Königin Kunigunde

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Der Einzug des Hofstaates um die Königin Kunigunde in Merseburg zum 05. Oktober 1004 erfolgte ruhig und ohne sonst gefälliges Aufsehen.

An der Bischofsburg hatte man mit einer möglichen Rückkehr des Königs Heinrich II. über Merseburg gerechnet, da es dem König in Merseburg sehr gefiel, wie Heinrich nicht müde wurde, dies aller Orts offen zu bekunden. Dass jedoch große Teile der Edlen und auch die Königin selbst schon eintrafen- und dies ohne Ankündigungen vorab, erzeugte ein gewisses Unbehagen beim Kämmerer der Burg. Mit einem Male galt es für die hochangesehenen Gäste die Unterkünfte zu schaffen und für deren gute Versorgung abzusichern- auch im Hinblick darauf, dass der König noch nachfolgen werde.

Die Königin Kunigunde war erschöpft. Die Strapazen der Begleitung Heinrichs II. im Feldzug, die Auftritte in der Öffentlichkeit in Prag und Bautzen, sowie die überhastete Reise über Dresden nach Merseburg waren ihr spürbar. Nun jedoch wollte sie hier einige Zeit hier Ruhe suchen und sich mit Belanglosigkeiten und Besuchen des Dombaues und Umlandes erbauen.

Wie ihr selbst, erging es auch Vielen des Hofstaates. Man war Umritte und Reisen gewohnt, jedoch die letzten zwei Monate waren sehr strapaziös für alle.

In den Gärten der Bischofsburg veranstalteten die jüngeren Hofdamen einige Ballwurf- Spiele. Die Königin fror ein Wenig, denn die Herbsttage waren kühler und wechselhafter vom Wetter geworden. So zog sie es vor, viel zu schlafen und nur zu den Messen und Speisezeiten die Kemenate zu verlassen, wenn ihr dazu Gelegenheit gegeben wurde.

Mit Erlaubnis der Königin Kunigunde hatte Reglindis von Meißen einen Ausflug an die Burg Genea gestattet bekommen, um an der nahen Stammburg der Ekkehardinger einen Gottesdienst abzuhalten.

Ein kleines Geleit an der Kutsche von Reglindis verließ daher an diesem Morgen ohne Hast die Burg.

Weder Reglindis in ihrer Kutsche, noch den Männern des Geleits fiel auf, dass diese Ausfahrt sehr wohl beobachtet wurde.

Zwei Gestalten zu Fuße schienen absichtlich der langsam dahinrollenden Kutsche zu folgen.

Nachdem die Kutsche dem Weg über Land gefolgt war, musste eine Pause wegen eines Hindernisses eingelegt werden. Zwei Bäume lagen quer über den Weg- zu groß, um sie zu überrollen.

Reglindis vertrat sich kurz die Beine nahe der Kutsche. Das beschwerliche Sitzen und Poltern des Wagens wollte sie durch Ausstrecken des Körpers etwas aus den Gliedern bekommen. Während die Männer des Geleites mit einem Seil und ihren Pferden die Hindernisse wegzogen, genoss sie die kurze Möglichkeit, sich Wind ins Gesicht wehen zu lassen.

Etwas abseits vom Wagen auf einer Anhöhe nahm Reglindis die zwei Gestalten wahr. Es waren vielleicht nur einfache Leute- ein alter Mann mit einem Stab zum Stützen und eine Frau mit überworfener Kapuze über dem Kopf, aber man musste vorsichtig sein. Es kam immer mal wieder vor, dass Wegelagerer absichtlich Hindernisse schafften und dann ihr schändliches Werk begannen.

Die zwei Fremden jedoch blieben auf Abstand und beobachteten.

Wollte Reglindis schon beinahe ihre Bewacher herbeirufen, so ließ sie dennoch davon ab.

Denn mit einem Mal zog die Gestalt der Frau ihre dunkle Kapuze herunter.

Langes schwarzes und welliges Haar brachte die Gestalt zum Vorschein und sie schwenkte ihren Kopf, um es im Winde frei schweben zu lassen. Dann stand die Fremde wieder still- und winkte mit sachten, vorsichtigen Bewegungen Reglindis mehrfach zu.

Reglindis stutzte. Sie sah genauer hin, kniff ihre Augen zusammen. Spielte ihr das Tageslicht einen Streich? Das konnte doch unmöglich sein?

War diese Frauengestalt etwa jemand, den sie kennen müsste? Denn danach schien es ihrem Herzen. Ihr Herz wollte fast vor Freude aufschreien, doch dann hätte sie womöglich die Aufmerksamkeit ihrer Begleiter auf diese zwei Menschen gezogen.

Larno - Wege zur WahrheitWhere stories live. Discover now