- Lola -
Weggedrückt?
Stirnrunzelnd nehme ich das Handy von meinem Ohr und schaue etwas verdutzt auf dessen Display, welches mir meinen Homescreen anzeigt.
Was soll das denn?
Wieso drückt Zoe mich einfach weg?
Das macht sie doch sonst auch nicht…
Die Falten auf meiner Stirn graben sich noch etwas tiefer in meine Haut, während ich das Handy Grübelnd zwischen meinen Fingern drehe.
Vielleicht hat sie dafür aber auch einen guten Grund…
Vielleicht ist sie gerade auf der Toilette…
Vielleicht ist es in der Bar, in der sie und die anderen sich aufhalten, sehr laut und ein Telefonat dementsprechend nicht möglich…
Oder vielleicht ist sie auch gerade auf dem Weg zu einer ruhigeren Ecke, wo sie ungestört telefonieren kann und ruft mich gleich zurück…
Ja, genau…das wird es wahrscheinlich sein.
Zufrieden mit dieser Schlussfolgerung fülle ich meinen Brustkorb mit einem tiefen Atemzug kühler Nachtluft und lasse meinen Blick dabei gleichzeitig über die mäßig belebte Straße gleiten, bis meine Augen mit einem Mal an Nicos Motorrad hängen bleiben, das in unmittelbarer Nähe von Xenias Kneipe neben einer flackernden Laterne abgestellt worden ist.
Tja, damit wird mein werter Halbbruder wohl heute Abend nicht mehr fahren können.
Er hat zwar bisher nicht allzu viel getrunken, aber zum einen sollte er in so einem Zustand trotzdem nicht mehr fahren und zum anderen ist der Abend ja noch nicht zu Ende…
Ein amüsiertes Lächeln huscht über meine Lippen und ich schließe die Augen, während ich mich rücklings gegen die Hauswand von Xenias Kneipe lehne.
Es ist wirklich erstaunlich, was in den wenigen Wochen vor Zoes und meiner Hochzeit alles so passiert ist.
Die vielen Termine und Planungsarbeiten von und mit Rohan und Direktorin Berger.
Der Streit und die Versöhnung zwischen Marie und Constantin.
Und natürlich Nicos plötzliches Auftauchen in meinem Leben und die Gewissheit, dass er Papas Sohn ist...auch wenn ich diesen Umstand noch irgendwie Mama beibringen muss…
Aber sei’s drum.
Früher oder später wird sie die Wahrheit erfahren müssen.
Und wenn Zoe mir beisteht, werde ich bestimmt die richtigen Worte und Formulierungen dafür finden, um Mama das Testergebnis möglichst schonend beizubringen.
Und wer weiß…wenn sie den ersten Schock überwunden und das Ergebnis entsprechend verarbeitet hat, wird sie vielleicht auch irgendwann dazu in der Lage sein, Nico akzeptieren zu können.
Schließlich kann er ja nichts dafür, dass er Papas Sohn ist und ihm obendrein auch noch so ähnlich sieht.
Und abgesehen davon gibt es so noch einen weiteren Teil von Papa, der auf eine bestimmte Art und Weise weiterlebt. Nur eben nicht durch mich, sondern durch Nico.
Und das könnte doch eigentlich auch ein kleiner Trost für Mama sein…
Gerade der letzte Gedanke lässt mein Lächeln noch ein wenig breiter werden, bevor es kurz darauf von einem überraschten Heben meiner Augenbrauen abgelöst wird, als das Handy zwischen meinen Fingern beginnt, lautlos vor sich hin zu brummen.
Ein kurzer Blick auf mein Display genügt, um mir mein gerade noch da gewesenes Lächeln wieder zurück auf die Lippen zu treiben, diesmal allerdings mit einer wissenden Note.
Dachte ich es mir doch…
Geduldig warte ich noch ein weiteres Brummen ab, ehe ich den eingehenden Anruf annehme und das Handy mit einem vielsagenden Schmunzeln an mein Ohr drücke.
„Na, meine Schöne? Konntest du dich von deinen feierwütigen Freundinnen losreißen?“
„Keine Sorge, Zoe ist in hervorragender Gesellschaft.“
Ich erstarre bei dem überraschenden Klang der tiefen Stimme und brauche einen Moment, bis meine Gesichtszüge sich verhärten und meine Finger fest mein Handy umklammern.
„Sie!“, ich schnaube voller Verachtung, „wie zum Teufel kommen Sie an Zoes Handy?!“
„Oh, glaubst du mir etwa nicht, dass Zoe mir ihr Handy freiwillig geben würde? Vielleicht, weil sie von deinem lästigen Anruf genervt ist und mich gebeten hat, mich deiner anzunehmen?“
Die Stimme von Zoes Ex klingt belustigt und belehrend zugleich. Fast so, als würde er mit einem kleinen Kind sprechen, wodurch meine Wut noch mehr angefeuert wird.
„Und warum kann Zoe mir das nicht selber sagen, hm? Ich sag’s Ihnen. Weil es eine Lüge ist! Sie können doch gar nichts anderes als lügen und betrügen! Also hören Sie gefälligst auf so einen Schwachsinn zu erzählen und sagen mir stattdessen auf der Stelle, wo Zoe ist!“
„Wie ich schon sagte, Zoe ist in hervorragender Gesellschaft, meine Liebe…“
„Ich bin nicht Ihre Liebe!“
„Gleich so ungehalten? Tz tz tz“, ich kann förmlich vor mir sehen, wie Zoes Ex bedauernd mit seinem Kopf schüttelt, „Zoe muss wirklich unter einer argen Geschmacksverirrung gelitten haben, als sie mit dir eine Beziehung eingegangen ist…
„Dass Sie es überhaupt wagen, in irgendeiner Art und Weise über Zoe zu urteilen!“, fauche ich und kann nicht verhindern, dass meine Stimme immer lauter wird, „Sie haben Zoe doch nie geliebt! Sie war für Sie ein Spielzeug! Ein netter Zeitvertreib! Sie haben Sie benutzt, belogen, verarscht und betrogen! Und jetzt, wo Sie sehen, dass Zoe endlich glücklich ist, spielt Ihr minderwertiges Ego verrückt und kann es nicht ertragen, dass Zoe Ihnen nicht mehr nachweint und nachläuft, wie in all den Jahren zuvor! Wissen Sie was? Wenn Sie Zoe nicht so verletzt hätten, würden Sie mir einfach nur Leid tun, denn so ein Verhalten, was Sie an den Tag legen, ist einfach nur erbärmlich!“
Schwer atmend lausche ich der Stille am anderen Ende der Leitung, bis ich mit einem Mal ein Knacken und kurz darauf ein dumpfes Piepen höre.
Er hat aufgelegt!
Dieser Feigling hat einfach aufgelegt!
Aber was noch viel wichtiger ist…wo ist Zoe?!
YOU ARE READING
Hochzeit Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 3) (girlxgirl; wedding)
Romance- Fortsetzung zu „Liebe Auf Französisch" und „Weihnachten Auf Französisch" - Man sagt, dass die Hochzeit der schönste Tag des Lebens ist. Was einem jedoch niemand sagt, ist die Tatsache, dass bis zu diesem besagten schönsten Tag des Lebens eine Me...