? „Ich kann Elisabetta ja mal fragen", lenkte ich im Endeffekt ein und keine Ahnung, ob das täuschte, aber Federica schien sich ehrlich darüber zu freuen. „Gut, ich warte bei meinem Auto. Schwarzer Opel Corsa, kennst du ja mittlerweile", zwinkerte sie und da war sie auch schon wieder zur Tür hinaus verschwunden. Verdammt, was machte ich da bloß?!

„Das ist Maestro. Er ist wirklich ganz lieb, gehört einer Freundin von mir, da sie im Moment aber im Ausland ist, bewege ich ihn. Hier, leg ihm das Halfter an und führ ihn hier raus", trug Federica mir auf. Sie verließ die Box und ich nutzte die Zeit, um mich mit dem schönen Rappen anzufreunden. „Hey Maestro, ich bin... Laura, aber für dich Sophie", flüsterte ich in sein Ohr. Dann tat ich, wie mir befohlen und legte ihm das Halfter um. Er ließ es ohne Weiteres geschehen und folgte mir auch schon aus der Box. Hoffentlich hatte ich das Reiten nicht verlernt...

Fighting the demons from our pasts - Will love be enough?Where stories live. Discover now