Tag 8 - Spuren in der Mine!

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Ich sprang sofort auf, rief "Wir müssen raus hier! Schnell!" und ignorierte die verdutzten Blicke der Anderen. "Wenn es sich wirklich um die Kreatur handelt, die ich befürchte, dann haben wir keine Chance!", schoss es mir durch den Kopf. Den Stachel, den Triti gerade noch der Zunge entnommen hatte, warf ich auf den Karren, drängte mit einem fast panischen Flehen dazu, dass Alarik wieder den Karren zieht. Die Anderen zögerten noch, Valyan fragte, was denn los sein.

"Später" zischte ich leise zurück, "Wir müssen raus hier! Jetzt! Dann erkläre ich es euch! Aber aktuell sind wir in Gefahr." Und so setzten wir uns schnell in Bewegung und eilten durch die Gänge zurück in Richtung des Eingangs. Als wir die Höhle mit den Fledermäusen erreichten, hielt ich kurz inne, da ich ein Geräusch vernahm. Mit einer Geste wies ich meine Begleiter an, sie sollen leise sein und sich möglichst geräuschlos nach draußen bewegen.

Ich selbst blieb kurz stehen und sondierte den Raum. Die Fledermäuse, die wir vor kurzem erst noch erledigt hatten, lagen nicht mehr auf dem Boden. Dann war da wieder dieses Geräusch, als ob jemand - oder etwas - an Knochen nagen würde. Rückwärts den anderen hinterher schleichend, versuchte ich die Quelle des Geräusches in der Dunkelheit auszumachen. Und dort erblickte ich dann die Silhouette der Kreatur. Es war tatsächlich ein Barbed Devil, ein Diener der Dämonen!

Auf der Stelle umdrehend, spurtete ich dann den anderen hinterher. Als wir den Mineneingang erreichten, standen dort eine Gruppe von Bewohnern. In den Händen hielten sie Spitzhacken und Hammer bereit, sie wollten direkt die Abbau-Arbeiten wieder aufnehmen. Auf drakonisch rief ich Alarik zu "Sie können da nicht rein! Es ist zu gefährlich!", wartete gar nicht mehr lange auf eine Reaktion oder Ähnliches, sondern lief einfach weiter, in Richtung des Langhauses. "Das Dorf muss gewarnt werden!" dachte ich mir, als ich die Strecke zurück legte, "War es ein Barbed Devil, der mich in meinem Traum heimsuchte? War es DIESER Barbed Devil? Ist die Kreatur nur meinetwegen hier?"

Als ich das Langhaus von Brunhilda erreichte, standen wieder zwei Wachen davor, die mich erst überrascht ansahen und mir dann den Weg versperren wollten. "Dafür ist keine Zeit", rief ich auf drakonisch, während ich mich geschickt zur Seite wegduckte, als der erste mich packen wollte und dann den zweiten Haken schlagend austrickste.

Die Doppeltüre aufstoßend kam ich schlitternd vor der Feuerstelle zum Stehen, fixierte Brunhilda mit meinem Blick und rief laut auf drakonisch, sodass es die ganze Halle hören konnte: "IHR HABT EINEN SCHEIß DÄMON IN EURER MINE!". Die Soldaten vor der Tür holten mich ein und drückten mich zu Boden, ich wagte es nicht, großen Widerstand zu leisten. Hinter mir hörte ich Venat und Alarik hereinstürzen und an der Türschwelle stehen bleiben.

Brunhilda: "Du wagst es, hier einfach hereinzuplatzen!? Und das auch noch ohne vorher deine Waffen abzugeben, wie es sich gehört!?", als sie die beiden Gefährten hinter mir erblickte "Aber klar, kommt doch nur alle herein, ist ja nur mein Thronsaal und zu Hause in das ihr hier hereinplatzt, soll ich euch auch noch etwas zu Essen und Trink..."

Ich richtete meinen Blick wieder auf sie als ich sie unterbrach und rief erneut: "Ihr habt einen DÄMON in eurer Mine!". Mit einem finsteren Blick schaute sie nun mich an, sie war wütend, dass ich sie unterbrochen habe, aber es hatte ihre Wirkung, denn nun fokussierte sie sich immerhin auf das größere Problem als unsere Unhöflichkeit. "Ein Dämon!? Wovon sprichst du da!"

"Ich würde euch ja gern berichten, aber mit einem Knie im Rücken spricht es sich nicht so gut". Brunhilda zögerte noch kurz, wand sich dann an die beiden Soldaten, die mich noch immer zu Boden drückten "Ulfrich, Halfgar! Lasst unseren Gast aufstehen und etwas Luft zu atmen".

Ohne den Blick von ihr zu nehmen, richtete ich mich auf und ignorierte die Speere, die jetzt auf meinen Hals gerichtet waren. "In eurer Mine treibt sich ein Barbed Devil herum! Ich habe seine Spuren gesehen, ihr müsst sofort ein paar fähige Soldaten abkommandieren und den Eingang zu der Mine bewachen lassen!" Ich genoss kurze Zeit die Genugtuung, ihr etwas befehlen zu können und auch den Anblick, dass ihr das überhaupt nicht passt. "Ein Dämon!? In meiner Mine? Woher soll der auf einmal etwa kommen? Wir hatten hier nie ein Problem mit einem Dämonen, bis ihr - bis DU hier aufgetaucht bist! Vielleicht hast du den ja hierher gebracht!? Bist du nicht mit diesen Kreaturen irgendwie verwandt oder so?"

