In der Ferne Polens

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Von all den Geschehnissen wusste Larno nichts.

In der Ferne Polens war er darauf bedacht, sein Lehen und die dort lebenden Leute besser kennen zu lernen.

Seine Mutter hatte ihm vor langer Zeit einmal gesagt, das Vertrauen erworben werden muss und ein Geschenk ist, für welches es sich zu einzusetzen lohnt. Diesen Worten folgte er.

Auf Burg Welna gab es kaum etwas zu erneuern. So nutze Larno die Zeit, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Er half, wo er es selbst konnte und ergab sich nicht im Müßiggang. So schlug er mit seinen Männern Holz in den Wäldern, lehrte Reusen mit den Fischern an der Welna, ging mit auf die Felder in den Flussauen, sprach mit durchreisenden Händlern. An jedem Abend unterrichtete er die Waffenknechte mit Holzwaffen und fand sich hinterher am Feuer ein, um mit den Leuten über das erledigte Tagewerk zu reden, deren Sorgen und Nöte zu erfahren und Neuigkeiten bekannt zu machen. Auch gelang es den Männern der Burg, den schlechten Furtdurchgang durch den Fluss Welna durch Aufschüttungen von Flusskies und geschickte Balkenabsetzungen zu verbreitern und für die durchreisenden Händler zu verbessern.

Nach und nach öffneten sich die Leute der Burg immer mehr und gaben Larno das Vertrauen, was er sich erhofft hatte. Ablehnung- wie es manchem 'Herren' entgegenschlagen konnte- spürte er hier im Kreise der Leute nicht.

Durch das Geschehen in den polnischen Landen und darüber hinaus war Graf Biedrow von Oborniki gut unterrichtet. Der Graf brachte bei seinen Besuchen auf Welna immer neue Kunde.

Zu Beginn der Erntezeit des Sommers im Jahr 1004 trafen beunruhigende Nachrichten auf der Grafenburg Oborniki ein. Larno wurde zum Grafen einbestellt.

So hat der polnische Herzog erfahren, dass in den deutschen Landen bei Merseburg eine Heerschau in der Mitte des Monats August 1004 stattgefunden habe und sich das Heer König Heinrichs II. bereits an der Elbe entlang in Richtung Meißen bewegen soll. Späher haben auch berichtet, dass man im Nahbereich von Meißen an der Elbe anfange, Schiffe für ein Übersetzen der deutschen Truppen bereitzustellen. Der polnische Herzog Boleslaw I. Chrobry habe bestimmt, dass sich alle heerfähigen Ritter und Edle an der Westgrenze Polens an einem Sammelpunkt an der Neisse schnellstens einzufinden haben, um der deutschen Heergewalt entschlossen entgegenzutreten.

So waren auch der Graf Biedrow und Larno dazu aufgefordert, sich so schnell als möglich auf den Weg zu machen. So waren die eilig zu treffenden Entscheidungen und die Vorbereitungen, hastig zu leisten. Bereits am Folgetag trafen sich die zwei Herren mit einigen wehrfähigen Knechten zum Aufbruch nach Westen auf der Burg Oborniki.

Da Larno die guten und erfahrenen Waffenknechte Biello und Radko mit sich auf den Heerzug nahm, übergab er die Verwaltung seiner Burg für die Zeit der Abwesenheit in die Hände des hiervon überraschten Rodan Drescher. Der aus Strehla stammende Mann besaß Larno's Vertrauen, hatte einen guten Blick für wichtige Dinge und wusste mit den anderen Leuten gleichen niedrigen Standes auf Grund seines hohen Ansehens unter den Knechten gut umzugehen. Drescher wollte dieses Vertrauen in ihn nicht enttäuschen. Er gab sein Wort darauf- vor den Augen der anderen Leute der Burg- alles zu tun, was notwendig war.

So zogen die Krieger von Oborniki aus nach Westen.

Immer mehr Bewaffnete - auch Herren anderer Lehensgebiete Polens gesellten sich hinzu. Am Fluss Neiße war schon ein ansehnliches Aufgebot der Polen zusammengekommen. Man erwartete nun noch den Herzog und die Kern-Schar seiner Ritter, um über die Brücke zu gehen und sich auch in Richtung Meissen zu bewegen.

Doch kam alles anders.

Der deutsche König hatte mit dem Zusammenziehen der Schiffe einen Übergang über die Elbe bei Meißen nur vorgetäuscht. Er hatte wohl zu keinem Zeitpunkt die Absicht, diesen Übergang jetzt zu nehmen und über die Milzener und Lausitzer Gebiete direkt frontal gegen die Polen zu ziehen.

Larno - Wege zur WahrheitWhere stories live. Discover now