Tag 32 - Zweckgemeinschaft oder Freunde?

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Mein Schlaf sollte aber traumlos und ohne Besuch von Nergal bleiben. Als ich mich am nächsten Morgen aufrichtete, sah ich mich nervös um. Es war zumindest keine Dämonenhorde in Sichtweite, die auf uns zuhält. Auf die Frage hin, ob sich Nergal gemeldet hatte, schüttelte ich nur den Kopf und half den anderen dabei, das Lager abzubauen. Aurum blieb die Nacht über im Lager und hat sich nicht heimlich davon geschlichen. Vermutlich hatte Venat nicht viel geschlafen und den Menschen die ganze Zeit im Auge behalten.

So machten wir uns auf nach Nordwesten zum Fluss und der vermeintlichen Höhle, da wir laut der Karte etwas südlich des Dorfes waren. Ich bildete wie in den letzten Tagen auch schon wieder die Nachhut unserer kleinen Truppe, doch dieses Mal sollte ich nicht alleine grübelnd vor mich hin schreiten, da sich Triti zu mir gesellte. Er fragte mich zum Glück nicht, ob es mir gut geht oder ob alles mit mir in Ordnung ist. Er sagte nur "wenn du reden willst, bin ich ganz Ohr".

Und da kam es mir dann so langsam, was mich die letzten Tage so fertig gemacht hatte. Ich bin gar nicht alleine. In den insgesamt knapp zwei bis drei Monaten, mit denen ich in der Gruppe zusammen unterwegs war, hat sich aus dieser Zweckgemeinschaft, mit der es angefangen hat, doch eine gewisse Art Freundschaft entwickelt. Die Anderen sind schon öfters für mich eingestanden oder haben Kämpfe auf sich genommen, die nicht nötig gewesen wären, ganz am Anfang die Schlägerei in der Kneipe oder vor wenigen Wochen mit dem Barbed Devil. Sie sind an meiner Seite!

...

Doch ist das wirklich besser? Vorher musste ich nur mich und mein eigenes Wohl rechtfertigen. Die Gruppe bedeutet mir etwas, nicht erst seit heute, nein, auch wenn es mir jetzt erst so richtig klar wird. Nein, das ist schon seit längerem so. Und Nergal weiß das vermutlich auch und sobald sich ihm die Möglichkeit bietet, wird er diese Verbindung auch nutzen, um sie gegen mich zu verwenden. So sind Dämonen nun mal... so würde ich es auch machen, wenn die Rollen vertauscht wären und ich mein Ziel erreichen will. Sollte ich die Gruppe doch verlassen, damit ihnen nichts passiert? Es wäre vermutlich sinnvoller, um sie zu schützen. Wie Nergal wohl reagiert, wenn ich zu ihm gehe, aber ohne die Drachenstatue? Vermutlich wäre es dann wohl meine erste Aufgabe, um mich zu beweisen, die goldene Büste zu ergattern und zu ihm zu bringen ...

Aber all diese Gedanken und Zweifel kommen mir erst jetzt, beim Schreiben dieser Zeilen. Zu dem Zeitpunkt, als ich mit Triti marschierte, war ich einfach dankbar über diese ehrliche Aufmerksamkeit. Ich ließ mich mit ihm etwas zurückfallen, sodass nicht alle mithören können und erzählte ihm alles, was mir die letzten Tage auf dem Herzen lag und im Kopf herumschwirrte. Beziehungsweise vielleicht doch nicht alles - meine Zweifel oder meine Überlegungen, zu Nergal überzulaufen, verschwieg ich, auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass er es sich denken kann, dass ich mit diesen Gedanken auch gespielt habe. Vor allem auf die angedrohten Konsequenzen und meine Angst vor dessen erwähnte ich mit Nachdruck.

Auch wenn Triti - natürlich - keine direkte Lösung für meine Probleme hatte, tat es auf alle Fälle gut, mit jemanden mal darüber zu reden.

In Ignotis - Splitters TagebuchWhere stories live. Discover now