Abend 42 & Tag 43 - Rückkehr nach Augustopolis

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Aurum ließ den Zauber wieder fallen und schlagartig verschwand die Sphäre der Dunkelheit und mit ihr auch das Flüstern, die Schreie und die schlurfenden Geräusche. Wir versammelten uns alle um den leblosen Körper des Monsters. Anscheinend ist bei dem Kampf Valyan K.O. zu Boden gegangen, aber Venat hat ihm wieder aufhelfen können. Wir beschlossen, einen Kopf der Kreatur als Beweis mitzunehmen, dass der Auftrag erledigt ist. So machte sich Alarik daran, einen Kopf sauber abzutrennen, während alle anderen sich kampfbereit versammelten, sollte sich der Hals auch wieder aufteilen und regenerieren.

Doch nichts passierte, zum Glück. Während sich die anderen in der Höhle umschauten - ich hatte Venat die Aufgabe geben, mir etwas von dem leuchtenden Moos zu besorgen, da es vielleicht für Tränke interessant sein könnte - begann ich mit Triti die Kreatur zu sezieren, um vielleicht mehr über sie und ihre Regenerationsfähigkeit herauszufinden. Der grundlegende Aufbau scheint "normal" zu sein, zumindest was die Organe anbelangt, Herz, Magen, Lungen, Darm. Jeder Hals verfügt über eine Speiseröhre, die zu einem zentralem Strang kurz vor dem Magen zusammen laufen. Wie allerdings es dazu kommt, dass neue Köpfe nachwachsen, kann ich aktuell nicht sagen.

Wir diskutierten in der Gruppe auch noch, ob wir etwas von dem Erz mitnehmen sollten, da Gold sehr wertvoll ist und ob uns etwas davon zusteht, als Belohnung für diese Aufgabe. Mir war es tatsächlich relativ egal, ich bin nicht hier, um reich zu werden, allerdings ist Gold und Silber nützlich, um sich neue und bessere Ausrüstung leisten zu können oder Zutaten für Tränke. Alarik war nicht strikt dagegen, aber kündete an, sollte er von einem Paladin oder höher gestelltem gefragt werden, würde er die Wahrheit erzählen. Von dem her hatte es sich sowieso direkt erledigt, wir beschlossen nur ein oder zwei Brocken mitzunehmen, um sie bei der Miliz am Mineneingang abzugeben.

Als wir wieder den Bereich des Trolls passieren wollten, versperrte dieser erst uns den Weg. "Ich will Käse!", begann er uns anzuschnauzen. "Geh zur Seite oder du wirst es bereuen!", sagte Venat, noch ruhig, aber mit einem drohenden Unterton in der Stimme. "Ich will meinen Käse!", der Troll stampfte wütend auf dem Boden auf und musterte uns eindringlich, vielleicht auch abschätzend. Ich ging einen Schritt nach vorne, ließ über meine Thaumaturgie meine Augen bedrohlich rot aufleuchten, und sagte mit einer genervten Stimmlage: "Wir haben gerade etwas erledigt, das größer war als du und deutlich mehr Köpfe hatte als du! Solltest du jetzt nicht sofort in deine Höhle zurückgehen und uns in Ruhe lassen, dann wirst du nie wieder Käse essen können!". Er machte erst noch Anstalten, weiter darauf bestehen zu wollen, da ergriff Valyan noch das Wort "Wir geben oben im Dorf Bescheid, dass du deinen Käse willst, aber wir haben wirklich einen anstrengenden Kampf hinter uns, und die beiden hier sind ziemlich genervt, es wäre also wirklich besser, dass du Platz machst". Daraufhin verzog sich der Troll wieder zurück in seinen Bereich.

Am Eingang der Mine übergaben wir unsere gefundenen Erzbrocken an die Miliz und erklärten ihnen auch noch, dass das Monster besiegt ist, von dem anderen Trupp, der vor uns die Minen untersuchte, niemand überlebt hatte. Die Arbeiter und Schürfer standen schon mit Spitzhaken bereit und als wir uns entfernten, gingen diese wieder ihrer normalen Arbeit nach, um den Rückstand aufzuholen. Zudem wurde auch ein Bergungstrupp zusammengestellt, der die Überreste der Miliz einsammeln soll, damit die Angehörigen ihnen die letzte Ehre erweisen und sie bestattet werden können.

Wir gingen zurück in die Taverne und saßen uns im Schankraum zusammen. Da wir dem Ort einen großen Dienst erwiesen haben, ging das Essen aufs Haus. Wir tranken noch etwas, ich zog mich dann recht früh ins Bett zurück, während die anderen noch ein bisschen mit ein paar der Arbeiter aus dem Dorf feierten. Ich wollte aber einfach nur schlafen, da mich der Kampf doch mehr mitgenommen hatte, als ich dachte.

Am nächsten Morgen ritten wir recht früh im Morgengrauen zurück nach Augustopolis, damit wir die Reise innerhalb von einem Tag hinter uns bringen können und nicht noch irgendwo unterwegs rasten müssen. Die Reise blieb ereignislos und so erreichten wir am frühen Abend, die Sonne war noch nicht hinter den Bergen untergegangen, wieder die Stadt und hielten direkt auf die Kaserne von Legat Kornelius zu, der uns den ursprünglichen Auftrag gegeben hatte. Die Pferde wurden wieder dem Stallburschen übergeben und ein Rekrut führte uns zum Arbeitszimmer des Legaten. Während der ganzen Zeit in der Stadt wurden wir von fast jedem angestarrt, vermutlich wegen des Kopfes des Echsenmonsters, der an sich schon die Größe von einem ausgewachsenem Hund hatte. Aber das war uns ziemlich egal, beziehungsweise glaube ich, dass es den einen oder anderen aus der Gruppe - mich eingeschlossen - schon etwas mit stolz erfüllte, diese ehrfürchtigen Blicke zu ernten.

Wir wurden zum Legaten hineingelassen und präsentierten nach einer knappen Begrüßung den Kopf, den Alarik auf seinem Arbeitsplatz ablegte. Nachdem wir ihm die Geschehnisse berichtet hatten, präsentierte ich auch noch die Zeichnungen, die ich während der Untersuchung des Leichnams anfertigte. Ein Rekrut wurde losgeschickt, und etwas später erschien er wieder mit zwei Büchern, wir verglichen die Informationen und es stellte sich heraus, dass es sich bei der Kreatur um eine "Hydra" handelt, die für jeden Kopf, der abgeschlagen wird oder stirbt, sich dieser erholt und ein zusätzlicher bildet. Die beste Methode ein solches Wesen zu besiegen ist es, den Körper selbst zu beschädigen und nicht die Köpfe.

Wir holten uns noch unsere Belohnung ab, 200 Silbermünzen für jeden und tatsächlich auch noch einen kleinen Bonus, weil wir das Erz gefunden hatten. Anschließend verabschiedeten wir uns und verließen die Kaserne wieder, eventuell werden wir in Zukunft weitere Aufträge bekommen.

In Ignotis - Splitters TagebuchWhere stories live. Discover now