Tag 32 - Das verlassene Fischerdorf

7 2 0
                                    

Als wir zur Mittagszeit einen kleinen Hügel bestiegen, sahen wir in zwei oder drei Kilometern Entfernung das Dorf am Flussufer stehen. Da uns auf dem Weg dahin niemand entgegenkam und mit dem Blick auf die Häuser auch keine Bewegung erkennbar war, gingen wir davon aus, dass das Dorf verlassen ist.

Trotzdem ließen wir Venat voranpirschen, während Spooky aus sicherer Entfernung ein paar Runden über die Häuser zog, damit Valyan seine magische Verbindung zu seinem Begleiter herstellten kann und die Gegend durch die Augen der Eule beobachtete.

Unser Verdacht wurde bestätigt, wir konnten keine einzige Seele in dem Dorf ausfindig machen. Das Dorf hier ist allerdings nicht so zerstört, wie jenes, welches wir ganz zu Beginn unserer Reise in dieser Welt gefunden hatten, was uns etwas verwundert. Warum ist das Dorf hier verlassen, es scheint ihr keinen mächtigen Angriff gegeben haben. Weder Alarik noch Aurum kennen die Geschichte über dieses Dorf.

Es gibt keine Palisaden, was entweder darauf hindeutet, dass das Dorf nicht oft von wilden Tieren angegriffen wird, oder sie diese nicht rechtzeitig fertigstellen konnten. Das Tor, sofern man es als solches bezeichnen kann, sieht recht unbeholfen und provisorisch aus und es liegt halb verfault und verrottet am Boden, aber es sieht nicht aufgebrochen aus, sondern als wären die Scharniere einfach durchgerostet und die Türen dann umgefallen. Die Häuser sind ebenfalls einfach ungepflegt und wirken, als wären sie seit Jahren nicht mehr verwendet worden. Manchmal sind die Dächer eingebrochen, Türen morsch geworden und verfault oder manche Ziegel aus den Mauern gefallen.

Wir beschlossen nicht, jedes der Häuser zu durchsuchen, sondern beschränkten uns auf ein oder zwei einzelne Gebäude. Wir nahmen uns das offensichtlichste vor: das größte Haus im Dorfzentrum. Es gab keine Bücher oder andere Dokumente, die auf die Geschichte des Ortes hinweisen. Teilweise waren die Fenster nach innen hin zertrümmert, Scherben lagen noch herum, Möbel waren zerbrochen oder umgeworfen - es machte alles eher den Eindruck, als wären die Dorfbewohner von Banditen oder Ähnlichem überfallen worden. Wir wollten das Haus gerade schon verlassen, als uns Kratzspuren am Boden vor dem Türrahmen aufgefallen sind. Jemand oder etwas hat sich hier versucht, festzuhalten und wurde dann gewaltsam nach draußen gezogen und hat hierbei diese Kerben hinterlassen. Sie wirkten aber ähnlich alt, wie die restliche Vermoderung und sind nicht frisch entstanden.

Die Karte besagte, dass die Höhle etwas weiter im Norden sein sollte, deswegen gingen wir zum Flussufer, vorbei an einem kleinen Fischer-Steg, an dem keine funktionsfähigen Boote mehr anlegten. Da das gesamte Gelände hier nicht den Eindruck erweckt, dass es einen versteckten Höhleneingang geben könnte - es war alles recht flach gelegen - behielt ich mehr das Flussufer im Auge, da ich einen Eingang im beziehungsweise unter Wasser vermutete. Und tatsächlich, circa 500 Meter außerhalb des Dorfes fiel mir eine kleine Felsspalte im Wasser auf, die weiter nach unten führte.

Da ich eine gute Konstitution habe, machte ich den Vorschlag, als Erstes vorzutauchen, um den Weg zu überprüfen, ob es auch in eine richtige Höhle führt. Alarik schloss sich mir an, so sprangen wir ins Wasser und tauchten die Strecke entlang. Die Felsspalte ging erst knapp zwei Meter nach unten und dann in einen langen und schmalen Gang entlang. Nach knapp einer Minute erreichten wir das Ende des Unterwassertunnels, konnten auftauchen und wieder Luft holen. Wir tauchten in einer dunklen Höhle auf, aufgrund meiner Dunkelsicht konnte ich mich etwas in der Höhle umsehen, Alarik blieb dicht in meiner Nähe, da er nichts sehen konnte und ich merkte das er angespannt war. Ich konnte vereinzelte, weiße Schemen ausmachen, aber nicht genauer erkennen, worum es sich hierbei handelt. Zudem gibt es noch einen anderen Zugang zu dieser Höhle, der sich außerhalb des Wassers befindet.

Wir warteten noch kurz, ob unser Auftauchen und das dazugehörige Platschen des Wassers jemanden oder etwas anlockte, aber es blieb ruhig. Also begannen wir wieder zurück zu tauchen, um den anderen davon zu berichten und zu besprechen, wie wir die nicht so guten Taucher rüberholen können.


In Ignotis - Splitters TagebuchWhere stories live. Discover now