Und damit traf sie tatsächlich einen Punkt, der mich auch Sorgen bereitet. Der Barbed Devil, ist vermutlich tatsächlich nur meinetwegen hier. Hat Nergal tatsächlich die Kraft, nicht nur mich im Traum heimzusuchen, sondern auch seine Diener zu senden? Ich versuchte meine Fassung zu bewahren. "JA ich hab etwas Dämonisches in meiner Blutlinie, verdammt nochmals, aber ich kann da nichts für und ich hab damit nichts zu tun! Und deswegen bin ich auch noch lange nicht mit jedem Unhold und Dämon verwandt, den es gibt! Oder seid ihr alle hier etwa Brüder oder Schwestern!? Ich bin hier, um euch vor dem Barbed Devil ZU WARNEN! Geht das etwa immer noch nicht in euren Kopf hinein? Schickt mal eure Soldaten von meinem Hals und ich beweise es euch gern". Jetzt erreichten auch Valyan und Triti die Halle. Brunhilda zögerte kurz und gab dann den Befehl, die beiden Wachen zogen sich ein paar Schritte zurück. Langsam öffnete ich den Gurt, an dem mein Rapier befestigt war und reichte den ganzen Gurt an einen Soldaten weiter. Ich nahm einen einfachen Dolch von einem der Esstische auf, die herumstanden, führte ihn langsam zu meiner Handfläche, atmete tief durch und konzentrierte mich für einen kurzen Blick.

"Ich bin ein Mitglied im Orden der Blutjäger, wir sind Monster geworden, um Monster zu jagen. Wir geben unser Blut, um Untote, Unholde und Dämonen zu jagen, zu töten." Mit diesem Gedanken führte ich den Dolch über meine Handfläche, wie ich es schon oft genug mit meinem Rapier tat, hinterließ eine blutende Schnittwunde und umschloss die Klinge mit meiner Hand. Erneut atmete ich tief durch, schloss meine Augen und konzentrierte mich weiter. "In uns liegt die Kraft, das Böse von dieser Welt zu vertreiben. Wir sind Monster geworden, um Monster zu jagen." Ich öffnete meine Augen wieder und sah zu, wie sich das Blut aus meiner Hand um die Klinge des Dolches verteilte und in diesen einzusickern schien. Dann begann der Dolch von innen heraus golden zu glühen.

Wohlgemerkt auch zu meiner eigenen Überraschung, ich hatte zwar davon gelesen, dass sich Blutjäger ab einem gewissen Punkt in ihrem Leben für einen bestimmten Weg entscheiden. Manche entscheiden sich hierbei für die Kraft der Lykanthropie, andere verändern ihren Körper mit Mutagenen und wieder andere gehen einen Pakt mit einer mächtigen Entität ein. Und der letzte Pfad bezieht seine Kraft aus der ätherischen und göttlichen Ebene, wie es zum Beispiel ein Paladin oder Kleriker tun würde, allerdings ohne direkt einer Göttlichkeit oder Religion anzugehören. In diesem Moment hab wohl ich nicht meinen Weg gewählt, sondern er wurde für mich gewählt. Ob hier eventuell doch ein göttliches Wesen seine Finger im Spiel hatte? Goldaín vielleicht?

Ich richtete meinen Blick wieder zu Brunhilda, richtete den glühenden Dolch kurz auf sie - ich bin mir ziemlich sicher, ein kurzes nervöses Zucken von ihr vernommen zu haben - und die Soldaten, die mich noch immer flankierten, richteten ihre Speere wieder auf mich. Doch da ich nicht noch von einem unruhigen Soldaten aufgespießt werden wollte, nahm ich den Dolch nun locker in die Hand und warf ihn auf den Steinboden zu Füßen der Anführerin, auf dem das Messer klirrend aufschlug, etwas weiter purzelte und dann liegen blieb, die Klinge immer noch golden leuchtend und langsam erlöschend.

"Ich jage Dämonen und verbünde mich nicht mit ihnen! Ich gebe mein eigenes Blut dafür, um die Kraft aufzubringen, gegen Dämonen kämpfen zu können! Was wollt ihr denn noch!?"

Brunhilda fixierte mich wieder finster: "Gehört es sich nun also, dass man mit Besteck nach einer Anführerin wirft!?" Doch bevor ich irgendwas darauf erwidern konnte, fuhr sie in ihrem abwertendem Tonfall fort: "Ihr wollt beweisen, dass ihr nichts mit diesem Dämon zu tun habt? Dann geht und bringt mir seinen Kopf! Dann reden wir weiter!"

Mir entkam ein Lachen, "In diesem Zustand geh ich heute sicher nicht mehr auf Dämonenjagd! Wenn ihr das verlangt, kommt das einem Hinrichtungskommando gleich und dann kann ich mir den Weg sparen und wir erledigen das gleich hier.", mein Blick ruhte noch immer auf ihr, doch jetzt wurde er und auch meine Stimme ein wenig angriffslustiger, konnte mich aber noch beherrschen. Auch wenn ich gute Lust hätte, ihr in den Arsch zu treten, damit sie nicht so hochnäsig auf uns herabblickt.

"Fein! Dann ruht euch aus, wenn ihr zu schwach dazu seid, es heute noch zu erledigen. Aber sobald ihr wieder fit seit, dann kümmert ihr euch darum! In der Zwischenzeit schicke ich ein paar Wachen zum Mineneingang und lasse ihn bewachen. Und jetzt GEHT!"

Ich ging zu der Wache, die immer noch meinen Rapier in den Händen hielt und wollte ihn entgegennehmen. Doch kurz bevor ich ihn erreichte, ließ die Wache ihn fallen. Mit einer geschickten Bewegung, die in eine Verbeugung überging, schnappte ich den Rapier, richtete mich wieder auf und zischte freundlich grinsend und die spitzen Zähne zeigend auf infernalisch: "Vielen Dank fürs Halten." und ging mit den anderen hinaus.

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