Welna- Das neue Lehen

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Larno war voll innerer Unruhe, als er hier vor Burg Welna vom Pferd stieg.

Der Winter und das Frühjahr waren ereignisreich- auch für ihn selbst. Hatte er gehofft, im Winter auf der Quingenburg etwas Ruhe zu finden, so ergaben sich neue Aufgaben.

Nur einige Wochen waren ihm auf der Burg im Eulengebirge vergönnt. Doch fühlte er sich dort sehr unwohl, wenngleich das Lehen durch die überlassenen Rechte und Zusagen gute Zeiten vor sich sehen durfte.

Larno hatte gehofft, mit der Witwe von Herrn Athenulf gemeinsam auf der Quingenburg auskommen zu können. Doch war der Empfang dieses Mal umso kühler.

Die Witwe Athenulf's warf Larno vor, mit ihr und den Leuten ein falsches Spiel betrieben zu haben. Sie bezichtigte Larno der Lüge über seine Absichten, denn Larno war nun nicht nur als Schutzritter dorthin entsandt worden- ihm war das Lehen durch den Herzog der Polen als Dank in Gänze übertragen worden. Dies missfiel Athenulfs Witwe sehr, da sie sich noch als Herrin ansah.

So ging man sich auf der Burg aus dem Weg, wo man es konnte. Die dort lebende ehemalige Herrin und Larno mochten einander von Tag zu Tag weniger.

Fast schien es Larno so, dass er auf Dauer das gegebene Versprechen, die Witwe Athenulfs mit allen Ehren zu behandeln, nur schwerlich einhalten konnte.

Doch kam im Winter der Aufruf, sich schnell in Wroclaw beim Heerlager einzufinden.

Dies war eine Erlösung für Larno. So konnte er aus dieser misslichen Lage auf der Quingenburg entrinnen.

Herzog Boleslaw I. Chrobry verfolgte zu Beginn der Heerfahrt nur den Wunsch, den gestürzten Herzog Boleslaw III. von Böhmen wieder zum Thron in Prag zu verhelfen. Dieser war durch seinen jüngeren Brüder im Erbstreit vertriebenen worden. Doch schon in der Fastenzeit zeigte sich das blutlüsterne Wesen des wiedereingesetzten Herzogs der Böhmen, da er seine Gegner dahinmeucheln ließ.

Das Böhmische Volk ersuchte um gnadenvolle Hilfe bei Boleslaw Chrobry, welche der polnische Herzog gewährte und sich listenreich nun selbst als Herrscher auch in Böhmen einsetzte. Ob dies geschah, damit er in Rom die Königskrone erwirken konnte, ließ niemand auf polnischer Seite durch Reden oder Gerücht erkennen.

Doch war das Heer der Polen nicht nur auf die Böhmischen Gebiete vorgedrungen.

Eine kleinere Abteilung des Heeres hatte das Mährische Gebiet für Polen in Besitz genommen. In diesem Heer wurde Larno eingesetzt.

Nachdem man die großen Städte Mährens an sich gebracht und besetzt hatte, lies man ein großes Feldlager am Fluss Trebovka nahe der Siedlung Koclirov aufgeschlagen. Das hier befindliche wichtige Handelskreuz zwischen Böhmen und Mähren war eine Schlüsselstellung in den polnischen Überlegungen. Indem man diese Wege sicherte, schützte man auch die Hauptstreitmacht, welche in Prag stand, zusätzlich. So war die Wahl des Heerlagers sehr klug.

Der Graf Sigismund von Lehn, der unter den Polen als „Held von Meißen" angesehen wurde, leitete dieses Unterfangen in Mähren zwar, wenngleich die eigentliche Führung dem zweitgeborenen Sohn Boleslaw Chrobry's übertragen war. Doch der noch knabenhafte Mieszko Lambert war kaum dreizehn Jahre alt und daher noch zu jung, um erfahren ein Heer zu führen. Graf Sigismund von Lehn oblagen daher die militärischen und auch taktischen Entscheidungen für den Herzogssohn Mieszko Lambert in diesem Feldzug.

Und diese Aufgaben führte Graf Sigismund in hervorragender Weise aus. Er wies Kontrollen an, teilte Wachgestellungen im Lager und auch der Besatzungen der großen Orte ein sowie berittene Streifen für allen Gebieten Mährens. Dadurch sorgte er für Sicherheit und ein wachsendes Vertrauen der Leute Mährens in die polnischen Besatzer. Sie verheerten nichts, wo sie es nicht mussten. Plünderungen und Brandschatzungen unterblieben fast gänzlich. Die mährischen Leute konnten ihrem Tagwerk nachgehen, Handel treiben und fühlten sich sicherer als vorher.

Larno - Wege zur WahrheitWhere stories live. Discover now